Bauern verlangten Wegegeld
jod WALLENHORST
Diesmal begeben wir uns ganz in den Westen der Großgemeinde, nach Hollage, und dort wie derum an die westliche Grenze in die Nähe von Kanal und Hase. Die Brockhauser Straße durchzieht den Ortsteil Brockhausen, der seinen Namen von „Bruch“, also einem Feuchtgebiet, herleitet.
Brockhausen ist Teil des alten Siedlungsplatzes „Hollaghe“, der „hohlen Lage“ südlich des Hollager Berges. Diese Altsiedlung dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter nach Westen aus. Der Name Brockhausen zeigt ein tief gelegenes, feuchtes Gebiet an, laut Werner Delbanco in der Wallenhorster Chronik ein Anzeichen für eine späte hochmittelalterliche Siedlung. „Brokhus“ ist das Haus im Feuchtgebiet nahe der Hase. Aus der alten Vollerbenstelle „Bruchus“ oder „Brokhus“ wurde später der Hof Dauwe, der heute als Spargelhof Hawighorst überörtlich bekannt ist.
Die erst im 20. Jahrhundert so benannte Brockhauser Straße ist als Wegeverbindung sehr viel älter. Sie entwickelte sich als Parallelweg zur Landwehr östlich der Hase zwischen der Dörenburg im Hollager Siedlungsplatz Dörnte und der Eversburg. Zwischen diesen Burgen verlief entlang der Hase die 1397 errichtete Landwehr zum Schütze vor den Einfällen des Grafen zu Tecklenburg. Westlich der Hase war „Ausland“, damals wie heute.
Hollager Berg umfahren
Der Historiker Franz-Joseph Hawighorst hat beim Quellenstudium herausgefunden, dass dieser Weg durch die Bauerschaften Pye und Hollage die Beamten der „Königlich Großbritannisch Hannoverschen Regierungs-Commission zu Osnabrück“ zwischen 1814 und 1820 eingehend beschäftigte. Man erwog nämlich, für den Handelsweg von Osnabrück nach Fürstenau eine neue Trasse zu wählen. Die alte Trasse über den Piesberg und den Hollager Berg war in einem schlechten Zustand und insbesondere wegen der steilen Auf- und Abfahrten für die Fuhrleute schwer befahrbar. Die neue Trasse sollte von der Steinernen Brücke in Eversburg bis zur Dörenburg und von dort weiter östlich der Hase bis zur Niehaus-Brücke führen. Damit hätten der Piesberg und der Hollager Berg umfahren werden können.
Die jahrelang diskutierte Frage war nun, ob es sich bei dem Weg durch Pye, Brockhausen und Dörnte um einen „Communal-Weg“ oder einen Privatweg handelte. Für den Hollager Teil dieser Wegestrecke sprach einiges für einen privaten Weg. Die Hofbesitzer Trame in der Dörnte und Kollenberg und Dauwe in Brockhausen hatten auf ihren Grundstücken Schlagbäume eingerichtet, die für einen öffentlichen Weg ein Hindernis darstellten. Beim Hof Kollenberg war der private Charakter offensichtlich, denn die Wegebenutzer mussten direkt über den Hof fahren. Colon Kollenberg hatte seine Hofanlage noch 1820 mit drei Schlagbäumen ausgestattet. Colon Dauwe stritt anhaltend mit dem Besitzer der Dörenburg, dem Regierungssekretär Buch. Der besaß zwar Wegerechte über die Privatflächen der anderen Besitzer, aber Dauwe verlangte von ihm für das Öffnen des Schlagbaumes ein Wegegeld, so wie er und auch Kollenberg es bei „Unbefugten“ ohnehin taten.
Die Summe aller Schwierigkeiten führte dazu, dass der heutige Fürstenauer Weg die Handelsstraße nach Fürstenau blieb. Aber im 19. Jahrhundert machte die Brockhauser Straße doch noch Karriere. Nach Eröffnung der Bahnverbindung Osnabrück-Oldenburg diente sie als Transportweg für Bahngüter zwischen dem Bahnhof Halen und Brockhausen/Pye.
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Brockhausen entlang der Sandbachstraße und der Brockhauser Straße zu einem selbstbewussten Siedlungsgebiet mit regem Nachbarschaftsleben, wovon „Danz op de Deel“, Fußballturniere, Laternenumzüge und Flohmärkte Zeugnis ablegen.
von Joachim Dierks
Quelle: NOZ vom 12.12.2014