Unsere Landwirtschaft in Wallenhorst

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– zwischen Tradition und Fortschritt –

ein Vortrag von Prof. Dr. Werner Wahmhoff

Aus dem Selbstverständnis des Heimatvereins „Hollager Hof“ verdienen die Ortsgeschichte und das Erscheinungsbild von Wallenhorst und Hollage im Besonderen ein spezielles Interesse. Folgerichtig gibt es immer mal wieder Vorträge, die sich mit Themen unserer näheren Heimat befassen.

Am 26. September 2024 hielt der Hollager Prof. Dr. Werner Wahmhoff vor etwa 50 interessierten Zuhörern einen medialen Vortrag über die Landwirtschaft in Wallenhorst. Dabei setzte er sich mit den Veränderungen in den vergangenen 70 Jahren auseinander. Er zeigte u.a. historisches Bildmaterial, welches ihm aus den Archiven der ansässigen Höfe zur Verfügung gestellt worden war.

Der Spannungsbogen seiner Betrachtungen zog sich über die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis heute. Dabei wurde verdeutlich, wie sehr sich die Landwirtschaft in dieser geschichtlich kurzen Zeit verändert hat. Während nach dem 2. Weltkrieg mühsame Handarbeit mit nur wenigen technischen Hilfsmitteln (Pferd und Wagen bei der Feldbestellung, Düngung und Ernte) der Regelfall war, kamen im Laufe der folgenden Jahrzehnte immer modernere und leistungsfähigere Maschinen zum Einsatz, die aber auch ihren Preis hatten.

Viele kleine selbstversorgende Betriebe und Nebenerwerbsbetriebe verschwanden. Die Felder vergrößerten sich durch Zusammenlegung. In früheren Jahren waren überall auf den Weiden Kühe zu sehen. Heute gibt es in Wallenhorst nur noch zwei Höfe mit geringem Milchvieh-Bestand.

nur noch zwei Höfe mit geringem Milchvieh-Bestand

Durch verbessertes Saatgut, gezieltere Düngung und fortschrittliche Landtechnik stiegen die Erträge pro Hektar um mehr als das Doppelte. Am Beispiel des Getreideanbaus zeigte der Referent allerdings auf, dass in den letzten beiden Dekaden die Erträge kaum noch angestiegen sind, dafür aber größere Schwankungen im Vergleich zu früher zu beobachten sind. Das ist offensichtlich auf die sich verstärkenden klimatischen Abweichungen (Klimawandel) zurückzuführen

wegbrechende Märkte, Freilandhaltung und Sonderkulturen

Neben dem Getreideanbau ist der Mais zur wichtigsten Feldfrucht geworden. Nicht nur deutschlandweit, auch in Wallenhorst, ist die Schweinehaltung rückläufig. Auslöser sind der sinkende Konsum von Schweinefleisch, wegbrechende internationale Märkte und nicht zuletzt auch neue bauliche und rechtliche Vorgaben für die Tierhaltung. Gleichzeitig haben einige landwirtschaftliche Betriebe neue Standbeine aufgebaut, wie z.B. die Freilandhaltung von Hühnern oder den Anbau und die Vermarktung von Sonderkulturen wie Spargel. Besondere Bedeutung hat die Haltung von Pferden erlangt. Während es in den 50er Jahren noch 200 Arbeitspferde vor Ort gab, stehen heute etwa 300 Freizeitpferde in den Ställen der Pferdehalter.

Anhand von Luftaufnahmen zeigte Werner Wahmhoff auf, wie sich in Wallenhorst und seinen Ortsteilen die Bebauung ausgeweitet hat. Flächen, die in den Jahren 1960 bis 1980 noch landwirtschaftlich genutzt wurden, sind heutzutage mit Wohnungen bebaut oder als Gewerbe- bzw. Verkehrsflächen versiegelt. Der Landwirtschaft sind auf diese Weise über 900 ha Anbaufläche verloren gegangen.

kein weiterer Rückgang der Biomasse von Insekten

Auch auf das Thema Biodiversität ging Wahmhoff ein. Auf der Basis aufschlussreicher Grafiken führte er aus, dass die Bestände einiger Feld- und Wiesenvogelarten, wie Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn, weiter rückläufig sind, andere Arten in der Agrarlandschaft aber wieder zunehmen. Der vor Jahren beklagte Rückgang der Biomasse von Insekten hat sich nicht fortgesetzt. Seit 2017 ist eine Erholung zu beobachten. Auch in Wallenhorst legen die Landwirte in jedem Jahr viele Blühstreifen an und begrünen die abgeernteten Felder mit Sonnenblumen, Phacelia, Lein, Buchweizen und weiteren Blütenpflanzen, um Insekten Nahrungs- und Lebensraum zu bieten.

zukünftig autonome Erntemaschinen und Roboter

Der Blick in die Zukunft, der ebenfalls mit Bildern unterlegt war, zeigte GPS-gesteuerte autonome Erntemaschinen und Roboter, die von Drohnen gesammelte Daten z.B. zur Unkrautentfernung und zur genauen Dosierung von Düngemitteln nutzen. Derartige Fahrzeuge, so Werner Wahmhoff, könne man sicher in nicht allzu ferner Zukunft öfter auf den Feldern sehen.

An die informativen und sehr sachkundigen Ausführungen schlossen sich interessierte Fragen der Zuhörer an und es wurden Erinnerungen an eigene Erlebnisse aus der Landarbeit ausgetauscht.

Durch den gesamten Vortrag zog sich wie ein roter Faden die Erkenntnis, dass die permanenten technischen sowie klimatischen Veränderungen oder Weiterentwicklungen in immer kürzeren Abfolgen wohl unumkehrbar sind und die Wallenhorster Landwirtschaft – und letztlich wir alle – sehr flexibel damit umgehen müssen.

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“, war sich schon der griechische Philosoph Heraklit vor zweieinhalbtausend Jahren sicher.

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