Wenn die Nebel wabern…

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Wanderwoche in der Eifel

Am Sonntag ist Anreisetag, und es regnet. Am Reisetag ist das nicht so schlimm. Das kann die Vorfreude auf eine Wanderwoche in der Eifel nicht trüben. Mit ihren privaten Pkw machen sich 23 Wanderer/innen vom Heimatverein „Hollager Hof“ auf den Weg nach Winnerath, einer 180 Einwohner zählenden Ortsgemeinde im Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz. Dort haben wir uns im Hotel „Dreimäderlhaus“, einem familiengeführten Wanderhotel einquartiert.

Wir treffen uns zunächst aber im Zentrum von Bad Münster-Eifel, denn wir wollen mit dem dortigen Torwächter eine Ortsbegehung machen. Der Regen wird stärker und wir lauschen unter Regenbeschirmung den interessanten Ausführungen unseres kundigen Begleiters. Stadt-, Markt- und Münzrechte, der „Stein des Anstoßes“ und „die Kurve kratzen“, jetzt kennen wir deren Herkunft und wissen, was sie bedeuten.

Als wir am Ende des Rundgangs den herumgereichten Silberpfennig auf Echtheit prüfen, öffnet der Himmel seine Schleusen und uns steht das Wasser in den Schuhen, trotz Partnerschirm und Regenjacke. Wir fliehen ins nächstbeste Café.

Später, am Nachmittag trudeln wir in Winnerath ein und werden von Hoteleigner Siggi Verdonk, der in der folgenden Woche auch unser Wanderführer sein wird, herzlich begrüßt. Die meisten von uns waren schon ein- oder mehrmals hier, und Siggi erkennt sofort die neuen Gesichter.

Wir richten uns in den komfortablen Hotelzimmern häuslich ein und vereinbaren mit Siggi, dass wir sowohl Wander- als auch E-Bike-Touren durch die Eifellandschaft machen werden. Nach einem schmackhaften Abendessen (4 Gänge sind Standard), „geistiger Erbauung“ und einer witzigen Gute-Nacht-Geschichte, die Siggi nach dem Essen zum Besten gibt, schlummern wir der Wanderwoche entgegen.

Der Regen hat aufgehört und das Wetterradar meldet Sonnenschein für die kommenden Tage.
Und die vergehen wie im Fluge. Mit Trecker und Planwagen geht es zunächst zum Ausgangs- und Zielpunkt unserer Tour. Dann wandern wir mit Rucksack und Wanderstöcken bewaffnet durch die herbstlich gefärbten Wälder, durch Täler und über Höhenzüge mit wunderschönen Ausblicken auf die benachbarten Berge mit Wald, Wiesen und Feldern.

Morgens wabern die Nebel noch in den Tälern. Die umliegenden Orte sehen aus der Ferne aus wie Häuseransammlungen aus dem „Miniatur-Wunderland“. Die Luft ist frisch, aber die Sonne sorgt dafür, dass wir bei den nicht wenigen atemraubenden Anstiegen ganz schön ins Schwitzen kommen.

In den Mittagspausen verspeisen wir die in den Backpacks mitgeführten Wurst- und-/oder Käsebrote samt Obst und Rohkost und so mache/r labt sich am heißen Tee aus der Thermokanne. Es ist eben schon Herbst.
Nach den Wanderungen sorgt Siggi im Hotel für Kaffee und leckeren Pflaumenkuchen.

Die ganz Verwegenen unter uns stürzen sich vorher aber noch kurz in das eiskalte Wassertretbecken. Das soll den Kreislauf anregen und verbrauchte Energie erneuern. Der Chronist beschränkt sich allerdings auf die Gaumenfreuden.
An zwei Tagen dieser sportlichen Woche steigt ein Teil der Gruppe auf die hoteleigenen E-Bikes, um die weiter entfernt liegenden Naturschönheiten und Sehenswürdigkeiten der Eifel zu erkunden (die übrigen wandern unter der Leitung von Anne, Siggis Tochter).

Der „wachsende“ Wasserfall Dreimühlen, ein Naturdenkmal und der nördlichste Kalksinter-Wasserfall Europas, zieht uns in seinen Bann. Die seit der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren austretenden Quellwässer wurden 1912 in Quellbächen zusammengeführt, wodurch der »wachsende« Wasserfall Dreimühlen entstand. In Moospolstern bildet sich durch Ablagerung Kalksinter. Durch diesen ständigen Vorgang wächst der Wasserfall jährlich 8-10 cm in das Tal hinein.

Das riesige Radioteleskop des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR), bei Effelsberg, können wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen. Es ist schon beeindruckend, wenn sich 3200 Tonnen Stahl mit einem Reflektordurchmesser von 100m wie von Geisterhand in alle Richtungen bewegen. Es geht um Grundlagenforschung in der Astronomie, Moleküle in interstellaren Wolken … , muss auch sein.

Wir möchten nicht wissen, wie viele Höhenmeter wir mit dem Rad bewältigen. Ohne Siggis leistungsstarke Akkus wären wir auch nicht so weit gekommen. So pendeln wir bis zum Ende der Woche mit Trecker und Planwagen, auf Schusters Rappen und modernen E-Bikes (stufenlose Gangschaltung) und kundiger Führung, zwischen den Orten Winnerath, Reifferscheid, Leimbach, Adenau, Schuld, Lückenbach, Insul, Harscheid, Sierscheid, Wershofen, Antweiler, Effelsberg und Rupperath hin- und her. Immer bei sonnigem Wetter, nur in Rupperath flüchten wir bei Nieselregen zur Mittagspause in die Kirche. Dankbar singen wir dort dann auch zwei bekannte Kirchenlieder.

Insgesamt können wir uns 120 km mit dem Rad und gut 100 km zu Fuß auf die Fahnen schreiben. Es ist wieder Sonntag. Gut trainiert, mit leichtem Muskelkater und dankbar für die gute Betreuung und Verpflegung treten wir nun die Heimreise an, nicht ohne vorher das Eis von den Windschutzscheiben der Autos gekratzt zu haben. Es ist Herbst, und in der Eifel ist es auf 460 m über N/N eben etwas kälter als in Hollage.

Eine wunderschöne Woche im „schönsten Dorf der Eifel„, mit Siggi, seiner Frau Susi und 23 tollen Typen liegt jetzt hinter uns. Es hat uns Spaß gemacht.