Wandertag der Johannisschule Hollage
Für dieses Jahr hat die Johannisschule Hollage ihren alljährlichen Wandertag auf Freitag, den 21. September gelegt, der Tag an dem der Regen kam. Das konnte zum Zeitpunkt der Planung aber niemand ahnen, dass die Gebete der Bauern und Kleingärtner ausgerechnet heute erhört werden sollten.
Morgens um 08:00 Uhr ist alles noch trocken, aber die Wetter-App verspricht dunkelblaue Regenfelder ab etwa 10:45 Uhr. Die Kinder der Klassen 1 – 4 sind mit ihren Lehrerinnen schon auf dem Schulhof versammelt. Schulleiter Bernd Kellermann begrüßt alle ganz herzlich und die Schülerinnen und Schüler erwidern seinen Morgengruß beeindruckend lautstark. Man singt gemeinsam „Hejo! spann den Wagen an“ und noch ein Lied für die heutigen zwei Geburtstagskinder und schon wird eingeteilt, wer mit wem wohin wandert.
Zehn Ehrenamtliche der Wandergruppe des Heimatvereins „Hollager Hof“ sind mal wieder als ortskundige Wanderführer angeheuert worden, eine Herausforderung, die wir immer wieder gerne annehmen.
Walter Frey hat die Touren ausgearbeitet, die von 4,8 bis 8,8 km lang sind. Die „Großen“ (4. Klassen) machen sich nach Lechtingen zum Piesberg auf den Weg, dessen spezielle Herausforderung in einem knapp 4 km langen An- und Abmarschweg besteht. Alle übrigen sind gemäßigter auf den Hollager Wanderwegen unterwegs, und diese Wege führen irgendwie immer zum Hollager Steinruch, einem Eldorado für Kinder dieser Altersgruppen.
Der Protagonist findet sich ziemlich schnell in der Spitzengruppe der Klasse 2b wieder. Munter und überhaupt nicht geräuscharm geht es zunächst durch das Wohngebiet in Richtung Bürgerpark. Schon nach 45 strammen Wander-Minuten wird der Ruf nach einer Pause erhört. Wir lagern auf den Bänken am Grillplatz, der nebenbei durch absolute Sauberkeit überzeugt. Immer wieder richtet sich unser Blick zum Himmel, der sich zusehends verdunkelt. Hält das Wetter bis Mittag?
Egal, wir wandern weiter. Am Exerzierplatz entlang erreichen wir die Hollager Str. und wenden uns dem Wald zu. Dort scheuchen wir die Gänse auf, die uns angriffslustig anfauchen. Gottlob hat der Zaun kein Loch. Eine Trinkpause wird eingelegt, denn das Wetter ist doch ziemlich schwül.
Kurz nach 10 Uhr erreichen wir den Steinbruch. Hier ist schon eine Klasse zum Weitermarsch angetreten (die hatten sich hier liebevoll um eine Erdkröte gekümmert), eine Gruppe Erstklässler entspannt sich noch auf den Spielgeräten. Wir werfen die Rucksäcke ab und erkunden das Gelände. „Sind das Fossilien“, werde ich gefragt und verneine das bedauernd. Mitstreiterin Ursel nutzt die Gelegenheit, um mit ihrer verlängerte „Greifhand“ den rumliegenden Kleinmüll (ein Dauerproblem im Steinbruch) einzusammeln. Die Kinder wollen die Greifhand natürlich auch mal ausprobieren, mit Erfolg.
Der Blick auf die Wetter-App rät zum Aufbruch. Durchzählen und Fahrt aufnehmen ist eine fließende Bewegung. Gottlob macht der Rückweg für uns nur ein Drittel der Gesamtstrecke von 6 km aus. Es geht wieder in den Buchenwald, und da kann man sich schon verlaufen, wenn man nicht auf die Wegezeichnung oder das Wander-Navi achtet. Das mitgeführte Navi geht übrigens von Hand zu Hand. Jeder möchte mal an der Spitze der Gruppe dem Weg folgen und zeigen, wo es lang geht.
Wenn wir Glück haben, sind wir vor dem Regen zurück. Noch eine Trinkpause und wir erreichen eine Stelle, wo wir uns entscheiden müssen: Nehmen wir den breiten Feldweg oder den engen Weg durch das Unterholz mit den gefährlichen Brennnesseln? Einstimmig entscheidet sich die Klasse 2b für den „gefährlichen“ Weg durch die Nesseln. Alle kommen wohlbehalten am Waldrand an und ich höre: „Hat ja überhaupt nicht gebrannt.“ Die Welt gehört den Mutigen.
Die Kinder sammeln Bucheckern, die zu tausenden am Waldboden liegen, und wundern sich, dass man die Kerne essen kann. Das gemeinsame Aufknacken ist aber doch ein mühsames Geschäft. Es ist nicht mehr weit zur Johannisschule. Die ersten Tropfen fallen. Wir erreichen die Schule und hinter uns öffnet der Himmel seine Schleusen. Wir haben Glück.
Das haben leider nicht alle. Die 4. Klassen und die 2a samt Begleitpersonen werden katzennass, denn sie sind zu diesem Zeitpunkt noch unterwegs. Als die durchweichten Gruppen eintrudeln, haben wir schon dampfenden Kaffee an den Lippen und eine Heißwurst in Aussicht. Es können eben nicht alle alles haben:-)
Frage eines Jungwanderers an uns Senioren: „Warum macht ihr das?“ Antwort: „Weil es uns Spaß macht und weil wir euch lieb haben“. Frage: „Bekommt ihr dafür Geld?“ Antwort: „Natürlich nicht, wir machen das ehrenamtlich“. Ungläubige Blicke… Als wir nachschieben, dass wir natürlich auch wegen der Heißwurst dabei sind, stimmt das Weltbild wieder. Macht uns das nachdenklich?
Fazit: Ein einfühlsames Miteinander, verständnisvolle Lehrpersonen, Glück mit dem Wetter (wenn auch nicht für alle) und viele Eindrücke, vermittelt von Kindern, die für uns Senioren allesamt Enkelkinder sein könnten.