![]()
ein Vortrag von Franz-Joseph Hawighorst im „Hollager Hof“
Am 20.November 2025 hatte der Verein Heimathaus „Hollager Hof“ zu einem Vortrag eingeladen, der die 100-jährige Geschichte des Stichkanals zum Inhalt hatte. Der Historiker und Heimatforscher Franz-Joseph Hawighorst rollte aber nicht allein die Entwicklungsgeschichte des Zweigkanals auf, sondern ging über die Zeit seines Bestehens hinaus und berichtete auch über Zeiten im Hasetal, als nicht sesshafte Rentierjäger hier ihre Spuren hinterließen. Davon zeugen reichhaltige Funde aus der Steinzeit im Bereich Brockhausen. Von hier aus spannte Franz-Joseph Hawighorst mit seinem Vortrag den Bogen über die Besiedlung durch die Sachsen, die alten Höfe im Hasetal, die Franken mit Karl dem Großen sowie die Grafen von Tecklenburg. Immer und überall spielte die Hase als „große Schwester des Kanals“, wie Hawighorst sie nannte, eine wichtige Rolle. Mal war sie die Lebensader für Jäger und Bauern im Hasetal, mal Grenzfluss zum „feindlichen Ausland“, immer war sie jedoch eigenwillig, was ihre Wasserstände und ihren Verlauf betraf.
Als Vater Staat vor mehr als 10 Dekaden nach der Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals die Planung des Mittellandkanals als west-östliche Wasserstraßenverbindung vorantrieb, träumte Osnabrück noch von einer direkten Anbindung an den Kanal. Diese ließ sich nicht realisieren, dafür kam dann aber um die Jahrhundertwende der Stichkanal ins Hasetal. Zu Kaisers Zeiten gab es noch keine Planfeststellungsverfahren und die Hollager Bauern mussten wertvolles Grünland für den Kanalbau zur Verfügung stellen. Teilweise wurden sie sogar enteignet. Begeisterung sah anders aus, zumal die künstliche Wasserstraße das Hasetal zusätzlich teilte.
Franz-Joseph Hawighorst berichtete über die Planungsphase, die Bauarbeiten in der Zeit des 1. Weltkrieges, die Jugendstilbrücken und die Katastrophe vom 5. Dezember 1960, als die Hase nach tagelangen Regenfällen den Kanal flutete und es zum Dammbruch und zur Zerstörung der Hollager Schleuse kam. Auch der spätere Ausbau des Stichkanals Anfang des neuen Jahrtausends für Großmotorschiffe mitsamt den Brücken-Neubauten war ein interessantes Thema, das nachdenklich machte. Immerhin ist ein Fragment der alten Niehausbrücke auf Initiative des Heimathaus-Vereins als Denkmal erhalten geblieben.
Die öffentliche Hand habe sich damals, so Hawighorst, generell aber auch mit dem Blick auf die Umleitungssituation für die Autobahn A1 nicht durch Weitsicht ausgezeichnet. Bis heute leidet der öffentliche und landwirtschaftliche Verkehr unter den unzulänglichen Planungen von damals. Beim Blick auf die Erneuerung der Brücken wird das besonders deutlich und speziell beim dringend benötigten Radweg nach Halen wird diese Fehlplanung heute sichtbar.
Gut 60 interessierte Zuhörer/innen lauschten dem Referenten, der seinen knapp zweistündigen Vortrag mit zahlreichem Bildmaterial ergänzte. Das Publikum machte zum Schluss durch seinen anhaltender Beifall deutlich, dass regionale und ortsgeschichtliche Themen immer wieder gerne angenommen werden. Hausherr Stefan Gutendorf dankte dem Historiker Franz-Joseph Hawighorst für seine interessanten Ausführungen und hofft, er möge zum Wiederholungstäter im Heimathaus werden. makuru















