23. Jahreshauptversammlung

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Das ist der Stoff, aus dem Kirchen gebaut sind: Hollager Muschelkalk. Steinbruch-Eigentümer Thomas Stallkamp (Mitte) und die Heimathaus-Vereinsmitglieder (von links) Siegfried Wulftange, Heinrich Maßbaum, Johannes Otte und Josef Pott besiegeln den neuen Nutzungsvertrag. Foto: Joachim Dierks

Vorstandswahlen standen nicht an, der Schatzmeister hatte auch keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Trotzdem hatte es die 23. Jahreshauptversammlung des Heimat- und Kulturvereins Hollager Hof – so der neue, um die Zweckbestimmung der Kulturpflege erweiterte Name – in sich.

Der Vorsitzende Josef Pott legte den Mitgliedern die Gründe dar, weshalb der Heimathausverein nunmehr Pächter des ehemaligen Middelberg’schen Kalksteinbruchs im Hollager Berg südlich des Heimathauses geworden ist. Bisheriger Pächter war die Kirchgemeinde St. Josef, die 1996 Schutzhütte und Grillplatz inmitten des Naturdenkmals einrichtete und viele Gottesdienste rund um das Stifterkreuz feierte. Die Pfarreiengemeinschaft habe das Pachtverhältnis kurzfristig gekündigt, sagte Pott. Der Heimathausverein, der wegen der räumlichen Nähe immer schon eine Art Küsterfunktion für das Naturdenkmal ausgeübt und sich für dessen Schutz eingesetzt habe, stand nun vor der Alternative, der zu erwartenden Verwilderung und Vermüllung vor der eigenen Haustür zuschauen zu müssen oder das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen. Der Vorstand habe sich für Letzteres entschieden, was die Versammlung mit Beifall quittierte.

Weiterhin teilte Pott mit, dass die kulturgeschichtliche Aufarbeitung der Rieselwiesen-Bewirtschaftung entlang der Pyer und Hollager Hase Fortschritte mache. Eine Studentin schreibe ihre Bachelor-Arbeit darüber. Das werde dem „länderübergreifenden Projekt“ – auf nordrhein-westfälischer Seite sind der Kreis Steinfurt und die Gemeinde Lotte beteiligt – sicherlich einen Schub geben. Der Heimathausverein sei Mitglied in dem neu gegründeten Haseauenverein und stehe in den Startlöchern, um etwa einen Kultur-und-Natur-Erlebnispfad mitzugestalten. „Es wäre ein Jammer, wenn diese Kulturzeugnisse vor unserer Haustür endgültig verfielen“, gab Pott die Meinung vieler Hollager Heimatfreunde wieder. Von etwa 1870 bis 1960 unterhielten die Wasser- und Bodenverbände ein System von Stauschleusen, Zuleitergräben und Rieselrinnen, um die Erträge der anliegenden Wiesen mithilfe des Hasewassers und seiner düngenden Schwebstoffe zu verbessern.

Voller Schwung angesichts der neuen Aufgaben arbeitete die Versammlung ihre Regularien zügig ab. Der stellvertretende Vorsitzende Heinrich Maßbaum führte rückblickend noch einmal durch den Veranstaltungskalender 2012 und zog eine erfreuliche Bilanz: 4500 Gäste besuchten das Heimathaus bei 21 Veranstaltungen und zahlreichen „Kaffeesonntagen“. Oft habe es geheißen: „Wir haben keine Stühle mehr.“ Die Mitgliederzahl wuchs von 259 auf 265 an. Referent des Abends war Architekt Per Grunwald. Er sprach über „Bauen und Wohnen in heutiger Zeit“. Neben allgemeinen gestalterischen Anmerkungen gab er zahlreiche Hinweise zum barrierefreien Bauen. „Ich erleb’s immer wieder: Wenn der Bauherr Mitte dreißig ist, dann sind die Bedürfnisse des Alters einfach noch zu weit weg“, sagte Grunwald, „ich kann immer nur wiederholen: Macht die Türen nicht zu schmal, lasst die Stufen vor dem Hauseingang weg.“ Denn eine spätere Korrektur sei teuer. Weiterer Themenschwerpunkt waren Dämmen und Heizen, womit Grunwald unter den Heimatfreunden – viele von ihnen Hauseigentümer mit anstehenden Heizungsmodernisierungen – rege Diskussionen auslöste

(NOZ, 22.03.2013)