0snabrücker Bergland — Steinkohlenzeche Piesberg (Teil VII)

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Geschrieben von Achim Eberhard

1. Einleitung
2. Geologie

3. Geschichte des Piesberger Steinkohlenbergbaus

  1. 3.1. Bergbau unter Leitung der Stadt Osnabrück (Verpachtung von 1667-1730)
           Die Zeche Piesberg unter der Leitung des GMBHV (1889-1898)
  2. 3.2.1 Grubenbetrieb
    3.2.1.1 Abbau und Förderung
    3.2.1.2 Wasserhaltung
    3.2.1.2.1 Wasserzufluss
    3.2.1.2.2 Hebung
    3.2.1.2.3 Ableitung
  3. 3.2.2 Beschreibung der Tagesanlagen
    3.3 Untersuchungsarbeiten (1920-1921)
    3.4 Notbergbau nach dem 2. Weltkrieg (1949-195 

4. Der Piesberg als Steinbruchbetrieb
5. Heutiger Zustand der Bergbauanlagen
6. Literaturhinweise

1. Einleitung

Urkundlich schon 1448 erwähnt, entwickelte sich der Steinkohlenbergbau zum Ende des 18. Jahrhunderts zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Stadt Osnabrück. Mit der Errichtung von zwei Schachtanlagen in den 1870er Jahren und über 1.500 Beschäftigten, erlebte in diesen Jahren der Piesberger Steinkohlenbergbau seine Blüte. Doch mit dem Vordringen in die Tiefe vermehrten sich die Probleme mit der Wasserhaltung. Nach schweren Wassereinbrüchen und einem Streik der Arbeiter wurde die Zeche Piesberg 1898 stillgelegt. Lediglich nach 1945 wurde nochmals im geringen Umfang Notbergbau betrieben.

3.3 Untersuchungsarbeiten (1920-1921)

Im Dezember 1920 teilte der GMBHV dem Oberbergamt Dortmund mit, Untersuchungsarbeiten am Piesberg durchführen zu wollen, um bei einem günstigen Ergebnis die noch anstehenden zu Tage ausstreichenden Flöze abzubauen. Zur Untersuchung wurde ein Abhauen entlang der alten Grubenbaue in das Flöz Johannisstein getrieben, das im April 1921 eine Teufe von 40 m erreicht hatte. Im Oktober wurden die Arbeiten nach einem Durchbruch in den Alten Mann vorläufig eingestellt. Am 31. Dezember 1921 wurden die Arbeiten endgültig eingestellt, da sich ein Abbau der noch anstehenden geringfügigen Kohlenreste als unwirtschaftlich erwies.

3.4 Notbergbau nach dem 2. Weltkrieg (1947-1952)

Der Mangel an Brennstoffen nach dem Ende des 2. Weltkrieges führte zu einer kurzzeitigen Wiederaufnahme des Bergbaus. Im Jahre 1947 nahm die ,,Kleinstzeche Piesberg“ ihren Betrieb auf. Abnehmer der Kohle war vorrangig die Belegschaft der Klöckner Werke AG, Abteilung Steinbruchbetriebe, und die werkseigene Ziegelei. Anfallende Feinkohle wurde auch für 30 M/t an Betriebsfremde verkauft.

Die Förderung erfolgte über einen 35 m tiefen Hilfsschacht nahe dem Stüve-Schacht. Der Abbau fand in Restpfeilern im Bereich oberhalb der Hasestollen-Sohle statt. Die Kohle wurde in einem etwa 100 m langen Streb im Flöz Dreibänke sw. des Stüve-Schachtes (1947-49 und 1949-50) sowie kleineren Abbauen im Flöz Johannisstein (1950-51) und Flöz Zweibänke (1951-52) gewonnen. Untertage beschäftigt waren 1949 19 Mann. Die Fördermenge der Kleinzeche betrug im letzten Betriebsjahr 1952 rund 854 t.

4. Der Piesberg als Steinbruchbetrieb

Viel älter als die Steinkohlengewinnung ist der Abbau von quarzitischen Sandsteinen (Handelsname Karbonquarzit) am Piesberg. Die Wallenhorster St.-Alexander-Kirche wurde bereits 950 n. Chr. aus Piesberger Steinen erbaut. 1832 existierten ein nördlicher, städtischer Steinbruch und ein südlicher in Privatbesitz befindlicher Bruch. Ab 1859 erfolgte die weitere Erschließung des Vorkommens. Im Jahre 1872 erwarb die Stadt auch einen Großteil der privaten Steinbrüche und schloss mit dem Forst-Fiskus, Besitzer weiterer Teile des Piesberges, einen Abbauvertrag ab. 1889 gingen die Steinbrüche mit dem Verkauf des Steinkohlenbergwerkes in den Besitz des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein über. Im Jahre 1896 bestand der Betrieb aus fünf Abbausohlen. Der Transport der Steine auf den Sohlen erfolgte mit 0,5 m³ fassenden Kipploren auf Feldbahnschienen, die Förderung zwischen den Sohlen durch Bremsberge. Von der ersten Bausohle führte ein 270 m langer Hauptbremsberg zur Verladung auf dem Zechenbahnhof. Zum Zerkleinern der Steine dienten drei Steinbrechmaschinen, die von einer 15 kW starken Dampfmaschine angetrieben wurden. Die Produktion umfasste Bord- und Kantensteine, Pflastersteine, Grenzsteine, Steine für Pack- und Decklagen auf Straßen, Wasserbausteine und Gleisschotter.

Nach der Zechenschließung wurde der Steinbruchbetrieb modernisiert und durch Grundstückserwerbe zwischen 1900-1904 erheblich erweitert. Im Jahre 1901 wurde eine neue Steinbrechanlage mit drei Brechern auf der ersten Sohle in Betrieb genommen und bis 1904 durch einen weiteren Brecher sowie einer Sandwäsche erweitert. Die Verarbeitung der beim Zerkleinern der Steine anfallenden Brechsande erfolgte ab 1902 in einer Zementwarenfabrik am Hasestollen (,,Durilit-Werk“), die Kanalrohre, Bausteine und Brunnenringe produzierte. Zwischen 1903 und 1904 konnten mit drei preußischen Eisenbahndirektionen Verträge zur Lieferung von Gleisschotter abgeschlossen werden. Im Jahre 1905 wurde ein neuer, 211 m langer Bremsberg mit doppelter Leistungsfähigkeit errichtet und die alten Förderwagen durch 1 m³ fassende, nicht kippbare Wagen ersetzt. Diese wurden nun durch Kreiselwipper (Leistung 200 t/h) entleert. Im gleichen Jahr wurden erstmalig Pressluftbohrmaschinen mit Erfolg eingesetzt und bis 1906 im gesamten Steinbruch eingeführt. In den 1920er Jahren existierte in den Brüchen ein Streckennetz von 35 km Länge. Der Transport der Wagen wurde durch Feldbahnen bewältigt. Im Jahre 1927/28 wurde eine neue Brechanlage in der Voßlinke am Süberweg errichtet. In einer Schicht konnten nun 1.200 t Steine zu Schotter und Splitt verarbeitet werden. Die Produktion betrug 1927  826.000 t bei einer Belegschaft von 1.636 Mann.

Ende der 1920er Jahre führte die Weltwirtschaftskrise zu einem Produktionseinbruch. Einen Aufschwung brachten erst die Straßenbauprogramme des 3. Reiches. Das Ende des Nazi-Regimes ließ die Jahresproduktion auf 100.000 t absinken. In den ersten Jahren nach Kriegsende konnte der Absatz aufgrund des Mangels an Material und Arbeitskräften nur langsam gesteigert werden. Erst der Wiederaufbau zu Beginn der 1950er Jahre ließ die Produktion stark ansteigen und betrug 1955 bereits 655.000 t. Eine weitere Steigerung wurde 1958 durch die Mechanisierung des Abbaus durch Umstellung von Handbetrieb auf Bagger und Lastkraftwagen erreicht. Die Belegschaft verringerte sich von 1.143 Mann (1957) auf 179 (1958).

Zur Verkleinerung der Transportwege wurde 1971 innerhalb des Steinbruches eine zentrale Brechanlage in Betrieb genommen. Im Jahre 1973 wurde das Südfeld stillgelegt (ab 1976 zentrale Mülldeponie der Stadt Osnabrück) und mit dem Abbau im Ostfeld begonnen. Heute erfolgt die Gewinnung im Strossenbau mit Hilfe von Großbohrlochsprengungen. Dabei kommen mobile Bohrgeräte zum Einsatz; nach der Sprengung wird das Haufwerk durch Bagger in Schwerlastkraftwagen geladen und zur zentralen Brechanlage transportiert. Das vorgebrochene Material gelangt anschließend zur weiteren Verarbeitung über ein Förderband zu dem Betriebsgelände am Schwarzen Weg. Im Jahre 1991 wurde der Steinbruchbetrieb von der Klöckner Durilit GmbH an die Piesberger Steinindustrie GmbH verpachtet, die bis heute den Steinbruch betreibt.

5. Heutiger Zustand der Bergbauanlagen  

Zur Zeit des GMBHV in Benutzung stehende Stollen- und Schächte:

Zur Zeit des GMBHV schon abgeworfene Stollen- und Schächte:

Auf weitere, zur Betriebszeit der Zeche durch den Georgs-Marien-Verein schon abgeworfene Schächte, soll an dieser Stelle noch kurz eingegangen werden: Neuglück (32 m), Johannis, Osnabrück (42 m), Franz (62,78 m), Nachtigall (41 ,89 m), Glück Auf (54,4 m), August (90 m), Nr. 1 (17,2 m), Nr. 2, Nr. 8 (48,9 m). Von diesen frühen Schächten sind teilweise heute noch die Halden im Gelände sichtbar.

Quelle: Bürger-Echo vom 30.11.2011