Kartoffelernte auf dem Ruller Klosteresch

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Der Eschweg wurde nach dem Krieg Rulles  erstes Baugebiet

Wallenhorst
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die kleine Gemeinde Rulle sehr viele Heimatvertriebene aus den Ostgebieten aufgenommen. 1949 zählte Rulle 2000 Einheimische und 700 Flüchtlinge, wobei die Flüchtlinge großenteils unter erbarmungswürdigen Umständen in Notunterkünften hausen mussten.

Es ist das Verdienst des Pfarrers Wilhelm Gertken, unerbittlich auf die Schaffung von neuem Wohnraum gedrängt zu haben. Seinem beharrlichen Vorsprechen bei der Landesregierung und beim Kreis ist es mit zu verdanken, dass Rulles erste große Neubausiedlung nach dem Krieg auf dem „Klosteresch“ bald ins Werk gesetzt wurde. Der Eschweg wurde zur Haupterschließungsachse dieses Baugebiets.

Die Fotosammlung des Kaplans Erich Raudisch, von der ehrenamtlichen Archivgruppe für Heimatgeschichte sorgfältig archiviert, zeigt noch einen ganz anderen Eschweg. Er führt im Jahr 1940 durch fruchtbares Ackerland, wie es der Pflug und die Kartoffelsäcke andeuten. Im Hintergrund sehen wir die heutige Poststraße mit ihrer westlichen, klosterseitigen Bebauung. Die östliche Häuserreihe mit dem Wittekindplatz gibt es noch nicht. In der linken Bildhälfte erkennen wir die Einmündung der heutigen Straße Am Eichholz, etwas weiter rechts die Türme der Klosterkirche und noch weiter rechts die Gaststätte Spannhorst (heute Sparkassen-Neubau).

Als Esch bezeichnet man einen durch Plaggendüngung ertragreicher gemachten Boden. Der Eschweg führte über Jahrhunderte hinweg durch den zum Kloster gehörenden Esch weiter bis zum eigentlichen Ruller Esch östlich des jetzigen Stadtwegs. Dort war schon im Kartenwerk von Du Plat, das vor rund 230 Jahren aufgenommen wurde, vom „Ruller Esch“ die Rede. Folgerichtig tragen die nach dem Jahr 2000 dort entstandenen jüngsten Baugebiete auch diesen Namen. Der heutige Eschweg durchzieht diagonal den alten Klosteresch westlich des Stadtwegs. Nachdem das Kloster 1803 aufgelöst wurde, fielen seine Besitztümer an das Königreich Hannover und wurden fortan von der Klosterkammer verwaltet. Nachfolgebehörde ist eben jene Klosterkammer des Landes Niedersachsen, mit der sich heute die Erbbauberechtigten in diesem Baugebiet um die Neufestsetzung des Erbbauzinses streiten.

von Joachim Dierks

Quelle: NOZ vom 23.1.2015