Der Straßenname „Am Pingelstrang“ lässt verschiedene Deutungen zu – heute Teil 1

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War es die Glocke des Schmieds?

jod  WALLENHORST
„Am Pingelstrang“ in Hollage-Ost gehört zweifelsfrei zu den originelleren Straßennamen im Gemeindegebiet. Die meisten Menschen, die in den gut 100 Häusern an der 1,5 Kilometer langen Verbindung zwischen Hollager Straße im Norden und Pyer Kirchweg im Süden wohnen, werden schon oft nach der Namensherkunft gefragt worden sein und aus voller Überzeugung die Geschichte vom Schmied Gausmann und seiner kleinen Glocke weitergetragen haben. An dieser Geschichte sind jedoch Zweifel erlaubt.

Der Hollager Franz-Joseph Hawighorst, der in der Gemeindeverwaltung unter anderem für Grundstücksangelegenheiten zuständig ist und sich privat eingehend mit der Geschichte seiner Heimat befasst hat, kommt zu dem Ergebnis, dass der Name viel älter ist als der Schmied, der vor 150 Jahren lebte. „Ich befürchte jedoch einen Aufstand in Hollage-Ost, wenn die Geschichte des Pingelstrangs neu geschrieben werden müsste“, erklärt Hawighorst schmunzelnd.

Er schlägt deshalb vor, zunächst einmal die landläufige Erklärung wiederzugeben. In seinen Worten liest sie sich so: „Gedanken haben sich die Bewohner von Hollage immer schon darüber gemacht, wie in früheren Jahrhunderten dieser nicht alltägliche Name entstanden sein könnte. Pingel könnte eine Bezeichnung für eine kleine Glocke sein. Und so war es denn nicht weit bis zu der Geschichte vom Schmied Gausmann, der sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dort ansiedelte, wo sich jetzt die Eichenstraße befindet(späteres Anwesen Nardmann). Gausmann war aber nicht immer in seiner Schmiede zu erreichen, da er beim Piesberg für das Beschlagen der Pferde zuständig war. Er soll eine Glocke auf dem Hof gehabt haben, die er betätigte, wenn er für seine Kunden im Kirchspiel Wallenhorst erreichbar war. Eine zweite Version der Geschichte hat ebenfalls mit der Arbeit des Schmiedes zu tun. Das Geräusch, das beim Schlagen auf den Amboss entstand, könnte das „Pingeln“ sein, das dem Ort und später der Straße den Namen gegeben haben könnte.“

Eine weitere Abwandlung der Gausmann-Geschichte -sozusagen Version 1.2 – geht so: Wenn Gausmann sein Tagwerk am Piesberg mit dem Beschlagen der dort in großer Zahl eingesetzten Arbeitspferde verrichtet hatte und nach Hollage zurück kehrte, signalisierte er dies mit einem halbautomatischen Läutwerk an seiner Kutsche. Er zog an einem Strick hinter dem Kutschbock. Damit löste er den Schlag eines Eisenrohrs gegen eine Glocke aus. Dies war das Zeichen für die Hollager, dass er wieder zurück war und sie nun mit ihren Pferden oder sonstigen Schmiedearbeiten zu ihm kommen konnten.

Aber, wie gesagt,-es gibt auch noch die Version 2.0. Fortsetzung folgt.

von Joachim Dierks

Quelle: NOZ vom 4.7.2014