Judentum – Was ist das eigentlich?

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Geschichtsabend im „Hollager Hof“

Erneut veranstaltete das Heimathaus „Hollager Hof“ gemeinsam mit der KEB einen Themenabend „Geschichte“. Dieses Mal nicht unter dem Schwerpunkt „Hollager Geschichte“, sondern als Rückschau in eine ferne Vergangenheit. In eine Zeit, die einerseits 2000 oder 4000 Jahre zurückliegt, andererseits jedoch erstaunliche Gegenwartsbezüge aufweist und eines deutlich machte: Existentielle Grundfragen haben die Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten in manchmal ähnlicher Weise bewegt. Und das faszinierende am Judentum, denn darum ging es ja schwerpunktmäßig, ist bis heute, daß ein vergleichsweise kleines Volk die Geschichte seines Werdens bereits sehr früh schriftlich festgehalten und stets neu ausgearbeitet hat und dabei sein politisches Schicksal von seinem Verhältnis zu Gott abhängig gemacht hat. Zumindest in der Sicht seiner Propheten.

Entlang der Chronologie des Alten Testamentes nahm Franz-Josef Landwehr die Zuhörer mit auf eine Zeitreise durch den Alten Orient. Von Adam und Eva über Kain und Abel, Noah, Abraham und Lot zu Jakob und seinen „zwölf“ Söhnen, die der biblische Überlieferung zufolge die Stammväter der zwölf Stämme Israels sind. Wobei Isra-El nicht nur der Name des heutigen Staates Israel ist, sondern als Beiname Jakobs nichts anderes bedeutet als „Gottesstreiter“ oder „Der für den Gott streitet“. Der heutige Staat Israel also begrifflich einen Gottesbezug hat, der als Bezeichnung bereits vor Jahrtausenden entstanden ist und mit Juden und Judentum noch nichts zu tun hatte. Denn bis es so weit war, mußten semitische Nomaden des Nahen Ostens erst mal so etwas wie eine religiöse Ethnie werden, die zudem in räumlicher Nähe zueinander seßhaft wurden, theologisch gesprochen im „Land der Verheißung“, im Land Kanaan also.

Das Judentum als Religion entwickelte sich erst seit dem Babylonischen Exil, aber vorher gab es noch das Reich Davids und Salomos, in dem das eroberte Jerusalem zur kultischen wie auch politischen Hauptstadt aufstieg und das sich nur in einer Schwächeperiode der angrenzenden Großreiche bilden konnte. So wurde der Glaube an JAHWE wie auch der formelle Kult im Jerusalemer Tempel konstitutiv für das Judentum. Eine politische Macht wie zu Zeiten Davids wurde das kleine Land nur noch einmal kurz, bevor dynastische Machtkämpfe kurzerhand von den Römern beendet und im Jahr 70 n.Chr. sowohl der Tempel wie auch die Stadt Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht wurden und das Judentum den Weg in die Zerstreuung antrat. Trotz eines sehr komplexen Themas: In der ihm eigenen, ebenso spannenden wie kurzweiligen Art Geschichte zu erzählen gelang es Franz-Josef Landwehr, den Zuhörern die wesentlichen Entwicklungslinien des alten Israel deutlich zu machen. Die dankten es mit mehrfachem Beifall.

Der Vorstand des „Hollager Hofes“