Es ist kalt geworden in diesen Tagen. Ein Wintereinbruch steht wohl vor der Tür. Nach dem Dauerregen ist das zwar eine Abwechslung, aber keine, die nur Freude bereitet. Heizöl, Gas und Strom fließen vermehrt in die Heizgeräte und dort, wo es diese Errungenschaften nicht gibt, wird gefroren. Das ist die typische Situation auf der Streuobstwiese am Heimathaus, wo unsere beiden Bienenvölker überwintern. Zwischen Weihnachten und Neujahr haben die Imker noch eine Oxalsäurebehandlung gegen die Varroamilbe durchgeführt und bei dieser Gelegenheit geprüft, ob auch genug Winterfutter vorhanden ist.
Die Bienen sind aus der Brut gegangen und sitzen jetzt in einer Bienentraube zwischen den Waben zusammen, die wie eine Kugel ausschaut, mittendrin die Königin. In der „Bienenkugel“ herrscht eine Temperatur von 35° C, die durch schnelle Zitterbewegungen der einzelnen Bienen erzeugt wird. Da die „Bienenkugel“ im äußeren Bereich deutlich kälter ist, wandern die außen sitzenden Bienen immer wieder in die Mitte, so dass keine Biene erfriert. Die Energie für dieses Szenario kommt aus den Honigvorräten, die dabei aufgebraucht werden. Je länger und je kälter der Winter ist, umso größer ist die Gefahr, dass die Bienen ihre Vorräte von ca. 12-15 kg aufbrauchen und anschließend gemeinsam verhungern. Ein Nachfüttern ist äußerst schwierig, weil Bienen bei niedrigen Temperaturen keine langen Wege machen und das Futter nicht annehmen.
Es macht auch keinen Sinn, die Bienenstöcke mit Styropor oder Pferdedecken zu isolieren oder sie durch einen Bodenschieber vom nach unter offenen Drahtgitter zu trennen. Bienen heizen niemals den Raum in ihrer Behausung und schon gar nicht das Gehäuse selbst, sondern immer nur das Volk. Trotzdem kann man bei Schneefall auf dem Blechdeckel der Bienenbeute nach einer Zeit genau sehen, an welcher Stelle die Bienen in ihrer Kugel sitzen. Es geht Wärme minimal verloren und muss immer wieder neu erzeugt werden.
In dieser Phase fliegen die Bienen nicht und verhalten sich sehr apathisch. Deshalb ist es wichtig, dass keine Fressfeinde in dieser Zeit in die Beuten eindringen können. Dafür sorgt ein Mäusegitter vor dem Flugloch mit einer Maschengröße von 6,8 mm. Die Bienen können gerade noch durch das Gitter, nicht aber die Spitzmaus, die sich als Insektenfresser gerne während der kalten Zeit in Bienenstöcken einnistet. Sie wäre in der Lage, das gesamte Volk bis zum Frühling aufzufressen. Spitzmäuse haben übrigens die Fähigkeit, ihr Knochengerüst im Winter zu verkleinern, insbesondere ihren Schädel. Deshalb würden sie ein Gitter mit der Maschengröße 7,5-8 mm noch überwinden können.
Ein weiterer Fressfeind ist der Specht. Er hackt einfach ein Loch in die Holzbeute (noch einfacher wäre es für ihn bei Styropor) und frisst die Bienen, die sich diesem Loch nähern. Eine besondere Technik eines Spechts ließ sich vor Wochen schon an der Lessingstr. beobachten. Dort hämmerte er auf die Anflugbretter sämtlicher Beuten ein, dass die Späne nur so flogen. Wenn die Wächterbienen ob des Lärms dann nach dem Rechten sehen wollten, zupfte er sie durch das Mäusegitter einfach in seinen Magen. Ganz schön schlau, der Specht. Hier wurde zur Abwehr Kaninchendraht über den Anflugbrettern angeheftet.
Die Imker vom Hollager Hof sind gespannt, was sie Ende Januar/Anfang Februar bei der nächsten Kontrolle ihrer Völker vorfinden. Bis dahin ist Ruhe bewahren angesagt.