Von törichten Jungfrauen und speckgefetteten Kuchen

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Einmal im Jahr müssen Pickert auf den Tisch, sonst ist es kein gutes Jahr gewesen. Traditionell ist das immer die letzte Exkursion der Dienstagsgruppe im laufenden Jahr, die mit einem Pickertessen endet. So auch in diesem Jahr. Dass diese kleine runde, auf speckgefetteter Herdplatte gebackene westfälische Köstlichkeit ihre Anhänger hat, beweist allein die Zahl der heutigen Mitreisenden, die einer halben Hundertschaft ganz nahe kommt.

Bevor die Pickert aber mit Messer und Gabel angegriffen werden können, haben die Organisatoren der letzten Dienstagsfahrt in 2019 eine gehörige Portion Kirchenkultur eingeplant. Es kann ja nicht sein, dass man um 09:00 Uhr schon zum Mittagessen rüstet.

Also steuert unser Busfahrer Nikolai sein Hundertmanntaxi durch die engsten Wohngebiete in der Dodesheide zur dortigen Matthäuskirche, die wir besichtigen wollen. Die pastorale Hausherrin des evangelischen Gotteshauses, das 1960 eingeweiht wurde, begrüßt uns vor dem Sakralgebäude und führt uns in die Architektur der Kirche und ihre künstlerische Gestaltung ein.

Hell, modern und ausgestattet mit bunten Glasfenstern sowie sehr modernen Wandmalereien kommt das Gotteshaus daher. Wir sind beeindruckt und lauschen den Ausführungen unserer Gastgeberin, die zur Deutungshoheit der Künstler, die den Kirchenraum geschaffen haben, vieles vermitteln kann. Dabei spielt auch das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen eine Rolle.

Die Matthäuskirche ist auch das Refugium von Ursula Rose, die dort als Organistin die Gottesdienste bereichert. Was liegt näher, als dass Ursula den Orgelboden erklimmt und das Instrument zum Leben erweckt. Wir schlagen die Gesangbücher auf und singen zwei mehrstrophige Kirchenlieder, während die Sonne die Altar-Malereien und die bunten Glasfenster in ein besonderes Licht taucht.

Nachdem wir auch die Empore erklommen und den Kirchenraum von oben besichtigt haben, verabschieden wir uns und streben per Bus gen Ostercappeln, über Bohmte und Preußisch Oldendorf nach Bad Holzhausen, wo die eingangs erwähnten Pickert auf uns warten.

Nach dem Motto „All you can eat“ kommen die frischen Pfannkuchen auf den Tisch und werden mit Butter, Apfelmus, Rübenkrautsirup und Preiselbeeren verfeinert den hungrigen Mägen zugeführt. Ein Genuss, der nach mehrmaligem kräftigem Hinlangen mit zunehmendem Zeitablauf einem wohligen Sättigungsgefühl weicht. Selbst der Chronist, der zunächst befürchtete, nicht satt zu werden, musste nach sieben vertilgten Einheiten die Segel streichen.

Alle sind es zufrieden und auf der Rückreise macht sich im Bus ein mittagsschlafähnliches Feeling breit. Mit gegenseitigen guten Wünschen für das Weihnachtsfest und den bevorstehenden Jahreswechsel strebt die Reisegruppe in Hollage wieder auseinander.

Fotos: Walter Frey