zumindest einen Berg wollen wir heute bezwingen, den höchsten aller Berge der Friedensstadt Osnabrück, den Piesberg. Oder wie die Europa-fernen Bewohner der Neuen Welt gerne sagen, den Peace Berg.
Wir parken unsere Verkehrsmittel am Pyer Friedhof. Dort treffen wir auf weitere Mitwanderer, die durch das Bürger-Echo auf unsere Exkursion aufmerksam wurden. Gemeinsam wandern wir in nördlicher Richtung, um den Einstieg auf den Piesberger Rundweg zu finden. Der ist für die Wanderer unter uns mit den blanken Beinen durch brennende Nesseln und für alle durch einen etwas steilen Aufstieg erschwert. Aber wir schaffen das.
Die Luft ist feucht, die Sicht etwas diesig und der Frühtau hat sich im Gras versteckt. Wir merken es am nassen Oberleder unserer Wanderschuhe.
Durch Wald und Feld nähern wir uns der Ruine des Stüveschachts, eines Gebäudes, welches bis 1898 zwei Wasserhaltungsmaschinen für den Steinkohleabbau beherbergte. Wer das Bild der Ruine aus dem Jahr 2017 in Erinnerung hat, wird erstaunt sein, was der Förderverein, der sich um die Erhaltung und Restauration kümmert, schon auf die Beine gestellt hat.
Wir schauen durch die Absperrung und den Bauzaun und erkennen, dass die Erbauer damaliger Zeit Industriebauten auch optisch ansprechend erstellt haben. Heute würde man derartige Gebäude aus Trapezblechen mit innen liegender Isolierung herstellen, mit vermutlich einem deutlich besseren K-Wert.
Noch ist kein Dach auf dem mittlerweile wieder sehr ansehnlichen Gemäuer, aber es bleibt interessant zu sehen, wie es weitergeht. Bis hierher soll zukünftig die Erweiterung der Trasse der Piesberger Feldbahn geführt werden.
Wir wenden uns nach Nordosten und erklimmen die Aussichtsplattform Nordblick über eine metallene Wendeltreppe. Auch heute wieder versperrt der Hollager Berg den Blick auf unsere Schlafstätten. Macht nichts, wir gönnen uns eine Snack-Pause und marschieren weiter zu den Johannissteinen.
Diese beeindruckende Gesteinsformation ist ein Relikt aus der letzten Eiszeit und wurde fälschlicherweise Johannes dem Täufer zugeschrieben. Er soll hier Fußabdrücke hinterlassen haben, die wir natürlich fachgerecht begutachten. In den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten aber auch frühe Nationalsozialisten der Umgebung dieses Steinmal für ihre Absichten vereinnahmt. Runen-Fragmente zeugen davon.
Bei den Johannissteinen nimmt Wanderführer Walter Frey die überfällige Ehrung verdienter Wanderer/innen des Vereins „Hollager Hof“ mit Wanderurkunde und -abzeichen des deutschen Wanderverbandes für absolvierte Wanderstrecken vor. Diese Auszeichnungen sollten eigentlich bei der diesjährigen Hauptversammlung des Vereins vorgenommen werden. Durch Corona sind aber alle Termine in die unbestimmte Zukunft geschoben worden.
Wir nähern uns der Aussichtsplattform „Steinbruch“ und treffen auf eine Gruppe überwiegend weiblicher Menschen, die dort unter Anleitung ihres Jogi auf der Wiese spezielle Atemübungen machen.
Wir ermahnen Mitwanderer Arnold, seine Erzähl-Lautstärke zu senken und ernten dafür den anerkennend hochgereckten Daumen des in grünes Tuch gewandeten Jogi.
Die Aussichtsplattform gibt den Blick frei auf den Steinbruch, in dem am Sonntag natürlich nicht gearbeitet wird. Überall wird Abraum zurückgefüllt. Bestimmt steckt ein System dahinter 🙂 .
Dann ist Treppensteigen angesagt. Über die Ostseite erklimmen wir die Felsrippe mit den Windrädern und der höchsten Aussichtsplattform Osnabrücks.
Das Thermometer zeigt 27° und die Aussicht ist bei diesem Wetter mittelprächtig. Die Zahl der übrigen Besucher ist überschaubar.
Wir machen eine Abstecher, vorbei an Pagenstechers ehemaliger Villa zum von ihm angelegten Arboretum.
Beeindruckend ist der Mammutbaum, in dessen Schatten wir eine kurze Mittagspause machen. Wir sind hier nicht zum ersten Mal, aber es scheint. als habe der Baumriese am Stamm sichtlich zugenommen.
Es ist Zeit für den Rückweg zum Pyer Friedhof, wo die Autos stehen. Irgendwie scheint der Rückweg länger zu sein als der Hinweg. Zumindest dem Chronisten fällt das auf. Das kann aber auch an der sich steigernden Mittagshitze liegen. Nach 12 km Wanderstrecke und noch nicht erwähnten Highlights am Wegesrand wünschen wir uns gegenseitig noch einen schönen Restsonntag und fahren heim.