Die Steillagen haben es in sich

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Weinprobe im Heimathaus Hollager Hof

Liebevoll hatten die Ehrenamtlichen des Heimatvereins die Tische auf der Diele eingedeckt und mit Käse, Dips, Weintrauben und Baguette sowie dekorativen Frühlingsblumen versehen. Bei Kerzenlicht und festlichem Ambiente konnte der Vorsitzende Stefan Gutendorf etwa 30 Weinfreunde und die Winzerfamilie Alten aus Detzem an der Mosel begrüßen.

Detzem liegt direkt an der einzigen rechtwinkeligen Moselschleife und kennt keinen durchgehenden Autoverkehr. Der Winzermeister Alten und seine Frau betreiben dort ein kleines Weingut, indem sie überwiegend die Rebsorte Riesling, aber auch Spätburgunder, Dornfelder und St. Laurent kultivieren. Die Weinstöcke stehen zu einem Gutteil an den Schiefer-Steilhängen der Mosel, die infolge der besonderen Lage ausschließlich in Handarbeit bewirtschaftet werden.

Da zur Weinprobe unter dem Titel „Von der Rebe ins Glas“ eingeladen war, hatten die Winzersleute die Probe so organisiert, dass Frau Alten die Lagen, deren Bearbeitung übers Jahr sowie die Weinlese und Herstellung anhand einer Videopräsentation vortrug. Der Winzer erklärte die einzelnen Weine, die zur Verkostung anstanden und hakte sich als Experte immer wieder in die wichtigen Eckpunkte der Bilderpräsentation ein.

Rotwein, richtig temperiert…

Sechs Weißweine, ein Blanc de Noir und drei Rotweine standen auf der Probierliste. Zwischen den Verkostungen gab es immer wieder interessante Informationen zu den Tätigkeiten, Besonderheiten, Chancen und Risiken, die rund um den Weinbau anfallen. Dass die Steillagen extrem arbeitsintensiv sind und mit flachen Lagen nicht konkurrieren können, war schnell klar. Aber die sonnenverwöhnten Schieferhänge liefern auch ein besonderes Geschmackserlebnis. Solange der Weinfreund das honoriert, wird es Weinbau am Steilhang geben.

Bei der Verkostung gab es -je nach persönlichen Vorlieben – Zuspruch und Zurückhaltung bei allen vorgestellten Weinen. Dem Protagonisten mundeten besonders die trockenen Weißweine und der halbtrockene Dornfelder, während andere die lieblichen, oder feinherben Weine bevorzugten und diese mit dem Prädikat „das ist meiner“ betitelten.

Zwischendurch wurde als „Trennmittel“ immer wieder auf Weißbrot und Käse zugegriffen. Interessant waren auch die folgenden Themen, die zwischen den Verkostungen bearbeitet wurden: was macht ein Winzer im Winter, lassen Steillagen maschinelle Bearbeitung zu, in welchem Umfang erfolgt die Schädlingsbekämpfung, warum darf an der Mosel erst seit 30 Jahren Rotwein kultiviert werden, wie wird der Weinstock über das Jahr bearbeitet, wie alt werden die Rebstöcke, die Neuanlage ganzer Lagen, wie wird geerntet, gekeltert, abgefüllt …? und… und…, und eine Fülle an Fragen, die das Winzerehepaar geduldig zu beantworten wusste.

Es war ein unterhaltsamer Abend, bei gutem Wein und verquickt mit vielen Informationen. Der Hausherr Gutendorf dankte dem Winzerehepaar Alten für die Darbietungen. Diese boten die angebrochenen Weine noch zur „Nachprobe“ an. Während sich der Protagonist und seine Begleitung ob der erreichten Bettschwere auf den Heimweg machten, sah er aus den Augenwinkeln, wie die Weinfreunde auf eine Nachverkostung zusteuerten. Ein rundum gelungener Abend.    mr