Als der Strom auf Rollen die weite Welt eroberte

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 Geschichte der Elektrizität ist im Hollager Hof zu sehen

Bildunterschrift
ANTIKE ZÄHLERTAFELN aus Marmor finden sich ebenso in der Ausstellung „Von den Anfangen bis zur modernen Elektrifizierung“, die jetzt im Hollager Heimathaus zu sehen ist. Der Vorsitzende des Fördervereins „Hollager Hof“, Josef Pott (Bild, von links), Bürgermeister Helmut Lahrmann und RWE-
Fachmann Laurenz Casser begutachteten als Erste die Relikte aus 100 Jahren Stromgeschichte  Foto: Michael Hehmann

Wallenhorst (pet)
Strom statt Herdfeuer – vor hundert Jahren war dies eine fast unbezahlbare Errungenschaft. Wie rasant sich die Entwicklung auf dem Elektrizitätssektor vollzogen hat, können sich die Besucher des Hollager Heimathauses vergegenwärtigen. Die Ausstellung „Von den Anfängen bis zur modernen Elektrifizierung“ hat für zwei Wochen ihre Pforten geöffnet.

„Plötzlich stehen alle Fahrstühle still, alle Lichter sind er loschen.“ Den Blick auf den  heute unvorstellbaren, voll   ständigen Stromausfall gerichtet, führte Laurenz Casser von der Regionalversorgung NIKE der Rheinisch-Westfälischen  Elektrizitätswerke (RWE) in die  Ausstellung ein. Vor gut 100  Jahren sei kaum ein Haus mit   einem Stromanschluss ausgestattet gewesen. Die Elektrizität habe das Leben der Menschen  seither lebenswerter und humaner gemacht, befand Laurenz Casser. Für den musikalischen Rahmen der Eröffnung  sorgten Katharina Weigel und Renate Awtomanow, die den Gästen klassische Klänge mit Geige und Klavier boten.

Den Mitgliedern des  Hollager-Hof-Fördervereins  bestätigte Laurenz Casser, dass sie (mit der Ausstellung, die zusammen mit der Regionalversorgung NIKE organisiert wurde,  das rechte Gespür für die Heimatgeschichte des Ortes bewiesen hätten. Casser stellte die ersten Stromverträge der damaligen Gemeinde Hollage vor, die mit ihrem Konzessionsvertrag vom 1. April 1911 zu den Gemeinden „der ersten Stunde“ gehörte. Mit einem Bericht in plattdeutscher Sprache aus den Anfängen der Stromversorgung dem „Tanz des Herdfeuers“  und den „Strippen“, entlockte er den Gästen ein Schmunzeln.

250 Jahre lang habe das Hollager Heimathaus, das aus dem Jahre 1656 stammt, auf seine Elektrifizierung warten müssen, betonte der Vorsitzende des Fördervereins, Josef Pott. Daher freute er sich um so mehr, dass sich die Besucher der Ausstellung sowie die besonders willkommenen Schulklassen jetzt die Anfänge der Stromnutzung bis hin zur heutigen leitungslosen Übertragung von Impulsen in den Räumen des historischen Kleinods an der Uhlandstraße ansehen können.

Vom Fernbedienungsschaltgerät über ein Infrarot-Schaltsystem zurück zu den ersten Leuchtkörpern aus Porzellan, prachtvollen Marmor-Zählertafeln oder zu den ersten Installationen von auf Rollen geführten Stromleitungen reicht der Blick in die Zeit, den die Ausstellung ermöglicht. Bürgermeister Helmut Lahrmann, der die Ausstellung offiziell eröffnete, dankte den engagierten „Hausherren“ des Hollager Hofes, die erneut zahlreiche Stunden Freizeit investiert hätten.

Die Ausstellung ist noch bis zum 25. April zu sehen. Die Tore des Heimathauses stehen den Besuchern an Sonnabenden und Sonntagen in der Zeit von 14 bis 18 Uhr offen. Für Gruppen oder Schulklassen ist der Besuch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Terminvereinbarungen bei Professor Hans Kohstall, Telefon 05407/4807.

NOZ vom 12.04.1999