Von alten und neuen Gemäuern

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Der erste Ausflug der Dienstagsgruppe im Jahr 2020 ist ein Heimspiel, denn er führt die gut 30 Teilnehmer zunächst ins Alte Dorf Wallenhorst zur Alten Alexanderkirche. Wie bei Heimspielen üblich, ist kein Bus im Einsatz, denn die Anreise erfolgt mit dem eigenen Pkw. Am geschichtsträchtigen Monument erwartet uns bereits Günter Recker, der zum ehrenamtlichen Urgestein der Alten Kirche gehört.

Er begrüßt die Gruppe und nimmt uns zunächst mit auf einen Rundgang um das Gebäude, dessen Grundmauern in das 8. Jahrhundert, die Zeit Karls des Großen datieren. Natürlich ist der Sakralbau im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert worden. Als die Kirche in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts für den Ansturm der vielen Gläubigen zu klein war, baute man die neue Alexanderkirche auf dem Bockholt, die ab 1882 genutzt wurde. Damit begann der Niedergang des alten Kirchleins, der erst durch Renovierungsarbeiten und Ausgrabungen in den 60iger und 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts beendet wurde.

Günter Recker führt uns im leichten Nieselregen über den aufgeschütteten Kirchhof, feuchtes Terrain, das über Jahrhunderte als Friedhof diente. Gräbt man in die Tiefe, stößt man unweigerlich auf menschliche Knochen. Als das Gelände im Zuge der Restaurierungsarbeiten hergerichtet wurde, stieß man auf untergegangene Grabsteine, die heute wieder aufgerichtet sind. Deutlich zu erkennen sind die später angebauten Gebäudeteile.

In den Türsturz der 1767 neu geschaffenen Seitentür ließ Pastor Friedrich Goßmann einmeißeln:

VNI DEO s. CAROLVS EX FANO SACRAVITDem einzigen Gott hat der heilige Carl (diese Kirche) aus einem (heidnischen) Heiligtum geweiht“.

Im Kirchenschiff bewundern wir die geschnitzte Kanzel, die aus der Osnabrücker Dominikanerkirche stammt und das aufwendig restaurierte Bildnis des heiligen Hubertus auf ledernem Grund.

Zu allem weiß Recker Interessantes zu berichten, auch zum Einzug der hölzernen Orgel, deren besonderer Klang in der Akustik des Hauses heute durch unsere Organistin Ursula Rose präsentiert wird. Das Instrument haben die Ehrenamtlichen des Fördervereins erst vor gut 5 Jahren mit Muskelkraft auf den Orgelboden gehievt.

Wir lauschen den Klängen der Orgel, aber die alten Kirchenbänke sind offensichtlich für Zwerge entworfen und heutzutage würden sie auch als Folterwerkzeuge durchgehen.

Unsere Besichtigung endet hier in der Sakristei und wir fahren hinüber zum Wallenhorster Friedhof. Wir wollen auch noch einen Eindruck vom neuen Kolumbarium mitnehmen. Dieses stellt sich als moderner Umbau der ehemaligen Wallenhorster Friedhofskapelle dar, mit etwa 800 Urnenplätzen, die derzeit überwiegend noch nicht belegt sind. Wenn man herkömmliche Friedhöfe als horizontale Bestattungsflächen kennt, dann ist diese, auch vertikal zu belegende Variante, einigermaßen gewöhnungsbedürftig. Den Chronisten befällt spontan ein Kopfkino, das sich wenig pietätvoll mit „Kreuzfahrt ins Jenseits“ beschreiben lässt. Ebenso spontan denkt er an einen Friedwald, muss ja nicht gleich morgen sein.

So gestählt streben wir dem Gasthaus Barlag zu, wo wir das vorbestellte Mittagessen einnehmen. Vorstand Reinhard Kruithoff bedankt sich bei Günter Recker für die informative Betreuung und wir fachsimpeln bei Rumgrog, Tee und Hefeweizen über Gott, die Welt und unsere Krankheiten.

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