Dillengras sorgt für Flurnamen
jod WALLENHORST
Im Ortsteil Hollage entstand ab 1972 das Baugebiet „Dillen“ am Nordhang des Hollager Berges. Das Straßen-Geviert Hollager Straße, Bergstraße, Nachtigallenweg und Uhlandstraße setzt den Rahmen für das 16 Hektar große Areal.
Heute wohnen etwa 450 Menschen an Königsberger, Dresdener, Breslauer und Danziger Straße sowie an der zentralen Haupterschließungsstraße „In den Dillen“. Mehrfamilienhaus-Blöcke, Doppel-, Reihen- und Einfamilienhäuser wechseln sich ab.
Die Flurbezeichnung „Dillen“ erschließt sich nicht ohne Weiteres. Sie ist historisch, so viel steht fest. In der „Charte von dem HollagerBerge“ aus dem Jahr 1765 sind für das Gebiet nördlich des Dörnter Kirchweges (heute Uhlandstraße) die Bezeichnungen „Dillen Busch“ und „Wulftangen Dillenkamp“ vermerkt. Doch wer oder was sind die „Dillen“? Der Heimatforscher Franz-Joseph Hawighorst hat sich auf eine virtuelle Reise begeben und nachgeschaut, wo sonst im Lande „Dillen“ auftauchen.
Ganz weit brauchte er nicht zu reisen, denn in Wallenhorst gibt es ein weiteres Mal die „Dillen“, und zwar in Lechtingen am Südhang des Lechtinger Berges. Dort sind die Flure „In der Dillen“ und „Dillenbrink“ vermerkt. Wie am Nordhang des Hollager Berges finden wir hier die „Dillen“ in einem bewaldeten Hang. In Esterwegen im Nordhümmling gibt es ebenfalls Dillen, nämlich eine Straße „In den Dillen“. Esterwegen wird durch Hügellandschaft geprägt.
Beim Ortsnamenforscher Hermann Jellinghaus findet man für „Dille“ die Definition „kleines Langtal“. Sie hilft aber nicht so recht weiter, sie passt nicht zur Örtlichkeit. Hawighorst hält es für wahrscheinlicher, dass die „Dillen“ sich vom Dillengras herleiten. Das ist der heute noch in Sachsen gebräuchliche volkstümliche Name des Wald-Reitgrase (Calamagrostis arundinacea). Dieses Schilfgras liebt schattige Laubwälder, aber auch Lichtungen und Waldränder und bevorzugt warme, nur schwach feuchte, mineralreiche steinige Böden.
Das könnte auf den Hang des Hollager Berges zutreffen. ähnliche Standortverhältnisse gibt es auch in Lechtingen am Hang des Lechtinger Berges. Also spricht einiges dafür, dass unsere Vorfahren vom vorherrschenden Anblick des Schilfgrases beeindruckt waren und deshalb der Ortlichkeit diesen Namen gaben.
von Joachim Dierks
Quelle: NOZ vom 11.11.2016