Aus „Schnedlings Kamp“ wurde „Schneidling“

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Die Straße im heutigen Zentrum von Alt-Wallenhorst markiert altes Grenzland

jod  WALLENHORST
Der Schneidling ist eine der älteren Straßen in Wallenhorst, deren putzige Bezeichnung seit Generationen ein Begriff im Ort ist, ohne dass die Anwohner so recht wissen, woher der Name kommt. Die Straße beginnt vor dem Hause der Bäckerei Berelsmann unmittelbar neben der Alexanderkirche. Auf einer Länge von rund 600 Metern führt sie durch Siedlungen, die überwiegend in den 1950er- und 60er-Jahren entstanden sind, in südwestlicher Richtung parallel zum Pyer Kirchweg bis zur Hügelstraße.

„Schneidling“ geht auf das mittelniederdeutsche Wort „snede“ zurück, das Grenze, Grenzzeichen oder Grenzschneise bedeutet. Der gleiche Wortstamm begegnet uns im „Schnatgang“, der im Osnabrücker Land wohlbekannten traditionsverknüpften Grenzbegehung.

Der heutige Straßenverlauf des Schneidling taucht in amtlichen Plänen erstmals 1895 als Feldweg auf. Entlang dieses Weges entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Folge des Neubaus der Alexanderkirche die erste Besiedlung. Den Anfang machte der Neubauer und Bäcker Berelsmann. Der Name „Schneidling“ selbst ist als Flurname um einiges älter. 1790 registrierten die Vermesser des Hannoverschen Oberst Du Plat im Südwesten der Bauerschaft eine größere Ackerlandfläche, die die Wallenhorster „Schnedlings Kamp“ nannten. Sie reichte vom Pyer Kirchweg über die jetzige Straße „Schneidling“ bis zur Hans-Böckler-Straße. Mehrere Wallenhorster Höfe teilten sich das Ackerland auf „Schnedlings Kamp“.
Was aber machte den Grenzcharakter dieser Flur aus?

Der Historiker Franz-Joseph Hawighorst bietet folgende Erklärung an: Aus Sicht der Urbesiedlung auf den Eschböden im Umfeld des Meyerhofes und der alten Alexanderkirche war der Schnedlings Kamp eine spätere Landgewinnung, mit der man das eigene Gebiet im Südwesten ausschöpfte. Die Grenze zur Bauerschaft Hollage war hier nahe. Eine weitere Abgrenzung bestand nach Süden hin zur Nassen Heide, die 1790 noch unkultiviertes Markenland war. Für die Bewohner der Höfe im alten Kern von Wallenhorst, die wahrscheinlich die Namensgeber waren, könnte diese Lage der Grund gewesen sein, hier vom Schnedlings Kamp zu sprechen.

Wallenhorsts Umweltbeauftragter Udo Stangier sieht eine weitere denkbare Erklärung in dem Höhenrücken, der den Schneidling oder Schnedlings Kamp bildet und der die Funktion einer Wasserscheide hat. Die Flächen auf der einen Seite entwässern in Richtung Nordwest und damit direkt in Richtung Hase, die auf der anderen Seite in Richtung Südost und damit zur Rüller Flut/Nette.

Alle Generationen hatten in allen Jahrhunderten ihre Wasserprobleme zu regeln, Wasser war immer wichtig. Insofern scheint es Stangier plausibel, dass der Höhenrücken als Wasserscheide Anlass für die Namensgebung war.

von Joachim Dierlks

Quelle: NOZ vom 8.1.2016