„Abraham der Bauer“ besaß stattlichen Vollerbenhof

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Wallenhorst
Der Brammenweg liegt wiederum im ältesten Siedlungsgebiet Wallenhorsts, den „Bock Garen“ in Lechtingen. In einem früheren Teil der Serie „Straßenkunde“ ist bereits der „Buchgarten“ vorgestellt worden. Der Brammenweg verläuft östlich parallel zum Buchgarten mitten durch die kostbaren Eschböden auf den Brammenhof zu. Der gehört zu den Vollerbenhöfen, die durch Teilung aus dem „Bock Garen“-Urhof entstanden sind, wie der Siedlungsforscher Werner Delbanco nachgewiesen hat.

„Hier liegen alle Anzeichen einer alten Eschflur vor“, schreibt Delbanco. Die Vollerbenhöfe Harenberg, Sprehe, Rölcker, Bramme und der Halberbe Woestmann umstehen die Streifen-Parzellen in lockerer Streusiedlung. Nach Delbanco bestand hier ursprünglich ein einziger Hofkomplex in Zentrallage, ein frühmittelalterliches Einzelgehöft, aus dem sich durch Teilungen und Abspaltungen das spätere Bild entwickelte. Lechtingens Kern stellt sich als eine um ihren Esch angeordnete Gruppensiedlung von fünf Alterbenhöfen dar. Die ursprüngliche Form dieser Flur hat sich bis heute ungestört erhalten und ist leicht in der Landschaft zu erkennen. Der Brammenweg erschließt ein einzigartiges Siedlungs- und Landschaftsensemble, das noch die Zustände der sächsischen Zeit erkennen lässt.

Namensforscher Theodor Baader führt den Namen Bramme auf den alten Abraham zurück. Solche alttestamentarische Namen seien im Hochmittelalter und in der Reformationszeit in Gebrauch gekommen. Bramme oder Brame stehe für „Brambur“, „Abraham der Bauer“.

Der Name Bramme taucht in einem Kontributionsregister aus dem Jahre 1649 auf, in dem es heißt: „der man ist verbrandt 1647“. Ob der Brand des Hofes noch ein Ereignis des Dreißigjährigen Krieges oder ein Brand durch Blitzschlag war, ist nicht überliefert. Durch Einheirat wurde Bernhard Hanesch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Hofbesitzer.

Nachfahren der Hofesfamilie Bramme sind in Wallenhorst nicht nur unter dem Namen Hanesch, sondern insbesondere unter dem Familiennamen Hawighorst verbreitet. Der Urvater aller in Wallenhorst und Umgebung lebenden Hawighorst-Familien war Joan Gerd Hawickhorst, der bis zur Übernahme des Schleptruper Hofes Hawighorst nahe der Wallenhorster Grenze noch den Namen Bramme führte. Wäre er in Lechtingen geblieben, dann würden all die vielen heutigen Hawighorst-Familien als seine Nachkommen den Namen Bramme führen.

von Joachim Dierks

Quelle: NOZ vom 19.2.2015