Der Unländer Damm in Rulle durchquert altes Feuchtgebiet

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Wo einst Sander Unland Gräben zog

iod WALLENHORST
Die Vorsilbe Un- bedeutet meistens nichts Gutes, siehe Unglück oder Unzucht. Genauso verhält es sich mit dem heute nicht mehr gebräuchlichen Wort „Unland“, wie es uns in dem Straßennamen Unländer Damm begegnet. Der Unländer Damm durchquert nördlich des Ruller Siedlungskerns und der Landesstraße 109 die Niederungen des Ruller Flut-Baches, bevor er schließlich auf den in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßenzug Auf der Heide/Vor dem Bruch am Fuß des Frankensundern stößt.

Alte Flurbezeichnungen haben häufig mit der Bodenqualität zu tun, weil sie für die Agrargesellschaft unserer Vorfahren von existenzieller Bedeutung war. Die besten in Anbau genommenen Böden waren die Eschböden. Eine auf den Esch verweisende Flurbezeichnung spiegelt etwa der Eschweg in Rulle wider. Genauso hatten unsere Vorfahren auch für das schlechte unbebaute Land einen Namen. Sie nannten es Unland. Solch ein Unland gab es an vielen Orten, nicht nur in Rulle.

Ursprünglich war das Ruller Unland Teil der gemeinen Mark. Nachdem im 13. Jahrhundert überall die Vollerben- und Halberbenhöfe gebildet waren, siedelten sich anschließend von den Höfen abgehende Söhne in der Feldmark auf kleineren Hofstellen an, es entstanden die Erbkotten.

Hofstellen benannt

Diese Hofstellen erhielten den Namen nach der Örtlichkeit, in die hinein sie angesiedelt wurden. Ein Erbkötter Sander (Alexander), der sich anschickte, im Ruller Unland erste Gräben zu ziehen und ein Stück Landes urbar zu machen, wurde in der Zeit, als Nachnamen in Gebrauch kamen, zum Sander Unland. In der ersten Landesvermessung des Hochstifts Osnabrück durch den kurhannoverschen Kartografen Johann Wilhelm du Plat (1784 bis 1790) ist eben dieser Sander Unland registriert.

Der Namensforscher Theodor Baader hat den Namen Unland als abgeleitet von dem Oberbegriff „unbebaute, wüste Örtlichkeit“ in die gleiche Kategorie zu solchen Namen wie Wöstmann und Heidemann eingeordnet.

Das Ruller Unland nördlich des Klosters war durch die ursprünglich für die Landwirtschaft wertlose Bruchlandschaft um die Ruller Flut charakterisiert. Die Ruller Flut wird etwas weiter flussabwärts nach der Aufnahme des Lechtinger Baches zur Nette. Das Feuchtgebiet der Ruller Flut ließ sich in dieser Zeit nur mittels aufgeschütteter Dämme queren. Neben dem Unländer Damm ist dies weiter östlich der Dörper Damm.

von Joachim Dierks

Quelle: NOZ vom 15.5.2015