Der Lotse geht von Bord

Loading

Die Gründungsväter Josef Pott (links) und Heinrich Maßbaum verabschiedeten sich aus dem operativen Vorstand des Heimathaus-Vereins, bleiben als Ehren-Vorstandsmitglieder aber der Vereinsarbeit verbunden.  Foto: Joachim Dierks

Nach 26 Jahren gibt Josef Pott den Vorsitz im Heimathaus-Verein ab

jod WALLENHORST.
Eine ganze Reihe tatkräftiger Männer packte vor 26 Jahren mit an, als es darum ging, ein niederdeutsches Hallenhaus von 1656 als Heimathaus in der Ortsmitte wieder zu errichten. Einer ragt aus dieser Reihe heraus: Josef Pott. Der Gründungs-Vorsitzende gab die Leitung im Heimat- und Kulturverein „Hollager Hof“ jetzt in jüngere Hände.

„Wir brauchen verdammt große Füße, um die Fußstapfen auszufüllen, die du uns hinterlassen hast“, sagte der neue Vorsitzende Stefan Gutendorf zu seinem Vorgänger, der „Motor, Kopf und Herz“  des Mega-Projekts gewesen  sei. Der Historiker Franz-Josef Landwehr zeichnete die wichtigsten Stationen nach:

Das Heuerhaus des Hofs Geers-Barlag stand bis 1971 an seinem alten Standort in der Barlage. Als es infolge Überalterung für die Wohnnutzung nicht mehr zu gebrauchen war, entschied der Besitzer, es fachgerecht abbauen zu lassen. Doch was tun mit einem Haufen alter Eichenbalken?

Die Idee des Wiederaufbaues als Teil eines Museumsdorfes rund um die Alte Wallenhorster Kirche erwies sich als zu ambitioniert. 19 Jahre wurde um ein Wiederaufbaukonzept gerungen. Derweil rotteten Ständer, Sparren und Gefache auf dem gemeindlichen  Bauhof in Lechtingen vor sich hin. Josef Pott hatte im Dienste anderer Ehrenämter gerade genug um die Ohren: Renovierung der brandgeschädigten Hollager Kirche, Gestaltung des Kirchenvorplatzes, Bau des Altenheimes St. Raphael, um nur einige  Projekte zu nennen.

„Aber irgendwo im Hinterstübchen musste Josef wohl die Vision vom Wiederaufbau des alten Geers-Barlag’schen Kottens gespeichert haben“, mutmaßte Landwehr, „denn als der Josefs-Kirchplatz fertig war, brauchten der Schaffensgeist, der Durchsetzungswille und die Beharrlichkeit von Josef Pott einen neuen und adäquaten Wirkungsbereich.

Während so manch ein anderer nach rund zwei Jahrzehnten ergiebigsten Schaffens im Ehrenamt gesagt hätte: Jetzt habe ich genug getan, machte Josef sich auf, einen neuen Verein zu gründen, um die Vision vom „Heimathaus Hollager Hof wahr werden zu lassen.“ Pott habe es verstanden, die passenden Leute von der Idee des Heimathauses zu überzeugen. Taktisch klug holte er neben dem Heimat verein auch andere Vereine und Verbände mit guter Verwurzelung in Hollage wie etwa die KAB genauso wie die Vertreter wichtiger Handwerkszweige an einen Tisch.

Damit verfügte der im April 1990 gegründete Förderverein vom Start her über eine breite Basis und tatkräftige Akteure. Nur eine Kleinigkeit  fehlte noch: Geld.

Nach und nach schaffte es Pott, Fördermittel beim Landkreis, bei der Gemeinde und bei der Klosterkammer lockerzumachen und örtliche Firmen „gegen Spendenquittung“ tätig werden zu lassen. Grundstück suchen, Balken sortieren, Ideen formieren, den gleichaltrigen Hof Thumann in Badbergen als Ersatzteillieferanten erwerben und abbauen, gemeinsam mit Architekt Werner Krabbe einen Plan entwerfen und schließlich den Wiederaufbau des ehemaligen Kottens beginnen: Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit -„oder sagen wir besser Sturheit?“ (Landwehr) – setzte Josef Pott auch gegen manchen Gegenwind aus politischen Kreisen die Idee um.

Zu 7000 Stunden freiwilliger Arbeit hatte Pott als nimmermüder Dirigent seinen Vorstand angespornt – und halb Hollage dazu. So „ganz nebenbei“ ging Pott mit dem Standardwerk „Hollage – wie es ist und war“ unter die Buchautoren, rettete ein Teilstück der Kanalbrücke Nr. 75 als Baukulturdenkmal und organisierte im Jahr 2000 an vorderer Stelle das Jubiläum 750 Jahre Hollage mit. Landwehr sprach von einer „Zäsur“, die mit dem Abtritt Potts verbunden sei. Dabei komme ihm die berühmte Karikatur in den Sinn, die Bismarck bei seinem Rückzug als Reichskanzler 1890 als einen Lotsen zeige, der das große Schiff, namens Deutschland verlasse. An Pott gewandt, sagte er: „Du verlässt das Schiff Heimathaus, welches von dir kielgelegt und gebaut wurde und welches du mit Weitblick durch die Klippen der letzten 25 Jahre gesteuert hast.“

Ganz im Sinne des Geehrten vergaß Landwehr aber auch nicht, all die anderen Männer der ersten Stunde wie Heinrich Maßbaum, Siegfried Wulftange, Heinrich Sandmann, Hans Kohstall, Dieter Barlag oder Johannes Otte dankbar zu erwähnen, ohne die das Heimathaus heute nicht da stünde, wo es steht. In die Aufzählung hätte Landwehr selbst auch noch mit hinein gehört.

Quelle NOZ v. 22.03.2016