Vor 150 Jahren robbten hier die Infanteristen durch die Heide

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Straße Am Exerzierplatz in Hollage-Ost erinnert an militärisches Übungsgelände

jod WALLENHORST. Wie gerät denn nur ein Exerzierplatz in ein friedliches Wohngebiet? Das konnte man sich fragen angesichts der brav aufgereihten Siedlungshäuser, die ältesten von ihnen aus den frühen 1950er-Jahren, die so gar nicht militärisch  daherkommen. Tatsachlich war hier aber nach  den napoleonischen Befreiungskriegen vom Königlich- Hannoverschen Heer in der  ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts  ein „Cavallerie-  Exercierplatz“  eingerichtet worden.

Das ist nachzulesen in der Chronik „1150 Jahre Wallenhorst“. Darin beschreibt Martin Joseph die Rolle, die Wallenhorst unter den wechseln den Herrschaften  bis zur Reichsgründung 1871 spielte. Für die garnisonsmäßige Unterbringung von Soldaten  waren die Kirchspiele Wallenhorst und Rulle viel zu  klein und unbedeutend. Wohl aber bekam Hollage eine gewisse militärische Bedeutung, als in der Hollager  Feldmark auf einer etwa 22  Morgen großen Heidefläche  besagter Exerzierplatz angelegt wurde. In einem alten Kartenwerk, der „Gauß‘ sehen Landesaufnahme von 1835/1841“, ist der Exerzierplatz eingezeichnet. Das hat Franz-Joseph Hawighorst, in der Gemeindeverwaltung passenderweise zuständig für Flächenmanagement und Grundstücksangelegenheiten, schnell herausfinden können.

Demzufolge wurde der Exerzierplatz in etwa von den heutigen Straßen Hermann-Löns-Weg, Reiterweg, Hollager Straße und Am Pingelstrang umgrenzt. Den Reiterweg gab es damals schon, bestätigt Hawighorst, zwar nicht unter diesem Namen, aber in dieser Funktion: Er diente als Zuwegung zu der ansonsten völlig unerschlossenen Heidefläche. Die heutige Straße Am Exerzierplatz war noch nicht existent – sie wäre mitten über den Exerzierplatz gelaufen.

Im Jahr 1868 war das Gelände „für militärische Zwecke entbehrlich geworden“. Das Königreich  Hannover war inzwischen an Preußen gefallen, und die preußische Armee setzte  auf andere Übungsstätten. Das Königliche Kriegsministerium versteigerte im Dezember 1869 die Fläche öffentlich meist bietend. Den Zuschlag erhielt der Colon (Bauer) Sudowe aus Lechtingen mit seinem „Meistgebot“ von 662 Talern.

Wie Hawighorst zu berichten weiß, trug der alte Exerzierplatz auch noch einen anderen Namen. Bis in die frühe  Nachkriegszeit   hinein sprach der Hollager Volksmund vom „Bucksplatz“. Dieser Name geht auf die Tatsache zurück, dass die Gemeinde Hollage hier quasi als  Deckstation einen Stall unterhielt, in dem der „amtliche  Ziegenbock“ der Gemeinde  gehalten wurde.

Aufgrund eines Vertrages  aus dem Jahr 1924 durfte der  Hollager Bock auch von Wallenhorster  Ziegen besucht werden. Dafür zahlte die Gemeinde Wallenhorst einen  Anteil an den Futterkosten.

Quelle: NOZ 30.5.2014