Nicht besonders wertvolles Land
WALLENHORST
Die Straße Schnippelkamp liegt zentral in Alt-Wallenhorst zwischen dem Sportplatz und der Hollager Straße und ist ein Abzweig vom Hardinghausweg. Beim Namensbestandteil „Schnippel“ denken wir an ein kleines abgeschnittenes Stück, einen Schnipsel oder niederdeutsch Schnippel, verewigt in dem traditionellen Eintopf-Gericht „Schnippelbohnen“. Unsere Vorfahren übertrugen die Bezeichnung auch auf Grundflächen.
So ein „Schnippel“ lag irgendwo am Rande und hatte nicht die größte Bedeutung. Der Namensbestandteil „Kamp“ verweist auf eine größere zusammenhängende Fläche, die einem oder mehreren der seit Jahrhunderten bestehenden Höfe zuzuordnen war, so wie etwa der Schnedlings Kamp im Gebiet der heutigen Straße Schneidling. Etwas anders lagen die Dinge beim Schnippelkamp, der Markenland und damit gemeinsames Eigentum aller Genossen in der jeweiligen Bauerschaft war. Er war in früheren Jahr hunderten eine Mischung aus Wald und Heide.
Der Historiker Franz-Joseph Hawighorst weist daraufhin, dass es den Schnippelkamp in beiden benachbarten Bauerschaften Wallenhorst und Hollage gab. Er war also, wenn man so will, ein frühes interkommunales Gewerbegebiet. Die Karten der ersten Vermessung durch Du Plat im 18. Jahrhundert geben Auskunft über die Lage. In Hollage war der Schnippelkamp der heutige Bürgerpark und das gesamte Gebiet des Exerzierplatzes. Das war ein recht großer Schnippel, den die Vermesser als „Auf dem Schnippel Kamp“ dokumentierten. Im 19. Jahrhundert wurde der Hollager Schnippelkamp durch die Einrichtung des „Cavallerie-Exercierplatzes“ auf das Gebiet des Bürgerparks bis zur Straße „Am Pingelstrang“ reduziert.
In Wallenhorst registrierten die Vermesser von Du Plat den Schnippelkamp im Gebiet nördlich des Barlager Kirchweges (heute Hansastraße), dort, wo heute die großen Verbrauchermärkte ansässig sind. Das ist ein Stück weit entfernt vom Bereich der heutigen Straße Schnippelkamp. Vielleicht hatten die Wallenhorster den Vermessern missverständliche Auskünfte gegeben? Jedenfalls ist bei der Markenteilung in den 1840er-Jahren der Schnippelkamp im Bereich der heutigen Straße dokumentiert und auch westlich angrenzend über die heutige Straße „Zum Sportplatz“ hinweg bis zur damaligen Gemeindegrenze und damit bis zum Hollager Schnippelkamp. Festzuhalten bleibt, dass der grenzüberschreitende Schnippelkamp in beiden Bauerschaften eine weniger wertvolle Fläche war, die erst bei den Markenteilungen in den 1840er-Jahren in den Bestand verschiedener Höfe einbezogen wurde.
Die Unterlagen zur Teilung der Wallenhorster Mark verraten uns noch eine Besonderheit zum Schnippelkamp. Die Wallenhorster Markgenossen betrieben hier zum Zeitpunkt der Vermessung im Jahre 1844 eine Gruttkuhle, die als „gemeinbleibender Platz“ im Besitz der Markengemeinde blieb. Das, was1844 als Gruttkuhle bezeichnet wurde, würden wir heute Abfalldeponie nennen. Zu dieser Kuhle, die vermutlich zuvor eine Sandgrube war, wurde von den Bewohnern all das gekarrt, was entsorgt werden musste.
von Joachim Dierks
Quelle: NOZ vom 22.7.2016