Die Prinzessin und der Drache

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© W. Engelbrecht /VG BildKunst, Bonn – www.engelbrecht.fr

Kunst und Kultur trafen sich im Heimathaus Hollager Hof, was sich – wenn man nur auf die Überschrift des Abends abhebt – nicht automatisch erschließt. Es hätte ja auch ein Film über ein Hundeschicksal  sein können. War es aber nicht.

Bis dato war der Künstler Erich Engelbrecht für einen Großteil der Zuschauer ein eher unbeschriebenes Blatt. Nicht so für Helmut Kohn, einen leidenschaftlichen Filmemacher aus Bramsche. Er hat mit seinem Film in einer sehr lebendigen Art und Weise den Menschen und den Künstler Erich Engelbrecht, dessen Wirken und die daraus entstandenen Werke sowie sein Umfeld dokumentiert.

Filmemacher Helmuth Kohn

Engelbrecht, seines Zeichens Maschinenbauingenieur mit der Spezialisierung auf Hochfrequenztechnik erkannte frühzeitig seine künstlerischen Fähigkeiten und entschloss sich sehr spontan, Maler zu werden. Weggefährten dieser Zeit gaben im Film-Interview einen tiefen Einblick in diese Phase seines Lebens, die mit Malerei begann und über Grafik und textile Arbeiten schließlich in eine Art Bildhauerei, allerdings mit modernsten Mitteln mündete.

Was im Atelier in Holterdorf bei Melle begann, setzte Engelbrecht in Frankreich auf dem Gelände des Château des Fougis in Thionne fort und schuf dort einen Skulpturenpark, der seinesgleichen sucht. In Frankreich deshalb, weil Melle und Deutschland ihn und seine Werke nicht haben wollten.

Der Film vermittelt fulminante Bilder der Kunstwerke Erich Engelbrechts, die in der späteren Schaffensperiode aus bis zu 35 cm dicken Stahlplatten bestehen, bis 12 m hoch und maximal 130 Tonnen schwer sind. Allein die technischen Herausforderungen bei der Herstellung und beim Transport lassen den Zuschauer staunen und die Deutungen, deren Hoheit immer bei Engelbrecht liegt, sind überzeugend. Mal sind die Skulpturen wuchtig und erdrückend – sie heißen dann Schmied oder Berserker, mal haben sie filigrane Züge und stehen als Prinzessin mit dem Drachen im Skulpturenpark. Arbeiten, die offenbar völlig singulär sind.

In Frankreich reisen die Interessierten mit Bussen an, um sich die Exponate im Skulpturenpark in Thionne anzusehen.

Helmut Kohn hat mit diesem Film auch seine persönlichen Erinnerungen an die filmische Umsetzung des Themas konserviert und stellt am Ende für sich fest, dass „sein Weg mit Bello“ (Bello ist der Spitzname Erich Engelbrechts) möglicherweise doch noch nicht zu Ende ist. Allen, die am diesem Abend keinen Platz auf der Diele des Heimathauses genommen haben, ist ein Filmabend mit starkem Inhalt entgangen.