„Ein Berg entsteht“ – Geologie des Piesberges

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Die Geschichte des Piesberges beginnt mit der Entstehung seiner Gesteine und der Kohleflöze im Erdaltertum, genauer im Karbon vor etwa 300 Millionen Jahren….

Die Karbon- oder Steinkohlezeit verdankt ihren Namen den großen Steinkohlelagern, die in dieser Zeit entstanden sind. Zunächst brachten vom Norden kommende Flüsse eine Vielzahl an Flußkiesen mit, die sich ablagerten. Sie liegen zwischen den heute zu Sandsteinen verfestigten ehemaligen Sandbänken der Wasserläufe. Diese Sandsteine werden heute noch am Piesberg gewonnen.

Aus dem Wasser lagerten sich ebenfalls blauschwarze und graue Tonschichten ab, die heute als Schiefertone zwischen den Sandsteinen zu finden sind. Die Schieferung der Tone entstand durch den Druck der Sedimente, die sich darüber ablagerten. Das dabei ausgepreßte Wasser ermöglichte eine dichte und parallele Lagerung der blättchenförmigen Tonteilchen (Scheffer & Schachtschnabel 1992).

Das besondere Merkmal jener Zeit waren die ausgedehnten Wälder (Keller 1968). Das damalige gleichmäßig warme bis heiße, niederschlagsreiche Klima ließ mächtige küstennahe Wälder entstehen, die heutigen Sumpfwaldmooren tropennaher Länder ähnlich waren. Anhand zahlreicher und zum Teil gut erhaltener Fossilien in den Tonsteinen ist es möglich, eine Vorstellung von den Steinkohlewäldern der Karbonzeit zu erhalten.

Die aus heutiger Sicht exotisch anmutenden Wälder prägten den Charakter der Landschaft mit einer urtümlichen Pflanzenwelt. Besonders erwähnenswert sind die 20 bis 30 m hohen Schuppen- und Siegelbäume sowie mehrere Gattungen der Farne (Pteridophyllen) und schachtelhalmähnlichen Gewächse (Articulaten) im Unterwuchs. (…)

Nach dem Absterben der „Riesen“ durch periodische Überflutung der Flächen hinterließen sie große Mengen an Biomasse, also abgestorbenes Pflanzenmaterial. Durch Luftabschluß entstanden mächtige Torflager. Infolge der hohen Druckbelastung der darüberliegenden Materialien und den zunehmenden Temperaturen bei weiteren Absinken wurde der Torf im Laufe von Millionen von Jahren zu Steinkohle umgewandelt (Inkohlung).
In sogenannten Flözen ist die Steinkohle abgelagert worden und nach heute im Steinbruch als schwarze Bände sichtbar.

Tierische Fossilien sind am Piesberg selten gefunden worden. Keller (1968) berichtet unter anderem von Resten eines Krebses. Das Ende der Karbonzeit im Osnabrücker Land führte zur schwachen Faltung und Hebung der Schichten, wodurch Festland entstand. Das darauf folgende, vorstoßende Meer ließ anschließend die Flächen wieder versinken, was anhand von Ablagerungen belegt werden konnte.

Das wechselhafte Klima im Erdmittelalter vor etwa 150 Millionen Jahren veränderte das Landschaftsbild des Osnabrücker Landes weiter auffallend. Jüngere Gesteinsschichten aus dem vorstoßenden Meer lagerten sich auf den Sand- und Tonsteinschichten des Karbons ab. Der von ihnen ausgeübte Druck ließ die unteren Schichten verfestigen. Anschließend kam es zur Entstehung von mehr oder weniger wasserlosen Wüstengebieten, bis ein kalk- und gipsreiches Meer über das Gebiet hereinbrach und stellenweise Muschelkalk ablagerte.

Im weiteren Verlauf des Erdmittelalters kam es immer wieder zu unterschiedlichen Ablagerungen und Schichtenbildungen. (…) Zum Ende des Erdmittelalters wogte in der Gegend des Piesberges wieder die offene See.

Die beginnende Erdneuzeit vor etwa 70 Millionen Jahren ist als die „Geburtsstunde“ des Piesberges anzusehen. Die in jener Zeit wirkenden gebirgsbildenden Kräfte trieben die tief versunkenen Gesteinsschichten an die Erdoberfläche. Die Folge: Ein Berg entstand – Pyes Berg!

Eine Besonderheit der Situation am Piesberg stellt die inselartige Anhebung der tief versunkenen Schichten der Karbonzeit aus der jüngeren Umgebung dar. Diese tektonische Aufwölbung führte gleichzeitig zu einer sattelförmigen Lagerung der Kohleflöze, die während des Steinkohleabbaus lange Zeit nicht erkannt wurde.

Die Kohle am Piesberg wird auch als Piesberger Anthrazit bezeichnet. Anthrazite sind sehr hochwertige Steinkohlen mit geringem Gasgehalt und hohem Brennwert.

Dieser Zustand wurde vermutlich durch das sogenannte Bramscher Intrusiv, eine Ansammlung vulkanischen Materials bei Bramsche, verursacht. Der vulkanische Körper erreichte zwar die Erdoberfläche nicht, führte aber zu einer starken Aufheizung der Lagerstätten. Dieses blieb auch für die Sandsteine nicht ohne Folgen. Sie erhielten eine besonders hohe Festigkeit, indem die bis dahin einzelnen Sandkörner zu einer einheitlichen Quarzmasse umgeschmolzen und zu Quarzit veredelt wurden.

Das Karbonquarzit zeichnet sich durch eine große Härte und Widerstandsfähigkeit aus. Die daraus resultierende Stabilität der Steine bedingt die vielseitige Verwendbarkeit. Bis heute wird der „Karbonquarzit“ am Piesberg abgebaut, wodurch tiefe Einblicke in die Verhältnisse des Karbons möglich sind.