An dieser Frage ist die Dienstagsgruppe des Heimatvereins nicht gescheitert!
Nach etwa 60 Minuten Fahrtzeit mit dem Bus erreichen die 38 Teilnehmer der heutigen Dienstagsfahrt Glandorf, ein Örtchen im südlichsten Zipfel des Landkreises Osnabrück. Hier wollen wir die Kornbrennerei Schierhölter, eine der etwa 20.000 in Deutschland nach dem durch die EU betriebenen Fall des deutschen Brandweinmonopols noch verbliebenen Kleinbrennereien besichtigen.
Über 100 Jahre konnten die Produzenten ihren Rohalkohol zu festen Preisen an die staatliche Monopolstelle abgeben. Seit 2017 ist das endgültig vorbei und die Kleinbrennereien, die schwerpunktmäßig als Obstbrennereien in Süddeutschland zu Hause sind, können auf dem freien Markt mit ausländischem Alkohol nicht konkurrieren. Ansonsten ist der Markt in der Hand weniger Industrie-Großbetriebe.
Den Familienbetrieb August Schierhölter gibt es seit 1801. Auf dem Hof Schierhölter, dessen Geschichte bis in die Zeit kurz nach dem dreißigjährigen Krieg zurückreicht, nimmt uns der Geschäftsführer der Kornbrennerei, Otto Schierhölter, in Empfang und führt uns in die Geheimnisse der Alkoholherstellung ein. Auf etwa 200 ha wird überwiegend Weizen und Roggen für die Brennerei angebaut. Aus dem gemahlenen Korn wird Maische hergestellt, deren Stärkeanteil durch Zugabe von Enzymen in Zucker gewandelt wird. Hefepilze sorgen dann für die Abspaltung von diversen Alkoholen, die in einem zweistufigen Brennverfahren in einen genießbaren Anteil und den ungenießbaren, giftigen Restalkohol getrennt werden, der nur entsorgt werden kann.
Dieser Vorgang erfordert sehr viel Erfahrung und ist entscheidend für den Geschmack des wasserklaren Kornbrands, der so immer nach Weizen- oder Roggenbrand schmeckt. Nach den ausführlichen und interessanten Ausführungen des Hausherrn, die auch einen Exkurs zur recht hohen Branntweinsteuer beinhaltet, begeben wir uns in den Gastraum der Brennerei und verkosten die verschiedensten Produkte, die im Regelfall in den Regalen des regionalen Handels landen.
„Was wir lieber trinken“, werden wir gefragt, „Weizen- oder Roggenkorn?“. Eine Mehrheit votiert für Roggenkorn, aber „was der Bauer nicht kennt, trinkt er nicht“. Weizenkorn wird deutlich öfter im Handel verkauft. Wir probieren weiter: Kräuterlikör, Wildschlehe, Kirsche, Rhabarber, Pfirsichlikör, Haselnusslikör, Mühlenwind und Glandorfer Kräuter-Trunk, der dem „Langemeyer“ schon sehr ähnelt. Gottlob nehmen wir immer nur kleine Mengen zu uns, sonst könnten wir womöglich nicht mehr Bus fahren.
Und das wollen wir nach dieser ausgiebigen Testrunde, die nahezu zwangsläufig zur Ergänzung der häuslichen Vorräte durch Einkauf beim Hersteller führt.
Wir danken für die informative Führung. Nach kurzer Busfahrt sind wir zurück in Glandorf und kehren im Gasthaus Buller ein, wo wir uns an festlich gedeckten Tischen mit einem deftigen Gulasch nebst leckerem Salatteller stärken. Das ist eine Empfehlung wert.
Auf der Rückreise nach Hollage weist Organisator und stellv. Vorstand Reinhard Kruithoff auf die nächsten Veranstaltungen des Vereins hin und stellt zudem fest, dass es auch nicht schlecht gewesen wäre, die Schnapsverkostung nach dem guten Mittagessen zu machen, der besseren Verdauung wegen. Macht nichts, man kann die Reihenfolge nicht immer einhalten 🙂 .