eine der ältesten Strassen in Hollage „Am Ostenholz“

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Wo sich die Getreide-Fuhrwerke über den Berg quälten

Wallenhorst
Heute ist die bescheiden durch die Landschaft führende Straße „Am Ostenholz“ kaum mehr als ein Wirtschaftsweg. Man sieht ihr nicht an, dass sie zu den ältesten in Hollage gehört und einstmals als Mühlenweg eine große Bedeutung hatte.

„Am Ostenholz“ beginnt in der Talstraße am Hof Wellmann, gelangt auf die Höhe des Hollager Berges und führt dann nach Norden bergab zum Hermann-Löns-Weg. Diese Nord-Süd-Verbindung geht auf die frühe Siedlungsentwicklung zurück. Die Mitte des Ortes war der bewaldete Hollager Berg. Südlich des Berges, in der „hohlen Lage“, entstand vor mehr als 1000 Jahren das danach benannte „Hollaghe“, nördlich davon Fiestel. Die Bewohner bezeichneten den östlichen Teil des Bergwaldes als „Ostenholz“. Es reichte bis an die heutige Straße „Am Pingelstrang“.

Der Urhof von „Hollaghe“ wurde im Laufe der Generationen immer wieder geteilt. Die neuen Höfe brauchten weiteres Ackerland. Teile des Ostenholzes wurden gerodet. Dabei entstand der „Lange Sand“, den wir heute als Wohnsiedlung und Straßennamen kennen. Vom alten Ostenholz sind heute nur noch kleine Waldstreifen übriggeblieben.

Die Nord-Süd-Verbindung war wichtig, weil sie zur alten Feldmühle am Hollager Mühlenbach (auf dem heutigen Hof Bohnenkämper) führte. Auf ihr quälten sich die Getreidefuhrwerke über den Berg. „Mühlenwege waren in alten Zeiten genauso wichtig wie Kirchwege“, sagt dazu der Hollager Geschichtsforscher Franz-Joseph Hawighorst, „die Kirche sorgte für den Seelenfrieden und die Mühle für das leibliche Wohlergehen, indem sie das Getreide mahlte als Voraussetzung für das Grundnahrungsmittel Brot.“

Hawighorst hat eine besondere Beziehung zum Ostenholz. Auf dem Scheitel des Hollager Berges steht bis heute das alte Gattmannsche Heuerhaus, in dem sein Mutter geboren wurde und in dem auch schon die Großeltern und Urgroßeltern lebten. Vom Kunstmaler Gerhard Hawighorst (1913 bis 2003) stammt das abgebildete Aquarell, das dieser vermutlich in den 1940er-Jahren angefertigt hat. „Ich erkenne da den Misthaufen vor der Tür. Damals hatten meine Großeltern noch Vieh“, erklärt Franz-Joseph Hawighorst. Ursprünglich ging der Hollager Mühlenweg auf der Anhöhe in exakt nördlicher Richtung weiter. Die alte Trasse ist heute noch in Gestalt eines überbreiten Wanderweges auszumachen. Er läuft auf die heutige Straße Witten Kamp zu, während in neuerer Zeit „Am Ostenholz“ in Richtung des Hermann-Löns-Weges nach Osten verschwenkt wurde.

vom Joachim Dierks

Quelle :NOZ 16.1.2015