Noch ein Paradies
Wallenhorst
Rulle bestand in fränkischen Zeiten aus den drei Siedlungsplätzen Ostenort, Garthausen und dem alten Dorf Rulle. Letzteres lag nördlich des heutigen Hotels Lingemann, Garthausen, am Eingang zum Nettetal und Ostenort, wie unschwer zu erraten, ganz im Osten nahe der heutigen Gemeindegrenze zu Belm-Icker. Die Straße Ostenort windet sich mehrfach um alte Höfe, was meistens ein sicheres Zeichen ihrer frühen Entstehung ist.
Historiker Werner Delbanco beschreibt in der „Wallenhorster Chronik“ die Geschichte der Besiedlung des Ostenorts. Die dortigen Höfe sind der Gruppe der Halberbenhöfe zuzurechnen und somit der zweiten Entwicklungsstufe nach der älteren Stufe der Vollerbenhöfe. Die Höfe Rotert (jetzt Kuhn), Espel und Hammerlage sind typische Halberbenhöfe. In der Nachbarschaft finden sich auch einige Markkötter, die eine spätere Siedlungsstufe bildeten, so der Hof Schawe und auch der Markkötter Heuermann. Heuermann wurde bekannt als Hof Stavermann, aus dem sich die Schmiede und der spätere Landmaschinenbetrieb Stavermann („Rasenmäher-Paradies“) entwickelten.
Vom Hof Schawe, Ostenort 2, stammte der langjährige ehrenamtliche Bürgermeister Ewald Schawe, der die Entwicklung der Gemeinde Wallenhorst über Jahrzehnte federführend geprägt hat. Er gehörte dem Rat von 1976 bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 2000 an. Ehrenamtlicher Bürgermeister war der Ost-Ruller von 1981 bis 1996. Anschließend übernahm er die Funktion des Ratsvorsitzenden.
Aus dem Siedlungsplatz Ostenort entstand der selbstbewusste Ortsteil Ost-Rulle, der von 1901 bis 1972 sogar über eine eigene Schule verfügte. Der Ortsteil hat sich an vielen Stellen den althergebrachten dörflichen Charakter bewahrt. Viele Ost-Ruller befürchten, dass es mit der Idylle vorbei ist, falls die Autobahn A33-Nord gebaut wird. Die geplante Trasse verläuft etwa 300 Meter nördlich des Ostenorts.
von Joachim Dierks
Quelle: NOZ vom 13.3.2015