In der Trommel wenden ist nicht so einfach…

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Seit Mitte März haben wir auf der Streuobstwiese hinter dem Heimathaus „Hollager Hof“ zwei Bienenbeuten stehen. Es sind zwei Jungvölker der Gattung Carnica, die wir zur besseren kommunikativen Unterscheidung „Maja“ und „Willi“ getauft haben. Willi ist das etwas stärkere und Maja das zahlenmäßig etwas schwächere Völkchen. Beide werden regelmäßig über einen internet-basierten Einsatzplan von 6 ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins betreut.

Unsere Bienen sind in sog. Cityboxen (Einraumbeuten) untergebracht, das sind Behausungen, bei denen das Brutnest der Bienen und der Honigraum auf einer Ebene liegen. Es gibt folglich keine gestapelten Kästen, so dass man auf das Heben von Magazinbeuten verzichten kann.

Da diese Art der Bienenhaltung bei den gestandenen Imkern in unserem Umkreis nicht sehr verbreitet ist, sind wir zu guten Teilen auf unsere eigenen Erfahrungen angewiesen. Wir vermuten, dass wir im Frühjahr die Brutnester der Völker etwas zu groß dimensioniert haben. Bereits bei den Revisionen der letzten Wochen hatten wir gesehen, dass die Bienen größere Mengen Honig auch auf den Brutwaben abgelegt haben.

Nun ist der Termin zum Honig Schleudern gekommen, zu dem sich neben der 6-köpfigen Imkergruppe auch einige Vereinsmitglieder als Schaulustige eingefunden haben. Als wir in voller Imker-Vermummung die Honigräume öffnen zeigt sich, dass wir insgesamt nur 8 Waben zum Schleudern entnehmen können. Weniger als wir erhofft haben, zumal die Brut- und Futterwaben in den Bruträumen gut mit Honig gefüllt sind, aber die schleudert man nicht.

Also fegen wir alle Bienen von den 8 Waben, packen diese in bienendichte Kästen und ziehen damit in das Heimathaus. Hier stehen das Entdeckelungsgeschirr, auf dem mit der Entdeckelungsgabel die Honigzellen manuell geöffnet werden und die Honigschleuder (eine freundliche Leihgabe der Angelaschule in Haste) bereit. Natürlich haben wir auch Honigeimer, Grob- und Feinsiebe sowie Behälter zum abstreifen überschüssigen Wachses dabei.

Die Handgriffe sind für die meisten Mitglieder der Imkergruppe Neuland, aber wir haben Eva Maria Wahmhoff als Imkerin mit Erfahrung in unserer Gruppe und mit Franz Langelage einen „Zuschauer“ dabei, der schon in seinen jungen Jahren in der elterlichen Imkerei Hand angelegt hat.
Nach fachkundiger Einweisung können wir die entdeckelten Waben in der Schleuder platzieren, mit der korrekten Drehzahl anschleudern, in der Trommel wenden und mit vollen Touren ausschleudern. Alles im Handbetrieb. Perfekt!

Als der frische Honig aus der Schleuder in den Honigeimer abläuft, werden Tipps auf die Menge abgegeben. 1,5 Kilo, 2,5 Kilo, 4 Kilo… wer bietet mehr? Die mitgeführte Kofferwage zeigt vor Abzug des Eimergewichts (für den Eimer müssen wir 288g abziehen) 5,370 Kilogramm an. Für 7 nicht voll verdeckelte Waben nicht schlecht, denn eine wird sogleich zu Wabenhonig verarbeitet und in Gläser gefüllt.

Natürlich müssen wir alle den Honig auch probieren und so kommt es, dass alle mit einem Teelöffel bewaffnet im Entdeckelungswachs stochern… lecker!

Dann sind die in Schutzkleidung gehüllten Imker Helmut und Manfred wieder dran. Bei den heutigen Temperaturen von 34° im Schatten ist das kein uneingeschränktes Vergnügen. Sie müssen die ausgeschleuderten Waben wieder in die Beuten einsetzen, damit die Bienen die Reste ausschlecken und die beschädigten Waben reparieren können. Dazu brauchen sie maximal 3 Tage.

Anschließend macht sich die Erkenntnis breit, dass die Reinigungsbemühungen für 5 kg Honig ebenso aufwendig sind als hätten wir 50 kg geschleudert. Mit dem Hochdruckreiniger säubert Markus Schleudertrommel und -korb. Das passiert natürlich auf dem Rasen am Haus, der sich ob der hohen Temperaturen sicher über das Wasser freut.

Es werden die Transportkisten, alle Werkzeuge und das Entdeckelungsgeschirr aus- und abgewaschen und wieder im Bienenkeller verstaut. Der Honig muss nun ein paar Tage im verschlossenen Eimer stehen, bevor er cremig gerührt und abgefüllt werden kann. In der kommenden Woche werden wir die Bienenvölker der jährlichen Varroabehandlung unterziehen, danach erfolgt die Auffütterung mit flüssigem Zucker, denn den für den Winter überlebenswichtigen Honig haben wir ihnen ja zum Teil weggenommen. Es ist also noch einiges zu tun.

Die heutigen Aktivitäten am Bienenstand auf der Streuobstwiese und auch beim Schleudern hat Videofilmer Walter Frey übrigens mit seiner Kamera festgehalten. Vermutlich wird er daraus einen interessanten Filmbericht machen, auf den wir uns schon heute freuen dürfen.

2 Replies to “In der Trommel wenden ist nicht so einfach…”

  1. Manfred, du bist einfach ein toller Erzähler!!! Ein wie immer informativer und gleichermaßen unterhaltsamer Bericht!

    1. Danke Dir, ich finde, in dieser ereignisarmen Zeit ist es wichtig, unsere Leser über unsere wenigen Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten.

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