Die neue Langsamkeit!

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Seit gut 4 Wochen haben wir die Ausgangsbeschränkungen, die wir Covid19 verdanken und die uns mehr oder weniger an den heimischen Herd binden. Unsere  Kontakte beschränken sich auf die Zweisamkeit oder den Familienverbund. In solcher Situation, die für alle zwar ziemlich einsichtig ist, kann man aber auch auf komische Gedanken kommen. Während einer mit seinen Haustieren oder Balkonpflanzen spricht, andere tief in Flasche oder Glas schauen und wieder andere zu häuslicher Gewalt neigen, sind wir auf die Entrümpelung von Haus und Garten verfallen.

So geschehen am Heimathaus Hollager Hof. Zu den ausrangierten Möbeln der dortigen Mieterin gesellten sich auch zwei  total verrottete Gartenbänke, von denen eine den Namen „Kolping-Hollage“ führte. Vermutlich eine Spende der „Kolpings-Familie“ aus dem vergangenen Jahrhundert. Nachdem wir das wertige Messingschild abgeschraubt hatten, kam der Rest an die Uhlandstraße und wartete auf den Sperrmüll.

Groß war die Überraschung zur Mittagszeit des folgenden Montags. Die Herren vom Sperrmüll hatten alles mitgenommen, bis auf die beiden Gartenbänke und eine Stehlampe. Ein kurzes Telefongespräch brachte spontan Klarheit. Als Sperrmüll gelten Möbel des privaten Haushalts, nicht aber elektrische Kleingeräte (Lampe) und schon gar nicht gezimmerte Gartenbänke, die zudem noch mit Holzschutzmittel behandelt sind. Damit waren wir mal wieder etwas schlauer geworden.

Die Bänke zurück in den Bauerngarten zu verfrachten, war keine Option. Also haben wir den Hänger ans Auto montiert, die Bänke aufgeladen und gleich noch die zwei Tonnen mit den Resten vom Vertikutieren für den Blühstreifen dazu. Die wären so oder so beim nächsten Transport mit dabei gewesen.

Das eigentliche Übel  ereilte uns aber erst später im Hollager Industriegebiet auf der Zufahrtstrasse zum AWIGO-Recyclinghof. Dort stießen wir auf das Ende einer Autoschlange beträchtlicher Länge und alle hatten Sperrmüll oder Grünabfall im Gepäck.

Wenn man als umsichtiger Verkehrsteilnehmer bei Grundstücksausfahrten zur Freude der Eigentümer eine Lücke in der Warteschlange lässt, kann man aber auch Kurioses erleben. So überholte uns ein Gespannfahrer in der Warteschlange rechts auf dem Bürgersteig und fädelte sich furchtlos vor uns in der gelassenen Lücke ein. Erst waren wir sprachlos, aber auf die Frage, „was diese Nummer denn sollte„, war zu vernehmen, „er habe Platz machen müssen, normalerweise täte er so etwas nicht„. Wir haben es unter „Corona-Kollateralschaden“ verbucht.

Mit der Durchschnittsgeschwindigkeit von Fahrzeugen während einer Vorstellung im Autokino erreichten wir nach etwa 35 Minuten den Recyclinghof und damit das Ziel unserer Bemühungen.  Das ist wohl die neue Langsamkeit, an die wir uns gewöhnen werden.

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