Dörper Damm führte durch das alte Dorf Rulle

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„Magistrale“ nach Haste

jod  WALLENHORST
Das  heutige  Ortszentrum von  Rulle um Wittekindplatz und  Klosterkirche ist  jüngeren Datums. Die Siedlungskeimzelle liegt an einem Ort, dem man das gegenwärtig nicht mehr ansieht: nördlich der Gaststätte Lingemann. Allenfalls die Straßennamen „Im Dorf“ und „Dörper Damm“ gestatten einen Hinweis darauf, dass hier die eigentliche  Geburtsstätte von Rulle ist.

Rulle bestand in fränkischen Zeiten aus den drei Siedlungsplätzen  Ostenort, Garthausen und eben das besagte Ur-Rulle. Ostenort lässt  ich auch heute noch gut lokalisieren. Es ist die Siedlung in Rulle-Ost nahe der Grenze zu Icker. Garthausen lebt fort in der Flur- und Straßenbezeichnung „Garthauser Reihe“ am Eingang zum Nettetal. Ur-Rulle bestand aus den alten Vollerbenhöfen Wesseling/Weßling, Göcker, Meyering, Lienemann, Deitmar und Selvert, die im Bereich der heutigen Straßen „Im Dorf“ und „Dörper Damm“ lagen oder liegen und durch Teilungen aus dem fränkischen Urhof entstanden sind. Die Höfe tragen heute überwiegend andere Namen.

Um die genannten Höfe herum hat sich nicht das spätere Dorf und Kirchspiel entwickelt, wie wir es aus anderen Orten kennen. Lediglich am südlichen Rand des Ur-Dorfes Rulle ist das jetzige Hotel Lingemann entstanden. Die Höfe gerieten in eine Randlage, als sich der Klosterbezirk zum neuen Mlittelpunkt mit Pfarrkirche, Schule, Gemeindebüro und so weiter mauserte.

Der Name Dörper Damm greift die niederdeutsche Bezeichnung für „Dorf“ auf. Er bezeichnet die in aufgeschütteter Dammlage durch die Niederungen des Ruller Bruches geführte Verbindungsstraße der „Dörper“, also der Bewohner des alten Dorfes, nach Norden. Der Dörper Damm geht in den Barenauer Weg über und stellte somit die Verbindung nach Evinghausen und Barenaue dar..In südlicher Richtung wird aus dem Dörper Damm der Stadtweg, auf dem die Dörper nach Haste und Osnabrück gelangen konnten.

Am 5. Mai 1942 ereignete sich ein Großbrand am Dörper Damm, der von der Gastwirtschaft    Sprengelmeyer (heute Lingemann) seinen Ausgang nahm und auf die Höfe  Westermeyer  (heute Sühlmann) und Linnemann übersprang. Alle drei Höfe brannten bis auf die Umfassungsmauern nieder. Besonders tragisch war, dass Bauer Ferdinand Linnemann als einer der ersten am Brandherd Hof Sprengelmeyer war, dort fleißig beim Löschen mithalf und nicht  bemerkte, dass durch Funkenflug auch sein Hof in Brand geriet. „Glücklicherweise wurde das Inventar einschließlich des Viehes zum allergrößten Teil  gerettet“, schrieb  die  Osnabrücker Volkszeitung und schloss die „Mahnung an alle Volksgenossen“ an, mit feuergefährlichen Gegenständen sehr vorsichtig umzugehen, elektrische Leitungen zu überprüfen und alles zu tun, „um deutsches  Volksvermögen  vor Schaden zu bewahren“.

von Joachim Dierks

Quelle: NOZ vom 26.2.2016