Brauchtumspflege mit Spaßfaktor:
Jährliche Zuwachsermittlung In alten Zeiten erkannte man die Mitte eines Dorfes nicht am Bus-Wartehäuschen und am „Schlecker“ – Markt, sondern an der Dorflinde. Als Gerichtslinde dienten einzeln stehende, besonders prächtige Exemplare des Baumes. Auch stolze Bauernhöfe ließen sich zu allen Zeiten von Hoflinden beschatten und vor Blitzschlag bewahren. Das ist beim Heimathaus Hollager Hof nicht anders.
Die Hollager Hoflinde soll etwas von den kulturellen Traditionen herüberbringen, die Linden von alters her zu geschrieben werden. Vor 14 Jahren pflanzten Mitglieder des Heimathaus-Vereins eine noch jugendliche Winterlinde mit Stammumfang von 18 Zentimetern und einer Höhe von knapp über vier Metern. Seitdem wird ihr Wachstum fürsorglich beobachtet und Jahr für Jahr immer zu Sommeranfang in einer feierlichen Zeremonie gemessen und „amtlich“ protokolliert.
Vorsitzender Josef Pott begrüßte nicht nur eine stattliche Zahl von Mitgliedern, sondern auch die Blaskapelle Herold unter der Stabführung von Sabrina Flottemesch und die Sänger des MGV „Gemütlichkeit“ unter ihrem Chorleiter Jan Elster. Letztere nahmen – natürlich unter der Linde – sogleich Aufstellung und besangen „Kein schöner Land“ und die „Kaperfahrt“, auf die sie – so der Text – nur Männer mit Bärten mitnehmen wollen, wobei sie selbst allerdings alle glattrasiert sind, wie angemerkt wurde.
Während die Sänger bald Ihre Stimmbänder schonen und mit Flüssigem geschmeidig halten mussten, unterhielten die Bläser die fröhliche Gesellschaft weiter mit einer bunten Abfolge von Liedern und Märschen. Höhepunkt war dann natürlich der Vermessungsakt selbst, dieses Mal von Josef Pott und Heinrich Maßbaum zelebriert.
Das Ergebnis: Die Linde ist gewachsen! Siegfried Wulftange, als Kassenwart auch Führer des Inventarbuches, gab einen Höhenzuwachs von 8,5 auf 8,50 Meter und einen Stammumfang von jetzt 51 nach zuvor 49 Zentimetern zu Protokoll.
Gartenbau-Professor und Ehren-Vorstandsmitglied Hans Kohstall („Ich kann ja nicht jedes Mal über die Linde berichten.“), hatte sich für seinen heiteren Kurzvortrag diesmal den Baum des Jahres 2011, die Elsbeere, ausgesucht, die im Südteil des Heimathaus-Gartens ebenfalls von Jahr zu Jahr größer wird.
Bei Grillwürstchen und Getränken hatten die Zeugen der Zuwachsermittlung anschließend Gelegenheit, den erreichten Höhenzuwachs von 3 Zentimetern und die gewonnenen zwei Zentimeter an Stammumfang ausgiebig zu würdigen. Quelle: NOZ, 22.06.2012