Auf Streiftour durch die Hollager Natur

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von Johannes Zenker

Wallenhorst. Punkt 14 Uhr setzt der Regen ein – und wird von Minute zu Minute stärker. Daran, wieder nach Hause zu gehen, denkt von den zwölf eingetroffenen Wanderlustigen allerdings niemand. Entweder öffnen die Teilnehmer einen Regenschirm oder rüsten sich mit einem Cape. „Wir ziehen bei jedem Wetter los“, stellt Walter Frey, Vorsitzender des Heimat- und Wandervereins Hollage, klar und läuft vorneweg.

An jedem ersten Dienstag im Monat trifft sich der Verein an der Weltkugel vor der Erich-Kästner-Schule zum Wandern durch die Hollager Natur. Das Wetter spielt dabei keine Rolle, die älteren Herrschaften sind hart gesotten. Und angekommen im Wald auf dem Hollager Berg, merkt man plötzlich gar nicht mehr so viel vom kühlen Nass: Die Bäume des Waldes halten schützend ihre Äste über die Köpfe der Wanderer – die Teilnehmer sind zuhause.

Gemeinschaftserlebnis in der Natur

Fünf Kilometer legen die Wanderfreunde an diesem Tag zurück – das sind nicht ganz so viele wie an trockenen Tagen, aber ausreichend, um genügend Bewegung zu erhalten und ins Gespräch zu kommen. „Die Geselligkeit und das Gemeinschaftserlebnis in der Natur ist für uns neben dem gesundheitlichen Aspekt das Wichtigste am Wandern“, erklärt der zweite Vorsitzende des Vereins, Joachim Kohorst.

Viele Frauen im Verein

Wenn die Führung des Wandervereins auch fest in Männerhand ist, fällt an diesem Dienstag auf, dass neben den beiden Herren zehn Frauen dabei sind. „Viele Frauen haben bereits ihren Ehemann verloren und freuen sich über die gute Gesellschaft“, erzählt Kohorst.

Älteste Teilnehmerin ist 80

Die älteste Teilnehmerin an diesem Tag ist Helene Keller. Sie hat in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag gefeiert und denkt gar nicht daran, mit dem Wandern aufzuhören – trotz künstlicher Hüfte, die sie vor zwei Jahren erhalten hat. „Das behindert mich nicht, und solange ich mich fit fühle, laufe ich weiter“, sagt die Frau. Und die zahlreichen Aktivitäten und Touren des Hollager Wandervereins sind ihr noch nicht genug: Einmal im Jahr reist sie mit einer anderen Gruppe in die Dolomiten und nimmt auf einer Höhe von 3000 Metern an Wanderungen teil. „Die Strecken sind zwar nicht mehr so lang wie früher, aber es macht mir nach wie vor viel Spaß“, betont Keller.

Bäume blockieren den Weg

„Oh, der ist aber neu, der war beim letzten Mal noch nicht da“, heißt es plötzlich an der Spitze der Gruppe. Obwohl die Mitglieder des Vereins ihre fünf Rundwanderwege auswendig kennen, stoßen sie immer wieder auf Überraschungen: Eine umgekippte Buche blockiert den Weg. „Sie wird vom Sturm Mitte Juli umgerissen worden sein“, vermutet Frey.

Verein pflegt Wanderwege

Wenngleich sich der Verein auch um die Pflege der Wanderwege kümmert, ist dieser Brocken eindeutig zu schwer. „Um den Baumstamm muss sich der Eigentümer des Waldes kümmern“, sagt Kohorst. Ein wenig ärgert er sich aber darüber, dass er seine Heckenschere nicht bei sich trägt. „Normalerweise haben wir die immer dabei, um tief hängende oder auf den Weg rankende Äste beseitigen zu können“, erzählt der passionierte Wanderer. Und davon gibt es heute reichlich: Genau wie einige matschige Passagen lassen die Wanderer diese kleinen Hindernisse aber mühelos hinter sich.

Mais versperrt die Aussicht

Am Kolpingeck erfolgt die einzige kleine Ernüchterung an diesem Tag: Der hohe Mais auf einem Feld versperrt die schöne Aussicht auf den unten vorbeifließenden Kanal und die sich dahinter erstreckende Natur. Einige Teilnehmer klettern auf die Bänke und können am Horizont immerhin Ibbenbüren erkennen.

Auch Museumsbesuche stehen auf dem Programm

160 Mitglieder hat der 1967 gegründete Verein, der Beitrag für die Mitgliedschaft beträgt pro Jahr 13 Euro. „Große Sprünge können wir mit unserem Budget natürlich nicht machen, aber hin und wieder stiften wir eine Bank oder finanzieren einen Museumsbesuch“, berichtet Frey. Der Wanderverein trifft sich nämlich nicht nur regelmäßig dienstags zu Wanderungen in Hollage. Einmal im Monat wandert der Verein sonntags durch das Osnabrücker Land. So steht am 16. August eine 12-Kilometer-Wanderung in den Dammer Bergen an. Zudem werden immer wieder Stadtführungen oder Besichtigungen im norddeutschen Raum organisiert, an denen bis zu 40 Vereinsmitglieder teilnehmen.

Wandern bei Sonne ist schöner

Kurz nach 16 Uhr treffen die Wanderer wieder an der Weltkugel ein. Regen fällt noch immer vom Himmel, der guten Laune hat das nicht geschadet. Abgesehen von dreckigen Schuhen und Hosenbeinen haben die Teilnehmer keine Blessuren davongetragen. Sonnentage seien ihnen dennoch lieber, sagt Kohorst: „Schließlich schützt der Wald vor Hitze noch viel besser als vor Regen.“

Zur Sache

Wer selbst mal an einer Wanderung teilnehmen möchte, kann sich an jedem ersten Dienstag im Monat um 14 Uhr an der Weltkugel vor der Erich-Kästner- Schule einfinden. Die nächste Gelegenheit besteht am 1. September.

s. Beitrag der NOZ vom 05. August 2015