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Hollager Hof in Osnabrück
Im Programmflyer des Heimatvereins Hollager Hof war dieser Besuch als Busfahrt in die Osnabrücker City seit der Jahresmitte angekündigt. Da wir uns heute mit 10 angemeldeten Interessenten eher in einer Kleingruppe wiederfinden, macht ein Bus keinen Sinn. Wir fahren mit zwei PKW zum Arndtplatz, wo das Osnabrücker Schulmuseum sein neues Zuhause gefunden hat. Ursprünglich war der Trägerverein, gegründet 1997, mit dem Schulmuseum an der Rolandsmauer beheimatet. Dort musste das Museum dem Bauvorhaben der Friedensschule weichen.
Einen Parkplatz direkt beim Museum am Arndtplatz 1 zu finden ist aussichtslos. Wir finden einen auf dem Stellplatz der OPG an der Schlosswallhalle und laufen zurück zum Schulmuseum, welches in einem alten denkmalgeschützten Gebäude eingemietet ist.

Hier empfängt uns Günter Nordmann, der als ehrenamtliches Vereinsmitglied, Schatzmeister und Schulleiter im Ruhestand heuer noch in der Aus- und Weiterbildung von Pädagogen tätig ist. Er nimmt uns mit auf die Reise durch den Schulalltag der Vergangenheit, beginnend zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Preußen noch die Regeln aufstellten.
Günter Nordmann stellt Unterrichtsmaterialien in eine Zeitreihe und wir stellen erstaunt fest, wie sehr die jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Strömungen Kindern in Fibeln und Rechenbüchern näher gebracht wurden. Sehr deutlich zeigen das Schulbücher aus der NS-Zeit und der DDR.
Das Fräulein Lehrerin
Wir hören von deutscher Schrift, Sütterlin und lateinischer Schreibweise, und warum und wann diese eingeführt wurden. Dass es ein „Lehrerinnen-Zölibat“ gab, ist zumindest dem Chronisten nicht bekannt gewesen und dass die Prügelstrafe in den Schulen erst 1972 per Gesetz verboten wurde, verstört uns ziemlich. Auch das Frauenbild der Preußenzeit empfinden wir eher als gruselig, vermutlich von Männern “gezeichnet”.
Eselskappe, Fleißkärtchen, Tafelschwamm und Kreide, der „Porsche“ unter den Griffelkästen, die Schulglocke… es werden viele Details angesprochen. Wir sitzen auf unbequemen alten Schulbänken mit eingelassenen Tintenfässern und erfahren, wie damalige Grundschüler die Füße und Hände halten mussten, und wie sie sich unter Einsatz beider Arme zu melden hatten.
Wurden sie dann „dran genommen“, mussten sie aufstehen, aus der Schulbank treten, Haltung annehmen und jede Antwort mit “Herr Lehrer” beenden. Heute ist das nur schwer vorstellbar. Die damaligen Lehrer waren offensichtlich Respektspersonen, deren Nasenspitze alle Kinder immer im Auge zu halten hatten. Wir vermuten: Lehrer als Kontrollfreaks!
Schüler als Pendler
Günter Nordmann berichtet, erzählt, verweist auf Exponate, zeigt Bildmaterial und würzt seine Aussagen mit Erfahrungen und Anekdoten aus seiner eigenen Schulzeit. Beeindruckend in diesem Zusammenhang ist auch der Schulweg des damals 10-jährigen von Hunteburg zum Gymnasium in Osnabrück. Im Schienenbus nach Bohmte, im Zug bis Osnabrück-Hbf. und mit der „Elektrischen“ (Straßenbahn), bis zur Lotterstraße. Heute undenkbar, aber interessant.
Natürlich schauen wir, die dem schulpflichtigen Alter über mehr als zwei Generationen entwachsen und mit eigenen Erfahrungen geprägt sind, mit anderen Augen auf den ehemaligen Schulbetrieb als heutige Schulkinder. Günter Nordmann berichtet über häufige Besuche von Schulklassen mit denen er interagiert und die das grüne Telefon mit Wählscheibe, eine Schreibmaschine oder Schiefertafel und Tintenfass gar nicht kennen.
Im Osnabrücker Schulmuseum findet man all das und kann es sich erklären lassen oder selbst Hand anlegen. Der ehrenamtlich geführte Museumsverein e.V. ist trotz seines überschaubaren Etats auf öffentliche Unterstützung angewiesen. Wir bedanken uns herzlich für die informative und interessante Betreuung und machen uns auf den Heimweg.
Schon August Bebel wusste: Wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.






