Heinrich Sandmann: Eine Kindheit auf dem Hollager Hof

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von Ursula Holtgrewe

„Ich was schon immer dafür, dass das eingelagerte Haus wieder aufgebaut wird“, versichert der Hollager Heinrich Sandmann. Der Grund seiner Verbundenheit zum 350 Jahre alten Fachwerkhaus: Er verbrachte dort zehn Jahre seiner Kindheit.

„Als mein Vater im Jahr 1939 Soldat wurde, musste ich zum meinen Großeltern. Ein Jahr später kam er zurück, aber Opa meinte: „Oma ist krank, lasst mir den Jungen mal hier“, erinnert sich Heinrich Sandmann. Der heute 75-Jährige kam mit neun Jahren auf den Hollager Hof, nicht weit entfernt von seinem Elternhaus. „Als Kuhjunge fütterte und melkte ich vier Kühe“, eschreibt er seine Arbeit in der Kleinbauerei. Sein Großvater versah nebenan auf dem Hof Gers-Barlag Hand- und Spanndienste.

Heinrich Sandmann schlief in der Kammer neben der Stube. Heute hängen dort Fotos vom Aufbau des Hofes am neuen Standort. Sein Großvater hatte ehedem schon umgebaut und modernisiert. Die Diele war vom Wohnbereich getrennt, und auf der abgedeckten einstigen Feuerstelle im Flett stand bereits ein Elektroherd.

„Als ich noch kleiner war, habe ich oft versteckt gelegte Hühnereier gesucht. Meistens in kleinen Zwischenräumen auf der Diele, wo die Großen nicht hinkamen“, fällt Heinrich Sandmann ein. Und er erinnert sich an den sogenannten Piesberger Ofen in der Wohnstube. Sie war im Winter nur schwer auf angenehme Temperaturen zu bekommen.
„Wenn es richtig kalt war, musste der Ofen schon glühen, damit es warm wurde. Dann tauten die von innen zugefrorenen Fenster und wir mussten wischen, damit das Wasser nicht hinunterlief“, berichtet Sandmann.

Er sitzt im gemütlich warmen Wohnzimmer und erinnert sich an die Kinderzeit, in der die Toilette draußen war und er sich an Sommertagen an einer Pumpe im Freien wusch. Brot bewahrten seine Großeltern in einem tiefen Hängeschrank in der Stube auf. „Zu meiner Zeit waren auch Mehl, Zucker und Medizin drin“, sagt der Hollager. Als die Familie seines Onkels Josef, der die Landwirtschaft übernahm, den Hollager Hof verließ, blieb der Schrank zurück. Heinrich Sandmann nahm ihn an sich. Später erfuhr er, dass das Möbel aus dem Jahr 1780 stammt. Auch die illustrierte Bibel seiner Urgroßeltern aus dem Jahr 1909 hält er in Ehren. So bewahrt er zwei Schätze seiner Familie. Und er versichert: „Das Schönste damals war die Verbundenheit mit der Natur.“

Foto:  GERETTET: Heinrich Sandmann nutzt den historischen Wandschrank aus dem Jahr 1780 noch heute.

Foto: Ursula Holtgrewe