Hollager Hof: ältestes Haus aber kein Denkmal 1656 errichtet, 1971 abgebaut, 1992 woanders wieder aufgebaut – Letzter Mieter ist gern zu Besuch
Neben 34 anderen Denkmalen im Landkreis Osnabrück stand auch der Hollager Hof am Tag des offenen Denkmals im Interesse der Öffentlichkeit. Das älteste Gebäude in Hollage lag jedoch nicht immer an der Uhlandstraße. Es wurde vor rund 20 Jahren an dieser Stelle in Nähe des Middelberg’schen Steinbruchs wiedererbaut. Das Fachwerkhaus vom Typ „Niederdeutsches Hallenhaus“ hat viel zu erzählen. 1656 war es auf dem Hof Gers-Barlag errichtet worden, wo es bis Anfang der 1970er-Jahre bewohnt war. Der letzte Mieter des Kottens, Heinrich Sandmann, ist heutzutage gern zu Besuch in dem Gebäude. Das jüngste Cousinentreffen richtete Sandmann auch an der Uhlandstraße aus.
1971 wurde das damals schon mehr als 300 Jahre alte Gebäude von der Technikerschule Osnabrück unter der Leitung von Studiendirektor Kaspar Müller abgebaut und auf dem Bauhof in Lechtingen eingelagert. Dass die wertvollen Einzelteile dort mehr als 20 Jahre eingemottet waren, tat dem Material nicht gut. „Da ist über die Jahre vieles verschwunden“, erinnert sich Johannes Holtmeyer. Er setzte 1992 mit Günter Schulze und Robert Mosene an der Uhlandstraße den Grundstein für den neuen „Hollager Hof“. Möglich war das aber nur durch Josef Pott geworden, der sich stark für den Wiederaufbau eingesetzt hatte, sagt Holtmeyer. „Wenn es Josef Pott nicht gegeben hätte, stünde der Hollager Hof nicht hier.“
Pott war der Motor zur Gründung eines Fördervereins, der am 26. April 1990 ins Leben gerufen wurde. Er hatte zunächst neben Siegfried Wulftange acht weitere Mitstreiter an seiner Seite. Die ersten Überlegungen, das alte Hollager Gebäude im Schatten der Alten Alexanderkirche in Wallenhorst wieder aufzubauen, zerschlugen sich. Schließlich kam die Uhlandstraße ins Gespräch. Der Wiederaufbau erfolgte weitgehend ehrenamtlich, aber fachkundig begleitet durch den Architekten Werner Krabbe. Johannes Holtmeyer sorgte mit seinen Maurerkollegen für das Fundament. Dafür wurden Bruchsteine auch aus dem benachbarten Steinbruch verwendet. Für den Aufbau des Ständerwerkes erwies es sich als Glücksfall, dass in Gehrde bei Bersenbrück gerade ein Kotten abgerissen wurde. Auf diese Weise konnten die verschwundenen Balken durch alte Hölzer ersetzt werden. Nur Experten erkennen heute den Unterschied zwischen Original und Ersatz.
Das Dachgeschoss, früher Lagerstätte für Heu und Stroh, dient als Wohnung des Hausmeisters. Das Ständerwerk ist durch 1000 Holznägel verbunden. Von der ursprünglichen Ausfachung mit Weidengeflecht und Lehm wurde Abstand genommen, um eine bessere Kälte- und Wärmeisolierung zu bekommen. Insgesamt hat der Wiederaufbau 500.000 D-Mark gekostet. 350.000 kamen von der Gemeinde, den Rest musste der kleine Verein aufbringen. Die 150.000 DM wurden als Darlehen aufgenommen. Heute, 16 Jahre nach der Fertigstellung, sind die Schulden längst abbezahlt, berichtet Siegfried Wulftange als „Finanzminister“ stolz.
Möglich gemacht haben das auch Spenden und Zuwendungen. Der Förderverein hat inzwischen mehr als 250 Mitglieder.
Das Hollager Haus dient heute als Heimathaus gemeinnützigen Zwecken wie der Heimatpflege und Heimatkunde. Durch Ausstellungen, Seminare, Konzerte und plattdeutsche Abende sollen der geschichtliche Hintergrund, die Lebensweise vergangener Zeit und das Wissen über unsere Heimat vermittelt werden. Die Einnahmen aus diesem Angebot fließen in die Erhaltung des alten Fachwerk-hauses.
Wulftange: „Bei einem Betonkasten hätten wir solche Kosten nicht. Aber Holz arbeitet nun mal, da gibt es immer wieder Reparaturbedarf.“ Dass das älteste Haus in Hollage offiziell nicht als Denkmal ausgewiesen ist, reizt die örtlichen Bewahrer der Tradition wie ein Stachel im Fleisch. Aber an ein Denkmal werden hohe Anforderungen gestellt. Eine davon ist die Frage des Standortes. Und der muss an der ursprünglichen Stelle sein. Denkmal hin, Denkmal her – die Hollager reihen sich zu Recht am Tag des offenen Denkmals in die Liste der echten Denkmale ein.