Jochen Wiegandt im Hollager Hof
vdb WALLENHORST. An einem Konzertnachmittag der etwas anderen Art erfreuten sich die Besucher im Heimathaus „Hollager Hof“. Die Veranstaltung „Oh Mann inne Tünn“ mit dem Hamburger Entertainer und Buchautor Jochen Wiegandt stand auf dem Kulturprogramm.
Wiegandt sammelt, erforscht und interpretiert traditionelle Volkslieder, vorrangig aus seiner Heimatstadt Hamburg, um sie vor dem Vergessen zu retten. Hierfür erhielt er 2005 den Niederdeutschen Literaturpreis. Mit seinem zusammen getragenen Liedgut und vielen erheiternden Anekdoten aus dem wahren Leben zog er das aufmerksame Publikum in seinen Bann. Er nahm seine Zuhörer mit auf eine musikalische Reise in die Hamburger Vergangenheit. Illustriert durch historische Fotografien und Zeichnungen, entstand ein anschaulicher Eindruck von Musikgeschichte. „Ich bin interessiert an Liederatur“, sagte der Musiker über sich selbst. Sein Ziel sei es, die Entstehungsgeschichten und die Zusammenhänge von Volksliedern und -weisheiten zu ergründen und weiterzugeben, daher stamme der vom Künstler selbst kreierte Begriff „Liederatur“ (zusammengesetzt aus Liedern und Literatur).
Gekonnte inszenierte Wiegandt Gedankenbilder von vergangenen Zeiten, in denen er seine Eltern und Großeltern beim Feiern und fröhlichen Singen belauscht habe. „Fahr mich in die Ferne, mein roter Matrose“, oder „Maria und Josef hatten in Jerusalem ein Buttermilchgeschäft“ luden alle Zuhörer zum Mitsingen ein und versetzten sie in die Tage ihrer Kindheit. „Oh ja, das kenne ich auch noch“, hieß es immer wieder aus den Publikumsreihen. Von lebendigen Schollen, der Fischfrau Anna,selbst gemachtem Eierlikör, Mottenkugeln und so manch anderem Döneken bis hin zur angeblich geklauten silbernen Suppenkelle und der Fahrt mit der hölzernen Wurzel gab der Hamburger Volkssänger immer wieder Erstaunliches zum Besten.
„Mensch, war das lustig“, sagte Josef Torbecke. Besonders interessant habe er gefunden, dass Wiegandt die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichten der Volkslieder und Weisheiten detailliert erklärt habe. Natürlich durfte an einem solchen Nachmittag auch das Shanty „Hamborger Veermaster“ nicht fehlen. So klang es gegen Ende des Konzertes im Chor durch das Heimathaus Hollager Hof: „Blowboys, blow, for Californiao!“
Quelle: ON 2.5.2013