Der Ruf des Kuckucks

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Wandergruppe vom Hollager Hof im Moor unterwegs

Gefühlte 20 km haben wir heute erwandert. Tatsächlich waren es wohl „nur 15.000 Meter“, die 20 Aktive des Heimatvereins Hollager Hof im Oppenweher Moor auf torfigem Grund zurückgelegt haben, darunter der Chronist mit seiner lädierten linken Hüfte. Die mag wohl auch der Grund dafür gewesen sein, dass – wiederum gefühlt – das Erlebnis heute nicht enden wollte, obwohl der Wanderführer Walter lediglich 13 km Wanderweg im Moor annonciert hatte. Nun aber die Geschichte von Beginn an:

Mit 5 Pkw starten wir an der Hollager Weltkugel zu einem Wanderparkplatz nördlich von Oppenwehe, den wir nach knapper Stunde Fahrt erreichen. Der Himmel ist bedeckt, Regen aber weder angekündigt noch in Sicht. Der weiche Moorboden dämpft unsere Schritte bis auf ein leises Rascheln des trockenen Grases vom letzten Jahr. Wir hören den Gesang einer aufsteigenden Feldlerche, übrigens der Vogel des Jahres 2019. Und der Ruf des Kuckucks schallt vom Waldrand herüber. Den hört man auch nicht in jeder Wohnsiedlung. Wir sind begeistert.

Es ist einsam hier, außer uns keine weiteren menschlichen Lebewesen. Mückenähnliche Insekten, nur größer als diese, umschwärmen uns, sind aber weder aggressiv noch lästig, eher neugierig. Der Rundwanderweg ist zwar ausgeschildert, aber Walter Frey hat ihn etwas modifiziert und wir folgen ihm und seinem Navi. Noch haben wir niedrigen Birkenbewuchs am Wegrand, aber bald befinden wir uns auf offener Moorfläche.

Wir passieren eine Beobachtungsstation für gefiederte Moorbewohner. Während einige Wanderfreunde Ausschau halten, verteilt Mechthild schon mal die Schokoriegel, die wir neulich bei der Schulwanderung geschenkt bekamen. An einer weiteren Station machen wir eine kurze Frühstückspause und füllen weitere Kalorien nach. Mechthild findet auf Anhieb zwei vierblättrige Kleeblätter, ein gutes Omen.

Wandern im Moor ist schon etwas speziell. Der Boden federt etwas, es gibt feuchte Torfkuhlen und inselartige Grasbüschel, über die man auch stolpern kann, wenn man nicht aufpasst. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und obwohl keine Sonne scheint, kommen wir ins Schwitzen. Eine weitere Stehpause nutzen wir für ein nachträgliches Ständchen auf Walters vorgestrigen Geburtstag, der daraufhin eine Runde „Moorgeist“ spendiert…prost!

Die Wandergruppe zieht sich in die Länge. Da wir den rechtwinkelig an den Entwässerungsgräben verlaufenden Wegen folgen, sieht die Nachhut deutlich, wo die Spitzengruppe querab schon unterwegs ist. Die Topografie des Moores macht es möglich und frustriert die Nachhut ein wenig. Wir sehen einen einsamen Storch, Kraniche und ein knallgelbes Rapsfeld am Rande des Feuchtgebietes. Vermutlich „Früh-Raps“ 🙂 .

Während Wolfgang mit aller Kraft versucht, einem geborstenen Baum am Wegrand wieder Leben einzuhauchen und der Chronist schon befürchtet, sich mit seinem Hüftschaden in die Riege der Moorleichen einreihen zu müssen, taucht am Horizont der Wanderparkplatz mit den Autos im Dunst zur Mittagszeit auf. Das sollte bis dorthin noch zu schaffen sein.

Auf den letzten Metern nehmen wir noch etwas Regen in unserer Kleidung auf, es lohnt aber nicht, die Regenklamotten anzulegen. Erschöpft aber glücklich sinken wir in die Polster der Autos, die uns zum Mittagessen im Jägerhof nach Lemförde bringen. Hier klingt unsere Moorwanderung mit Spargel und Schinken, Rindsrouladen, Kottelet, Currywurst oder Spiegeleiern sowie diversen kühlen Getränken aus.