Mit Werner und Wally im Naturpark Hoher Fläming

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Wir treffen uns um 11:00 Uhr an der Gedenkstätte an der Autobahnabfahrt Marienborn. Die Frühstarter sitzen schon auf der Außenbestuhlung des Restaurants beim Zweitfrühstückskaffee. In der Gedenkstätte treffen wir die Dame, die uns den geschichtsträchtigen Ort näher bringen wird. Zu Zeiten des kalten Krieges wurden hier täglich tausende von DDR-Besuchern und Transitreisende abgefertigt und oft genug auch schikaniert. Wir erfahren heute, was damals hinter den Kulissen ablief, was die Reisenden der damaligen Zeit nicht wussten. Selbst nach so langer Zeit ist es beklemmend und irritierend. Niemand kann jedoch sicher sein, dass Ähnliches nicht wieder geschieht.

Nach knapp 2 Stunden Besichtigung geht es mit unseren Autos weiter zum Naturpark Hoher Fläming, ein Waldgebiet zwischen Potsdam und Magdeburg an der westlichen Grenze Brandenburgs zu Sachsen Anhalt.  Wir steuern Wiesenburg/Mark, genau Jeserig an, wo wir als Gruppe mit 22 Teilnehmer/innen im Familienhotel Brandtsheide mit Halbpension bei Birgit Rudolf einchecken. Das Hotel liegt ziemlich zentral im Wandergebiet  und bietet im Neubautrakt geräumige moderne Zimmer, im Hauptgebäude kann das eine oder andere Gemach eine Renovierung vertragen.  

Die Auftaktwanderung am Montag, geführt von Rosi, geht über 13 km durch Feld und Wald, vorbei an riesigen Findlingen aus der Eiszeit und dem sagenbehafteten Brautbett in der Brautrummel, auf dem wir eine kurze Rast machen. Die Gegend ist ideal zum Wandern, bietet viele schattige Waldwege und ist sehr dünn besiedelt. Man trifft selten auf Menschen.

Da der Hausherr und Wanderführer Werner noch nicht an Bord ist (er werkelt noch in der Schweiz in Nachbarschaftshilfe), übernimmt George, ein Freund aus der Nachbarschaft unsere Wandergruppe am Dienstag. Wir erfahren viel über die Brandenburgische Natur und hören interessiert, dass die Wölfe den Fläming bereits erobert haben. George ist selbst ein Wolfgeschädigter, denn sein Streichelzoo, bestehend aus Schafen und Ziegen wurde des Nachts von Wölfen niedergemacht. Kaum zu glauben auch, dass es für gerissene Tiere, die nicht gewerblich gehalten werden, keine Entschädigung gibt. Obwohl wir auf einsamsten Waldwegen unterwegs sind, sehen wir keinen einzigen Wolf. Noch sind sie scheu.

Am Mittwoch ist Wanderführer Werner wieder im Hause und es geht durch die weitläufig angelegten Parkanlagen nach Wiesenburg. Begleitet werden wir auch von Wally 3, einer 14 Wochen alten Berner Sennenhündin. Wir sehen hautnah die Folgen des Klimawandels. Uralte Rhododendrenbüsche sind regelrecht von der Sonne verbrannt und selbst Birken vertrocknet.

Am Wiesenburger Schloss treffen wir einen Bekannten unseres Wanderführers Werner, der uns in das Gemäuer führt. Es sind 15 Eigentumswohnungen im Schloss entstanden und wir sehen die geschmackvoll eingerichteten Gemeinschaftsräume und genießen den Blick von der Terrasse auf den gemeindlichen Schlossgarten. Auf dem Rückweg wandern wir durch eine Allee von Mirabellenbäumen jeder Geschmacksrichtung. Die Früchte sind reif und hängen und liegen in nie gesehener Fülle auf und unter den Bäumen. Da die Gewächse im öffentlichen Bereich stehen, fallen wir hungrig über die Früchte her…lecker.

Zum Abschluss besichtigen wir eine Art Gärtnerei, in der Wasserpflanzen auf Matten – ähnlich dem Rollrasen – für die Befestigung von Uferbereichen gezüchtet und versandfertig gemacht werden. 

Der Donnerstag steht im Zeichen verschiedener Besichtigungen in der Landeshauptstadt Potsdam. Mit dem Zug fahren wir von Wiesenburg direkt ins Zentrum. Zunächst führt uns eine versierte Stadtführerin auf den Spuren bekannter Filmproduktionen durch die Innenstadt. Interessiert erfahren wir, dass die Gebäude um den Alten Markt erst in jüngerer Vergangenheit neu aufgebaut wurden. Zur DDR-Zeit war vieles abgerissen worden. Im Filmmuseum bekommen wir einen Einblick in die Geschichte des Films und des heutigen Filmstudios Babelsberg. Wer von uns hätte gedacht, dass so viele aktuelle Hollywood-Produktionen in Babelsberg entstehen und dass es vergleichbare Produktionsstätten auf der Welt nicht gibt.

Nachmittags fahren wir mit dem Bus die Sehenswürdigkeiten Potsdams ab. Das Holländische Viertel, Schloss Cecilienhof (Potsdamer Konferenz), Glienicker Brücke, Sanssouci, Schloss Charlottenburg und das Neue Palais sind nur einige Stationen, die wir sehen und auch besichtigen. Angefüllt mit aufgefrischtem und neuem Wissen bringt uns die Regionalbahn zurück nach Wiesenburg. Dort erwartet uns, wie jeden Abend ein hervorragend frisch zubereitetes Abendessen mit Zutaten aus der Region. Dazu ein frisch gezapftes Bier… Entspannung pur.

Der Burgenbus, ein öffentliches Verkehrsmittel zur touristischen Erschließung, bringt uns an den folgenden zwei Tagen entweder zum Startpunkt unserer Wanderungen oder er bringt uns zum Abendessen wieder zurück zum Hotel Brandtsheide. Das Wetter zeigt sich von der klimakatastrophalen Seite, es ist sehr warm, manchmal drückend. Wir wandern durch Laubwald, der unter der Trockenheit leidet und finden Lichtungen und Wiesen mit blühenden Blumen und Gräsern. Als wir eine Pause an der Bockwindmühle auf dem 156 m hohen Mühlenberg in Borne einlegen, überrascht uns unsere Hotelwirtin Birgit mit einem leckeren Picknick samt Kaffee und Kuchen.

Tolle Eindrücke und Erlebnisse sind das für uns und an den Abdrücken auf den Wegen erkennt das geschulte Auge, das neben Damwild und Schwarzkitteln auch ein Wolf schon hier war. Da dieser immer die schwächsten Mitglieder einer Rotte ins Visier nimmt, versucht der Chronist, nicht immer der letzte in der Wandergruppe zu sein.

Sonntagmorgen nach dem Frühstück ist Packen und Abreisen angesagt. Sieben wunderschöne Urlaubstage im Hohen Fläming liegen hinter uns. Das Wandergebiet und das Hotel Brandtsheide sind eine Empfehlung wert, auch wenn wir vermutlich alle in dieser Zeit wegen der guten Verpflegung auch an Gewicht gewonnen haben 🙂

One Reply to “Mit Werner und Wally im Naturpark Hoher Fläming”

  1. Danke für diesen Beitrag. Er gibt wieder, was ich in der Wanderwoche erlebt habe. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr. Mal sehen, welches Ziel Reinhard und Walter dann für uns aussuchen.

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