Vom Strohschneider zum Big X

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Wieder einmal sind wir auf Entdeckertour bei einer großen Firma in Niedersachsen, nämlich in Spelle im benachbarten Emsland. Wir sind bei der Fa. Krone angemeldet und als unser Bus kurz vor 10 Uhr dort eintrifft, wartet schon ein freundlicher Fremdenführer auf dem Firmengelände und gibt unserem Busfahrer ein Zeichen für eine günstige Parkposition.

Sechsundzwanzig interessierte Besucher (angemeldet hatten sich 34) entsteigen dem Transportmittel und versammeln sich im Eingangsbereich des firmeneigenen Museums. Dort begrüßt uns der nette Einweiser vom Parkstreifen und entpuppt sich als ehemaliger, vieljähriger Mitarbeiter im Ruhestand, der Spaß daran hat, interessierte Besucher mit der Fa. Bernhard Krone bekannt zu machen. Noch weitere 5 Mitstreiter hat er, die sich um die regelmäßig auflaufenden Besuchergruppen kümmern. Ohne lange Vorrede taucht er in die Gründerjahre des Familienunternehmens ein, das im Jahr 1906, also vor 116 Jahren als kleine Dorfschmiede von Bernhard Krone gegründet wurde. Da alle männlichen Nachkommen irgendwie Bernhard heißen, hat man sie in der Rückschau über die Generationen mit römischen Ziffern bedacht. Derzeit ist die 4. Generation mit Bernhard  IV am Steuer.

Und das ist kein kleiner Kahn, den er da manövriert, eher ein Tanker. Zwar hat Bernhard I Anfang des 20. Jahrhunderts in der Dorfschmiede mit Strohschneidern, Rübenhäckslern und Viehtränken angefangen,  sich mit Pflügen, Eggen und Ladewagen weiterentwickelt, aber mit dem Schritt zu selbstfahrenden Erntemaschinen wie dem Maishäcksler Big X hat die spätere Generation entscheidend zum heutigen Erfolg beigetragen.  Als weiteres Standbein gibt es noch die Produktion von Nutzfahrzeugen, die infolge nachlassender Nachfrage aus der Landwirtschaft in den 1970ger-Jahren aufgenommen wurde.  

Wer noch das Bild eines familiengeführten mittelständischen Landmaschinenherstellers im Kopf hat, sieht sich durch den nun folgenden Filmbeitrag eines Besseren belehrt. Heute exportiert die Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG in über 40 Länder weltweit. Das Unternehmen hat sich zu einem Full-Liner im Bereich der Grünfutterernte entwickelt und ist inzwischen Europas zweitgrößter Produzent von Kühlsattelaufliegern.  Neben Spelle gibt es Werke in Werlte und in der Türkei. Die Firma Krone beschäftigt  über 6000 Mitarbeiter und weitere tausende, die bei den Zulieferfirmen tätig sind.

Wir sind beeindruckt und hätten nicht gewusst, welche unternehmerische Wirtschaftskraft im Emsland zu Hause ist. Die Meyer Werft kennt man, aber Krone als Holding mit den Milliardenumsätzen war uns nicht so bewusst. Man lernt eben immer was dazu.

Wir kehren zurück zu den Anfängen und besichtigen in den Ausstellungsräumen des Museums vom Strohschneider bis zum Big X Maishäcksler alles, was in den letzten 116 Jahren auf den Markt gebracht wurde. Wirklich sehr interessant, überwiegend nur mit den Augen zu berühren (der Chronist kann sich nur schwer zurückhalten) und natürlich dürfen Schreibtisch und Chefsessel von Bernhard II nicht fehlen. Aus der Zeit der Lanz Vertretung ist u.a. auch ein Bulldog Traktor mit 11 Liter Hubraum zu sehen. Fantastisch ist der Sound, als er akustisch kurz angelassen wird (natürlich nur per Lautsprecher unter der Haube).

Beeindruckt von der rasanten Entwicklung des Unternehmens Krone, die offensichtlich immer von richtigen Entscheidungen getrieben war und von der Vielzahl der technischen Exponate, lassen wir uns wieder zurück ins heimische Hollage chauffieren.