Wenn der Honig fließt

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Im vergangenen Corona Jahr hatte der Frost die Obstbaumblüte ziemlich zerstört. Schlechte Voraussetzungen für Obstbauern und Bienen. Wir Imker vom Hollager Hof setzten noch ein weiteres Malheur drauf und vereinbarten einen sehr späten Schleudertermin. Honig war im August schon nicht mehr vorhanden, denn die Bienen hatten ihn für ihr Brutgeschäft selbst verbraucht. Viel wäre es sowieso nicht gewesen. 

Dieses Jahr wollen wir alles besser machen und deshalb haben wir bereits jetzt im Mai nach der Obstblüte den Honig geerntet. Von unseren zwei Wirtschaftsvölkern hatte allerdings nur eines etwa 5 kg Honig eingetragen, das andere Volk hatte so gut wie nichts an Honig in den Waben. Vielleicht liegt es an den von uns präferierten Langbeuten, in denen die Bienen leben. Bienen tragen ihren Honig gerne an die entfernteste Stelle im Stock und das ist in Magazinbeuten, die gestapelt sind, die oberste Zarge. 

Bei unseren Lang- oder auch City-Beuten müssen sie den Honig auf derselben Ebene einlagern, auf der sich auch die Brutwaben befinden. Das scheint nicht immer ihre erste Wahl zu sein. Kurzum, würden wir nicht auch die Schwarmvölker der vergangenen Jahre, die allerdings mittlerweile private Standorte haben, mit abschleudern, würde es sich für die Völker auf der Obstwiese am Heimathaus nicht wirklich  lohnen. Im Refraktometer sehen wir dank des trockenen Wetters einen Wassergehalt des Honigs von 16 %, das passt.

Der Schleudervorgang findet wiederum auf der bienenfreien Diele im Heimathaus statt. Die geliehene Schleuder, das Entdeckelungsgeschirr und die aus den Beuten entnommenen Honigwaben stehen auf Tischen bereit. Zur Unterstützung der 6-köpfigen Imkergruppe des Vereins sind die “Nachwuchsimker” Johann, Burkhard und Felix dazugekommen. Sie helfen beim Entdeckeln der Honigwaben, drehen  kräftig an der Schleudertrommel und zeigen reges Interesse an der Imkerei. Ihren Spaß haben sie auch dabei. Der Honig fließt unter ihrer Aufsicht durch zwei verschiedene Siebe direkt in die Honigeimer. 

Am Ende der Prozedur wiegen wir 22 kg Honig, wovon etwa ein Viertel auf die Obstwiese am Heimathaus entfällt. Im Anschluss an das Schleudern muss alles mit kaltem Wasser wieder gereinigt werden, was eine weitere Stunde in Anspruch nimmt. 

Die Honigeimer wandern in den Bienenkeller. In den kommenden 3 Tagen muss der Honig abgeschäumt werden, d.h. die aufsteigenden mikroskopisch kleinen Wachspartikel müssen von der Oberfläche entfernt werden. Wenn der Honig in einigen Wochen zu kristallisieren beginnt, werden wir ihn 5 Tage lang  jeweils 10 Minuten lang cremig rühren. Danach können wir ihn in Gläser abfüllen. Nach der Lindenblüte werden wir ein weiteres Mal schleudern, wenn die Bienen das auch so sehen. (Fotos: E.-M.Wahmhoff, W. Frey)