Zum 19. Mal findet sie statt, die Fahrradtour durch die Hollager Ortsteile, die im Jahr 2000 anlässlich der 750-Jahrfeier aus der Taufe gehoben wurde. Auch die Organisatoren sind noch dieselben. Franz Josef Landwehr, Maria Bertke und Josef Pott haben sich dieses Mal einen Rundkurs ausgedacht, beginnend in nordwestlicher Richtung und vorbei an den Hof- und Wegkreuzen sowie Andachtshäuschen, die auf dem Weg liegen.
Das Wetter ist ideal dafür, manchem mag es schon fast zu warm sein. Der Sommer ist mit 29° Tagestemperatur zurückgekehrt. Nach kurzer Instruktion am Josefsplatz geht es auch schon los. Die erste Station ist die Kapelle beim ehemaligen Bauernhof Meyer zu Bergsten und kaum sind wir in die Pedale getreten, gibt es dort schon den ersten Halt am aus Klinkersteinen gemauerten Gebetshäuschen. Franz Josef Landwehr erläutert die Entstehungsgeschichte der kleinen Kapelle.
Dank einer mobilen Lautsprecheranlage, die Volker Holtmeyer auf seinem Liegefahrrad mitführt, hört auch der letzte in der fast 50-köpfigen Radlergruppe die Erklärungen und Hinweise des Historikers Landwehr. Der Erzählung nach, soll die resolute und pragmatische damalige Bäuerin Thekla Meyer zu Bergsten beim Bau der Kapelle selbst zur Maurerkelle gegriffen haben, weil ihr die Handwerker nicht schnell genug arbeiteten.
Weiter geht es zum Hof Bergmann in Fiestel, und die dortige kleine Kapelle am Fürstenauer Weg hat Bauer Heinrich Bergmann extra für uns geöffnet. Das genaue Datum der Erbauung ist zwar nicht mehr feststellbar, aber der bestens behauene Sandstein, aus dem sie erstellt ist, stammt offensichtlich aus dem Hollager Berg, erklärt uns Heinrich Bergmann. Denkbar wäre, dass sie zwischen 1937 und 1947 im Zusammenhang mit der Friedhofsmauer des alten Friedhofes entstanden ist. Damit wir die übrigen Stationen sicher finden, schenkt uns Bauer Heinrich noch einen Schluck Zielwasser ein, der gern genommen wird.
Am Boecker-Denkmal, verbunden mit einem Blick auf den alten Friedhof, erfahren wir näheres aus dem Leben des damaligen Hollager Pfarrers, der den Nationalsozialisten mutig die Stirn geboten hatte.
Jetzt folgt eine längere Radelstrecke. Es geht zum Hof Witte in Sooswiese. Der Hausherr empfängt uns vor seinem Hofkreuz, das zum Gedenken an den im April 1945 gefallenen Hoferben, seinen Onkel aufgestellt worden ist. Zum Hof gehörte damals auch die Hollager Mühle, für deren Betrieb der Gefallene eine Müllerlehre gemacht hatte. Wenn man bedenkt, dass der junge Mann in den letzten Kriegstagen als 18-jähriger noch für den Endsieg eingezogen wurde, bevor er in Schlesien fiel, erkennt man einmal mehr, welches Leid Krieg und Gewalt bis heute für die Menschen bedeuten.
Wir fahren an der neuen „Kolping-Sitzecke“ am Kanal vorbei, überqueren diesen und landen in der Barlage auf dem Hof Otte. Hier gibt es ein Hofkreuz, das an zwei im ersten Weltkrieg gefallene Söhne erinnert. Die Schwester der beiden heiratete dann einen Cousin gleichen Namens, so dass der Hofname erhalten blieb. Auch hier informiert uns der Bauer persönlich und Franz Josef ergänzt sein Ausführungen mit Informationen zur Zeitgeschichte des ersten Weltkrieges.
Weiter geht es in südlicher Richtung zum Hof Stallkamp in Dörnte. Das dortige Hofkreuz hat lange auf dem Dachboden gelegen. Überdauert hat die Kreuzigungsfigur, das Holz ist mittlerweile erneuert und mehrfach restauriert. Bauer Stallkamp stellt das Kreuz und sein Geschichte kurz vor. Wie immer bei den Raststellen, begibt sich die Radlergruppe schnell in den Schatten von Gebäuden und Bäumen. Ohne Fahrtwind ist es ganz schön heiß. Auf dem Hof Stallkamp machen wir auch eine Trinkpause.
Wir queren die Landesstraße 9 und erreichen den Hof Kollenberg mit einem Wegekreuz in der Straßenkurve, das man auch vom Auto aus gut sehen kann. Franz Josef erläutert hier, dass diese Straße der frühere Fürstenauer Weg war, den der Fürstbischof zu Pferd für seine Besuche in Fürstenau nutzte. Üblicherweise berührten solche Straßen immer die Täler, führten über die Höfe und vermieden steile Anstiege. Mit Pferd und Wagen waren Berge früher ein größeres Problem.
Das letzte Hofkreuz der Tour steht auf dem Hof Hawighorst in Brockhausen, von der Straße aus nicht zu sehen. Früher stand es direkt an der Sachsegge, als die Straße noch über den Hof führte. Heute ist es auf den Hof verlegt, aber niemand ist heute in der Lage Alter und weitere Hintergründe des Kreuzes zu benennen.
Als wir uns in Richtung Osten weiterbewegen, bedrängen sich zwei Radler und einer stürzt vom Rad auf das Pflaster. Hautabschürfungen sind die Folge und es fließt auch Blut. Dank der hohen Temperaturen trocknet es rasch an und der Geschädigte scheint ein „harter Hund“ zu sein, er fährt weiter.
Wir erreichen Pingelstrang und steuern auf die Piussäule zu. Die ist in einer 72-Stunden-Aktion von den Hollager Ministranten wieder auf Vordermann gebracht worden. Wir hören einiges zur Geschichte der Säule und erfahren, dass sie 25 Fuß hoch ist und zu Ehren von Pabst Pius errichtet wurde. Sie steht am höchsten Punkt des Hollager Berges, der durch die heutige Bebauung und Bewaldung kaum noch als solcher erkennbar ist.
Von hier an geht es bergab mit uns. Schnell erreichen wir die Uhlandstraße mit dem Ziel Heimathaus Hollager Hof. Es riecht nach Grillgut und eine Zapfanlage ist auch aufgebaut. Von unserer Radlergruppe ist leider nur noch gut die Hälfte hier angekommen, und die greifen am Grill und an der Theke zu. Wir verweilen im Schatten des Hauses auf den Garnituren und schwärmen von den Zeiten, als noch über 100 Teilnehmer auf Tour durch die Ortsteile dabei waren. Schauen wir mal, was im Jubiläumsjahr 2020 los sein wird.