Hollager Straße ist noch gar nicht so alt

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Bei Hochwasser der Hase war schulfrei

von Joachim Dierks

Wallenhorst
Zu den kilometerlangen ortsteilübergreifenden Straßen im Gemeindegebiet gehört die Hollager Straße. Sie beginnt im Westen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, durchquert Hollage und endet in Alt-Wallenhorst. Der Historiker Franz-Josef Hawighorst hat herausgearbeitet, dass diese als Landesstraße 109 und Umleitungsstrecke der Bundesautobahn 1 wichtige Verbindungsstraße noch gar nicht so alt ist, wie man angesichts ihrer heutigen Bedeutung annehmen könnte.
In der Gauß’schen Landesaufnahme von 1850 sucht man sie vergeblich. Es existierten vor 150 Jahren nur einzelne Abschnitte, die sich mit dem heutigen Verlauf decken. In dieser Ausgabe der „Straßenkunde“ soll zunächst der westliche Teil näher betrachtet werden.

Die Straßen in Hollage und Wallenhorst bestanden zum Zeitpunkt der ersten Vermessungen aus den überörtlichen Handelswegen und Heerwegen, den Kirchwegen und den Mühlenwegen. Wichtigste West-Ost-Verbindung der Hollager war der Fiesteler Kirchweg, der sich in etwa mit der heutigen Fiesteler Straße deckt und – nördlich der heutigen Hollager Straße – von den Fiesteler Vollerbenhöfen nach Osten auf die Alexanderkirche zulief. In Richtung Südwesten mussten die Fiesteler ihre Ackerflächen im sogenannten Klee-Esch, dem Ackerland nördlich des Hollager Berges, erreichen. Die jetzige Hollager Straße existierte dort nur als schmaler Fahrweg der Landwirte, als Verbindungsweg nach Halen wurde er noch nicht gebraucht. Etwas besser befestigte Wege bestanden dann erst wieder von der Dörenburg in den Hasewiesen zu den Höfen Klumpe und Trame.

Konfessionelle Trennung

Die Ortschaften Halen und Wersen jenseits der Hase im Herrschaftsbereich des Grafen zu Tecklenburg beziehungsweise später im preußischen Ausland, waren nur selten ein Ziel der Bewohner von Fiestel. Dies umso mehr, als es seit der Reformation nicht mehr die Gemeinsamkeit im christlichen Glauben gab. 1527 hatte Graf Konrad von Tecklenburg in seiner Grafschaft die lutherische Lehre eingeführt, das Kirchspiel Wallenhorst war hingegen katholisch geblieben.

Ein Bedürfnis nach einer durchgehenden Wegeverbindung zwischen Wallenhorst und Halen entstand erst, als Halen Bahnstation der 1876 in Betrieb genommenen Eisenbahnverbindung von Osnabrück nach Oldenburg wurde. 1890 wurde der Weg durch das Hasetal von der Dörenburg bis zum Bahnhof gebaut. Zuvor verschwenkte die Straße bei der Dörenburg in Richtung Wersen, wo sich eine Furt durch die Hase befand. Damals hatte die Hase südlich der Dörenburg noch ihr altes Flussbett und kam dabei der Burg sehr nahe. Später wurde der Fluss auch hier begradigt.

Hochwasser als Problem

Die 1890 neu gebaute Straße hatte aber einen Schwachpunkt in der Haseniederung. Bei starken Regenfällen war dort regelmäßig Land unter. Es soll bei Hochwasser aus einem Gespann des Bauern Gerhard Kollenberg auch schon ein Pferd auf Nimmerwiedersehen fortgerissen worden sein, so jedenfalls lautet ein altes Gerücht.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Hollager Straße für die Hollager Kinder, die die weiterführenden Schulen in Osnabrück besuchten, der Schulweg. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad ging es die weite Strecke bis zum Halener Bahnhof. Führte die Hase Hochwasser, konnte es geschehen, dass die Hollager Kinder in der Schule fehlten. Erst 1928/29 wurde das Problem durch die Höherlegung der Straße beseitigt.

Quelle: NOZ vom 23.7.2015