Ein Mahnmal gegen das Vergessen

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Am nördlichen Eingang zur Hüggelschlucht, direkt an der Stadtgrenze zu Georgsmarienhütte-Holzhausen, liegt in einem Wäldchen direkt neben den Gleisen der Hüttenbahn der Augustaschacht, der 1860 erbaut wurde. Im Jahre 1876 errichtete das Stahlwerk Georgsmarienhütte eine Pumpstation am Fuße des Hüggels.

Das architektonisch ansehnliche Gebäude beherbergte ursprünglich eine Wasserhaltungsmaschine, die von einer in Nebengebäuden untergebrachten Dampfmaschine angetrieben wurde.

Unser Bus nähert sich mit 30 Fahrgästen über schmale Wirtschaftswege diesem historischen Gebäude, das heute als Gedenkstätte Augustaschacht von uns besucht wird. Brigitte Lenz-Gust vom Vorstand des Trägervereins Augustaschacht empfängt uns vor dem Gebäude, das der Gestapo Osnabrück ab 1944 als Arbeitserziehungslager diente. Es war eines von 100 AEL oder Arbeitszuchtlager, die zwischen 1940 und 1945 von der Gestapo betrieben wurden.

Frau Lenz-Gust führt uns durch den Außenbereich des Lagers und gibt uns einen Einblick in das damalige Lagerleben. Wer sich als Zwangsarbeiter eines Vergehens schuldig gemacht hatte, wurde für etwa 8 Wochen hier interniert und mit schlechter Verpflegung, menschenunwürdiger Unterbringung und Schikanen bestraft. Neben den wenigen deutschen Insassen wurden überwiegend niederländische, französische aber auch polnische und russische Zwangsarbeiter ausgebeutet, denn trotz der schlechten Bedingungen mussten sie in der Landwirtschaft oder in den Industriebetrieben der Umgebung arbeiten. Etwa 2000 Insassen aus 17 Nationen waren in dieser Zeit inhaftiert, wovon ca. 100 Personen die Torturen und Schikanen mit ihrem Leben bezahlten.  

Im Inneren des Schachtgebäudes, in das nach seiner ursprünglichen Nutzung Zwischendecken eingezogen wurden, versammeln wir uns heute im Obergeschoß im großen Vortragsraum, der vermutlich als Schlafsaal genutzt wurde. Hier können wir bei Frau Lenz-Gust unsere Fragen zum Gebäude und zur damaligen Zeit loswerden, bevor wir die Dauerausstellung mit ihren Exponaten aus der nationalsozialistischen Zeit besuchen.

Hier erfahren wir, dass Fremdarbeiter zunächst mit Versprechen auf gute Arbeit, gerechten Lohn und geregelte Lebensverhältnisse zur Arbeit nach Deutschland angeworben wurden. Die Arbeitskräfte wurden dringend gebraucht, weil viele Deutsche als Soldaten im Krieg eingesetzt waren. Die Versprechen wurden aber nicht eingehalten und die Gestapo ging dazu über, Menschen in den besetzten Gebieten als Zwangsarbeiter zu verschleppen.

Wir lesen von bedrückenden Schicksalen, die man sich heute nur schwer vorstellen kann. Offensichtlich ist auch, dass nahezu jeder Deutsche mit Fremdarbeitern in Kontakt kam und deren Schicksal kennen musste. Unvorstellbar auch die Vorgehensweise der Nazis, wenn ein Fremdarbeiter ein Verhältnis mit einer deutschen Frau hatte. Die Hinrichtung des Arbeiters und die Deportation der Frau in ein Konzentrationslager war üblicherweise die Folge. Wen wundert es, dass es nach der Befreiung 1945 zu Übergriffen durch die Verschleppten oder Inhaftierten kam.

Als wir das Gebäude verlassen, sehen wir international organisierte Jugendgruppen, die auf dem Gelände Ausgrabungen voranbringen und sich vermutlich auch mit der Geschichte und den Schicksalen der damaligen Zeit beschäftigen.

Die vorgesehene Zeit unserer Exkursion vergeht für uns wie im Fluge. Zum Ende unseres Aufenthaltes schauen wir uns noch das Mahnmal aus rostigen eisernen Stelen jenseits der Bahngleise an, das in der Form eines geschlossenen Eisenbahnwaggons an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Wir bedanken uns bei unserer ehrenamtlich tätigen Begleitung und gehen in Hasbergen in die Mittagspause.