Kalkofen und Ziegelei brauchten eine ordentliche Straße

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Die Hollager Straße hieß noch Hauptstraße, als in den späten 1940er-Jahren dieses Foto entstand. Es zeigt die von Linden bestandene Ortsdurchfahrt aus östlicher Richtung. In der Mitte Gasthaus und Bäckerei Strößner. Foto: Archiv Heimathaus Hollager Hof

von Joachim Dierks

Wallenhorst. Kilometerlang führt die Hollager Straße von der Großen Straße in Wallenhorsts Mitte durch Hollage-Ost, durch das Zentrum von Hollage, über die Brücken des Zweigkanals und der Hase und erreicht dort die Landesgrenze und damit den Lotter Ortsteil Halen.

Bis zur Gebietsreform 1972 hieß sie im Bereich der Gemeinde Hollage „Hauptstraße“, im Bereich der Altgemeinde Wallenhorst hingegen bereits „Hollager Straße“. Sie ist so lang, dass wir sie in zwei Teilen vorstellen. In der letzten Woche nahmen wir den Westteil in den Fokus , heute ist der östliche Teil an der Reihe.

Als Landesstraße 109 und Umleitungsstrecke der Autobahn A 1 erweckt die Hollager Straße den Eindruck, schon immer die Ost-West-Hauptachse gewesen zu sein. Das war sie aber nicht. Als 1850 die Gauß‘schen Vermessungskarten fertiggestellt waren, gab es nur Teilstücke. Mitten in Fiestel – das ist der alte Siedlungskern etwa im Bereich der heutigen Boeckerstraße und Liebigstraße – existierte der Vorläufer der Hollager Straße nur zwischen Fürstenauer Weg und heutiger Bergstraße. Die Karten von 1850 belegen, dass östlich anschließend vom Fiesteler Kirchweg bis zum Waldgebiet der Dillen durchgehend Ackerland war, Remmen Esch genannt. Mitten durch den Acker führte aber ein Fußweg, der sich in etwa mit dem Verlauf der heutigen Hollager Straße deckt.

Die Ziegelei gab es 1850 am Ende dieses Fußweges noch nicht, dafür dort aber eine Nord-Süd-Verbindung, die heute die Bezeichnungen Ziegeleistraße und Nachtigallenweg trägt. Von dieser Nord-Süd-Verbindung bis zum Witten Kamp war 1850 dann wieder ein Stück „Hollager Straße“ vorhanden. Danach folgte zunächst wieder Wald bis zu dem Punkt, an dem heute die Uhlandstraße als Waldweg in die Hollager Straße mündet. Die heutige Uhlandstraße war für die Bewohner von Dörnte der Kirchweg, die Hollager Straße war ab diesem Punkt der Dörnter Kirchweg, der sich unterwegs mit dem Fiesteler Kirchweg vereinte. Die Strecke der Hollager Straße vom heutigen Kreisel „Pingelstrang“ bis zur Großen Straße war 1850 zwar schon vorhanden, sie ist jedoch keine alte historische Wegeverbindung.

Eine große Bedeutung erhielt die Straße in Hollage ab 1907. Damals baute der Haster Unternehmer Möller westlich des heutigen Nachtigallenweges einen Kalkofen. Der fertige Kalk wurde mit Pferdegespannen über diese Straße bis zum Bahnhof Halen gefahren und dort verladen. Einige Jahre später folgte die Hollager Ziegelei schräg gegenüber. Für die Ziegelei und auch für die Firma Möller war die „Landstraße von Halen nach Wallenhorst“ als Hauptverkehrsstraße sowohl in die östliche als auch in die westliche Richtung unentbehrlich. 

Der Historiker Franz-Joseph Hawighorst hat die Frage aufgeworfen, wann die Hollager Straße mitten in Fiestel die wichtigste Straße wurde und den weiter nördlich verlaufenden Fiesteler Kirchweg (heute Fiesteler Straße) in der Bedeutung zurückdrängte. Seine Hypothese: „Während andernorts ein Kirchbau das entscheidende Signal setzte, dürfte es hier der Schulbau aus dem Jahre 1838 gewesen sein.“ Diese Schule ist auf dem Foto am linken Bildrand zu erahnen. Es folgten entlang dieser Straße 1891 der Bau des Gasthauses Strößner, später dann auch des Gasthauses Barlag und der Josefskirche.

Quelle: NOZ vom 30.7.2015