Wandergruppe vom Hollager Hof im Hümmling unterwegs
Nachdem wir als Wandergruppe vom Hollager Hof bereits Wandererfahrungen in der Eifel, auf Mallorca, in Brandenburg und der Lüneburger Heide sowie auf Madeira sammeln konnten, kommt uns unser diesjähriges Ziel im emsländischen Hümmling eher wie ein Menü mit regionalen Köstlichkeiten vor. Einerseits ist die Ortswahl dem immer noch vorhandenen Corona-Dilemma geschuldet aber auch der Erkenntnis, dass unsere etwas erweiterte Heimat eine Fülle landschaftlicher Reize zu bieten hat. Deshalb findet der Vorschlag, in diesem Jahr im Emsland zu wandern, schnell die offenen Ohren von zehn Wanderfreund*innen. Mit vier Pkw fahren wir in Richtung Sögel, wo Wanderführer Walter uns für sechs Nächte im Clemenswerther Hof einquartiert hat.
Wir stoppen kurz bei der Gedenkstätte Wahn, die an die zwangsweise Umsiedlung der damaligen Bewohner erinnert. Das gesamte Dorf wurde in der NS-Zeit für die Erweiterung der Kruppschen Schießbahn abgerissen. Heute erinnern nur noch die Grundmauern der Kirche und Schilder an die ehemaligen Höfe und deren Bewohner, die sich in ganz Norddeutschland und auch im damaligen Schlesien wiederfanden. Unser Rundgang macht uns bewußt, dass es kein kleiner Ort gewesen ist.
Weil wir den Tag des offenen Denkmals begehen, können wir zur Mittagszeit auch an der gebuchten Führung im Schloss Clemenswerth teilnehmen. Dass es sich um eine ganz spezielle Veranstaltung handelt, bei der wir in sämtliche Tiefen textiler Wandteppiche zu Zeiten Clemens Augusts eintauchen, merken wir erst im Laufe der Führung. Lehrreich ist der Vortrag aber doch, wenn auch mit Fachbegriffen gespickt. Anschließend inspizieren wir auch die übrigen Gebäude des Jagdschlosses und besichtigen den imponierenden Kräutergarten mit seiner über 200 Jahre alten Hecke.
Den Abend des Anreisetages beschließen wir gemeinsam im Hotel am großen Tisch beim exquisiten Drei Gänge Menü. Noch ahnen wir nicht, dass die Verpflegung sich täglich auf diesem hohem Niveau wiederholen wird.
Wir haben uns den Hümmlinger Pilgerweg für unsere Wanderwoche vorgenommen und wollen den größten Teil der 90,7 km, ausgehend von unserem Hotel in Sögel erwandern. Dieser Weg ist mit Metallkreuzen auf größeren Findlingen gekennzeichnet, so dass wir Wandererlebnisse von „Stein zu Stein“ sammeln können.
Am Montag starten wir mit gut 12 km vom Hotel aus nach Spahnharrenstätte. Um den Rückweg zu sichern, fahren wir mit drei Autos zum Zielort, lassen zwei Wagen dort stehen und kehren zu dritt mit einem Wagen zur Wandergruppe zurück. Das Wetter ist sonnig und trocken. Unsere Rucksäcke enthalten Lunchpakete vom Frühstücksbuffet, Obst und Getränke.
Es geht durch Siedlungen, Felder, Wald und Flur. Unser Blick schweift über leuchtend gelbe Senffelder; ein äußerst malerischer Kontrast zum blauen Spätsommerhimmel. Alles ist noch grün und frisch, denn die herbstliche Laubfärbung hat noch nicht begonnen. Wer sich mit einer Wanderjacke ausgestattet hat, merkt schnell, dass Wandern in der Sonne auch am frühen Vormittag für Schweißperlen sorgen kann. Sehr zur Freude des Chronisten gibt es im Hümmling kaum nennenswerte Erhebungen.
Auf diese Art erobern wir täglich neue Abschnitte des Pilgerweges, von Spahnharrenstätte nach Werlte, von Werlte nach Lorup, von Esterwegen zu Begräbnisstätte an der B401 und von Sögel nach Börger. In Esterwegen nehmen wir an einer Führung in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers teil.
Jeder von uns hat einen Pilgerausweis und in den Kirchen der verschiedenen Etappenorte gibt es im jeweiligen Foyer einen Pilgerstempel samt Stempelkissen. Erst wenn der Stempelabdruck im Pilgerausweis steht, sind wir zufrieden. Das sorgt für erbauliche Gefühle.
Da wir gemäßigten Schrittes unterwegs sind und gerne auch mal pausieren (sonst machen Lunchpakete keinen Sinn), kommen wir am Ende der Woche auf 69 Wanderkilometer. Dass wir am Mittwoch in Unterzahl bei ganztägigem Regen bis auf die Unterwäsche nass werden, sei nur am Rande erwähnt. Auch testen wir in Börger die Pünktlichkeit öffentlicher Verkehrsmittel.
Beim Track nach Werlte suchen wir unsere am Bibelgarten abgestellten Autos in mehreren Anläufen. In der wunderschönen Heidelandschaft bei Börger hat der dortige Schäfer seine Elektrozäune leider über den Wanderweg gezogen. Als wir den Weidezaun vorsichtig überklettern wollen, lernen wir den Herdenschutzhund näher kennen. Zum Glück hat er wohl nicht den Auftrag uns zu beißen, aber er verbellt uns erfolgreich.
Insgesamt liegt am Samstag eine ereignisreiche und schöne Wanderwoche im Hümmling hinter uns und ausgestattet mit den Hümmlinger Spezialitäten, die wir bereits nach den Abendessen im Hotel kennen und schätzen lernten, treten wir unsere kurze Heimfahrt ins Osnabrücker Land an.
Unser Dank geht an Walter und Reinhard für ihre fürsorgliche Organisation unserer diesjährigen Wanderwoche.