Lieder längst vergangener Zeiten

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Konzert mit „Küchen und Schelmenliedern“ im Heimathaus Hollager Hof

Längst vorüber ist die Zeit, dass Sänger von Bänken aus Nachrichten verbreiteten. Noch besteht Interesse an Bänkelsang und Moritaten, stellte der Verein „Heimathaus Hollager Hof“ fest. Seiner Einlandung zu „Küchen- und Schelmenliedern“ folgten 80 Zuhörer.

Bevor die Barden Günter Buller und Horst-Dieter Tonk Gassenhauer, Volkslieder und Moritaten anstimmten, forderte Vereinsvorsitzender Josef Pott das Hasberger Duo auf, in alten Hinterzimmer und Kellerküchen zu entführen, wo sich das Gesinde mit Gesang die Arbeit versüßte.

„Die Lieder stammen aus einer längst vergangenen Zeit, die mit dem deutschen Kaiserreich und den folgenden gesellschaftlichen Veränderungen ausklang“, erklärte Horst-Dieter Tonk. Gleichwohl haben Liebesleid, ungewollte Schwangerschaft, Sehnsucht nach der Heimat und der Jugendzeit nichts an Aktualität eingebüßt. Den musikalischen Vortrag würzten Buller und Tonk mit Beiträgen zeitgenössischer Autoren. Die Sänger berichteten, dass die „Jahrhundertballade“ von Sabinchen, das weinend im Garten sitzt und ihr schlummerndes Kind betrachtet, in der vornehmen Gesellschaft von 1832 reichlich Staub aufgewirbelt hat, denn es war unschicklich, dass sich eine Mutter öffentlich zu ihrem unehelichen Kind bekannte.

Das Duo sang über zu klein werdende Mieder und von verstoßenen verzweifelten Mädchen, die den Freitod wählten. Da blieb dem Publikum verschiedentlich das Lachen im Hals stecken, zumal wenn Horst-Dieter Tonk „schauderhafte Geschichten“ mit sparsamer Gestik und ausdrucksstarker Mimik untermalte.

Seit nunmehr zehn Jahren tourt das Duo mit Schelmen- und Küchenliedern durchs Osnabrücker Land und beendete den Liederreigen auch in Hollage mit „Herrn Pastor sin Kau“ und „Ade zur guten Nacht“ zur Freude der textsicheren und mitklatschenden Zuhörer.

Quelle NOZ Sept.2005