5.862 m über dem Meeresboden

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Wanderurlaub auf Madeira

Die Koffer hatten wir schon um kurz vor 18 Uhr beim Reise-Treff-Ludwig in Wallenhorst untergestellt und um 00:30 Uhr holt Walter uns mit dem Auto ab. Der Bus bringt uns am 09. April um 01:30 Uhr Nachts nach Düsseldorf zum Flieger. Kurz nach 06:00 Uhr sind wir in der Luft und landen gegen 10:00 Uhr in Funchal. Wanderurlaub auf Madeira ist angesagt. Zur Reisegruppe unter der Leitung von Peter Goryszewsky vom Reise-Treff-Ludwig, gehören 27 Teilnehmer aus dem Dunstkreis Wallenhorst / Osnabrück, darunter 8 Wanderer vom Heimatverein Hollager Hof.

Die Zeitverschiebung beträgt 1 Stunde zu unseren Gunsten und wir erkunden zunächst das Hotel Porto Mare in Funchal, weil noch nicht alle Zimmer bezugsfertig sind. Das Haus liegt in einer großzügig angelegten Parkanlage und bietet einen ausgezeichneten Service.

Der erste Urlaubstag führt uns per Bus zum Cabo Gierau , einer knapp 600m hohen Aussichtplattform mit einem Glasboden, der die Sicht auf Terrassenfelder am Meer frei gibt. Schwindelfrei sind wir hier in zahlreicher Gesellschaft aus aller Herren Länder. Wir erkunden den Westteil der Insel, sehen malerische Dörfer und grandiose Ausblicke auf die Bergwelt. Oft bewegen wir uns oberhalb der Wolken oder in deren Nebelschwaden, die den Blick auf die mit Stechginster bewachsene moorige Hochebene freigeben. Porto Moniz mit seinen Naturschwimmbädern und ein Besuch in einer Bananenplantage runden den Tag ab.

Es folgt eine leichte Levada-Wanderung entlang der gemauerten Wasserleitungen, die auf der gesamten Insel präsent sind. Die vulkanischen Gesteinsformationen sind wie ein Schwamm, der das Wasser speichert und an unzähligen Stellen wieder frei gibt. Mit dem Wasser der Levadas bewässern die Bauern ihre an den Hängen angelegten Felder. Unser Vorteil ist, dass die Levada-Wege ein nur ganz geringes Gefälle haben.

Ganz anders die Wanderung zum Pico Ruivo, der mit 1862 m der höchste Berg auf Madeira ist. Wir steigen allerdings erst auf 1592m Höhe ein, um die letzten knapp 300 Höhenmeter zu erwandern. Das ist  schon ziemlich anstrengend. Der achtköpfige harte Kern der Reisegruppe, zu der der Chronist nicht gehört, setzt noch einen drauf. Es geht über einen sehr anspruchsvollen und herausfordernden Trail rüber zum Pico do Arieiro, dem mit 1810 m zweithöchsten Berg der Insel. Dort holt unser Busfahrer alle ab.

Die Wander- und Besichtigungstage vergehen wie im Fluge.  Wir wandern im Gebirge zu den 25 Quellen und auf einer weiteren Levada-Wanderung durch den Lorbeerwald im Osten der Insel. Da die Levadas teilweise in engen Tunneln durch die Berge geführt sind, stapfen auch wir mit Taschenlampen bewaffnet durch die feuchten Grotten, die bis zu 800 m lang sind. Danach zieren einige Beulen die Häupter der größer gewachsenen Wandervögel.

Mit jeweils 100 Höhenmeter fällt die Temperatur auf Madeira um etwa 1° Celsius und von der Küste zur Hochebene lernen wir die verschiedenen Vegetationszonen kennen. Im tropischen und subtropischen Bereich wachsen Bananen, Mangos und Zuckerrohr, darüber Wein , Orangen, Maracuja und Zitronen, dann Äpfel, Zwetschgen, also das Obst unserer Breitengrade. Je höher man kommt, desto karger wird die Flora und besteht auf der morigen Hochebene überwiegend aus Stechginster mit seiner schönen knall-gelben Färbung.

Die ursprüngliche Bewaldung der Insel besteht aus Lorbeerwald und Erika (Baumheide), allerdings gibt es heute zu 60% Bäume, die nicht von der Insel stammen. Als sehr schädlich hat sich der eingewanderte Eukalytuswald erwiesen, weil er extrem schnell wäschst und mehr Wasser verbraucht, als der Flora gut tut. An vielen Stellen wird er abgeholzt und es werden heimische Sorten aufgeforstet.

Ein Tag ist reserviert für einen Besuch in Funchal mit seiner Altstadt und den sehenswerten Kirchen. Natürlich darf auch der Aufenthalt in der Markthalle nicht fehlen. Dort kann man alles erstehen, was das Herz begehrt, auch Dinge, die man nicht wirklich braucht. Wir gleiten mit der Seilbahn über die Häuser hinweg und hinauf zum botanischen Garten, in dem wir uns problemlos den ganzen Tag zwischen Blumen, blühenden Sträuchern und Bäumen sowie Kunstwerken hätten aufhalten können. Mit den traditionellen Korbschlitten will von uns allerdings niemand die Straßen runter sausen, vielleicht auch deshalb nicht, weil die Gefährte wenig vertrauenerweckend ausschauen.

Auf einem weiteren Ausflug per Bus besichtigen wir die traditionellen  Strohdachhäuser in Casa de Colmo und schauen in einer Zuckerfabrik zu, wie aus dem Zuckerrohr der Zuckersaft herausgepresst wird, der dann zu Sirup verkocht oder zu Rum gebrannt wird. Natürlich müssen wir  alles probieren, den Poncha (Orange u. Maracuja plus Rum), den puren Rum und den Sirupkuchen mit Nüssen und Rosinen… sehr lecker und lustig.

Madeira ist eigentlich ein 5862 m hoher Berg vulkanischen Ursprungs, dessen Spitze aus dem Atlantik schaut. Entsprechend steil sind die Straßen. Auto- und Busfahren ist ein Abenteuer mit vielen engen Serpentinen und nicht selten haben wir das Gefühl, mit einem halben Reifen über den Abgründen zu rollen.  Am vorletzten Tag erreicht uns die Nachricht über einen schrecklichen Bus-Unfall  auf Madeira  mit 29 Todesopfern. Ein Schock, auch für uns…  der aber dazu führt, dass wir uns am Folgetag im Bus anschnallen und der Fahrer dieses auch kontrolliert, wie im Flieger.

Nach 10 Tagen Madeira bei Superwetter und mit vielen Eindrücken beladen, kehren wir am Karfreitag, morgens um 02:00 Uhr nach Wallenhorst zurück. Sicher ist es nicht unser letzter Besuch auf der Blumeninsel Madeira.