Obstblüte, kalte Nächte und Drohnenbrut

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Längst hat das Bienenjahr wieder begonnen.  Als  Mitte März die Tage wärmer wurden, entschieden unsere Bienen auf der Streuobstwiese am Hollager Hof, dass der Sommer kommt.  Nach erfolgreichem Reinigungsflug trugen sie Pollen ein. Unser imkerlicher Blick auf die Futtervorräte der Bienen machte deutlich, dass eine Nachfütterung mit 2,5 kg Futterteig  je Volk ratsam erschien. Die wurde auch dankbar angenommen und in kurzer Zeit vertilgt. Auf einen intensiveren Blick in die Brutnester verzichteten wir, weil die Außentemperaturen doch recht kühl waren.

Das war die richtige Entscheidung, denn nach dem kurzen frühlingshaften Aufflackern der Tagestemperaturen schob sich wieder eine Kälteperiode über das Land, mit Schnee, Nachtfrost und Polarluft. Kein gutes Pflaster für Bienen. Gut, dass wir vorgesorgt hatten.

Anfang April entnahmen wir die leeren Futterbeutel (die zum Teil schon von den Immen ausgebaut waren) und setzen Drohnenrahmen ein. Diese werden von den Bienen mit Drohenzellen ausgebaut, und wenn sie mit Drohnenbrut gefüllt und verdeckelt sind, herausgeschnitten und vernichtet. Das macht Sinn, denn die Varroa-Milben ziehen kurz vor der Verdeckelung der Drohnenzellen in diese ein, um sich dort von den Maden zu ernähren und fortzupflanzen.  Schlüpfen die Drohnen nach insgesamt 24 Tagen, dann bringen sie gleich auch zwei neue Generationen Milben mit in den Bienenstock, die das Volk stark belasten. Deshalb dürfen sie erst gar nicht schlüpfen, sondern werden in ihrer Wabe bei minus 18° tiefgefroren und mitsamt der Milbenlast getötet. Das bezeichnet man als vorbeugende Milbenbekämpfung.

Die Varroa- Milbe  wurde in den 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus Asien eingeschleppt und hat es in über 40 Jahren geschafft, jedes Bienenvolk zu befallen. Würden die Imker die Milbe nicht vorbeugend oder in der brutlosen Zeit, im Spätherbst, mit Ameisensäure bekämpfen, dann würden die Bienenvölker unter der Milbenlast, die potentiell wächst, schnell zugrunde gehen. Im Vergleich zu uns Menschen wäre ein Milbenbefall so zu werten, als hätten wir rund um die Uhr ein Kaninchen auf unseren Schultern zu tragen, das uns permanent anknabbert.

Gestern war der richtige Zeitpunkt für diese Drohnen-Operation, die Helmut und Mechthild vom Imker-Team vorgenommen haben.  Es bleiben noch genug Drohnen übrig, denn die Königin legt unbefruchtete Eier sporadisch auch zwischen der Arbeiterinnen-Brut ab.

Drohnen – also die „männlichen Bienen“-  sind ausschließlich für die Fortpflanzung da, können sich nicht selbst versorgen und betteln ständig um Futter. Das brauchen sie auch, denn der Konkurrenzkampf um die Jungköniginnen an den Drohnensammelplätzen in ein paar hundert Metern Höhe kostet Kraft und wenn es ein Drohn bis zur Begattung schafft, dann fällt er danach sofort tot zu Boden. Ein sehr kurzes Vergnügen.

Hat der Drohn keine Jung-Königin getroffen, kehrt er zurück in seinen Bienenstock und frisst sich bis zum nächsten Versuch weiter durch. Im Herbst werfen dann die Arbeitsbienen in einer „Drohenschlacht“ alle überlebenden Drohnen als unnütze Esser aus dem Stock. Sie dürfen nicht überwintern und verhungern dann oder werden leichte Beute für die Ameisen.

Die Obstblüte hat begonnen. Die Bienen werden sich jetzt weitere Arbeitsbienen erbrüten, die Nektar und Pollen eintragen. Beides wird für die Energieversorgung und die Brut dringend benötigt. Bleibt zu hoffen, dass die Tagestemperaturen weiter steigen und Nachtfröste ausbleiben.

In etwa 14 Tagen wird das Imker-Team vom Heimathaus Hollager Hof, entsprechend seinem „Einsatzplan“, wieder einmal kurz in die Völker schauen. Vielleicht gibt es wieder viel Drohnenbrut oder eines der Völker neigt zum Schwärmen. Wir werden darüber berichten.

One Reply to “Obstblüte, kalte Nächte und Drohnenbrut”

  1. Ein toller Bericht! Unterhaltsam und lehrreich zugleich!! Das Kapitel Varroamilben-Bekämpfung erfordert echt besonderen Imker-Einsatz! Hoffen wir, dass bald irgendein findiger Forscher ein pfiffiges Mittel entwickelt.

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