Der Hollager  Berg – unheimliche Geschichten aus der Geisterstunde

Loading

– ein Nachtrag von Franz-Joseph Hawighorst –

Am 25. April 2024 habe ich im Hollager Heimathaus einen Vortrag zur Geschichte und zu den „Geschichten“ des Hollager Berges gehalten. Im letzten Teil habe ich daran erinnert, wie in früheren Generationen die Menschen in der dunklen Jahreszeit in den Abendstunden  zusammensaßen und Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählt wurden. Es war die Zeit, in der auf den Höfen und in den Heuerhäusern noch keine Elektrizität vorhanden war und das Licht in der Wohnküche von einer Petroleumlampe kam.

 Erzählt wurden damals auch unheimliche Geschichten, die Menschen um Mitternacht in der Geisterstunde im Hollager Berg erlebt hatten oder erlebt haben wollten. Wir verfügen mit den Erinnerungen des ehemaligen Lehrers Franz Stallkamp, der 1864 in Hollage in der Barlage geboren wurde, über ein besonderes Zeitzeugnis für das 19. Jahrhundert. Franz Stallkamp hat seine Erinnerungen  in den 1950er Jahren aufgeschrieben. Er beschreibt nicht nur eigene Erlebnisse aus seiner Schüler- und Jugendzeit in Hollage, sondern auch all das, was er in dieser Zeit von seinem Großvater Johann Heinrich Tackenberg und auch vom Barlager Altbauern Heinrich Gers-Barlag erfahren hatte. Er erinnerte sich auch an Geschichten, die sein Lehrer  Bernhard Egbers erzählt hatte. In seiner Jugendzeit sei in Hollage auch berichtet worden, dass „vor Jahrhunderten im Hollager Berg der Bauer Bergmann seinen Nachbarn Witte erschlagen haben solle“.

 Franz Stallkamp hat seine Erinnerungen mehrfach geschrieben, und zwar für seine Kinder, für die Familie seiner Ehefrau in Hagen und für einige Familien in Hollage. Bei einer Version für eine Hollager Familie heißt es, „dass der Bauer Bergmann den Nachbarn Witte auf dem Kreuzweg im Hollager Berg erschlagen haben solle“, bei der Version für die Familien in Hagen, „dass der Bauer Witte den Nachbarn Bergmann erschlagen haben solle“. Ich hatte in meinem Vortrag den Hinweis zu der Version gegeben, wonach Bergmann der Täter und Witte das Opfer war. Dass eine der Versionen in den „Erinnerungen“ von Franz Stallkamp eine irrtümliche Aussage enthält, das ist mir bei einem Vergleich der „Erinnerungen“ bewusst geworden. Die Frage ist daher, wer war bei diesem Geschehen der Täter und wer war das Opfer? Und wann soll sich im Hollager Berg die Tat ereignet haben?

Hilfreich war bei der Klärung dieser Fragen Dr. Franz Vincke, der als Historiker den Älteren noch in Erinnerung ist. Franz Vincke hat eine Notiz hinterlassen, wonach 1713 der Colonus Joan Bergmann einen Tag nach einer großen Schlägerei mit seinem Nachbarn Witte verstorben war. Joan Bergmann war bei seinem Tode 51 Jahre alt.

Joan Bergmann war Besitzer des Hofes Bergmann, der sich in der Ecklage „Fürstenauer Weg/Hollager Straße“ westlich des Fürstenauer Weges befindet. 1730 war der Hof noch an seinem ursprünglichen Standort östlich des Fürstenauer Weges. 

  Unmittelbarer Nachbar im Osten war der Hof Witte, der später ebenso wie Bergmann seinen Standort verlegte. Die Hofstelle von Witte ist heute die Hofstelle Hellmich. Der Vollerbenhof Witte in Fiestel gehörte zu den größten Höfen in der Hollager Bauerschaft. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts aufgeteilt und veräußert.  Der letzte Hollager Colon Witte  bewirtschaftete anschließend den Hof seiner  Ehefrau – Hof Elixmann –  in Natrup-Hagen.

Der Fiesteler Hof Witte war im 16. Jahrhundert auch von einem Konflikt zwischen der tecklenburgischen Adelsfamilie Grothaus und dem Osnabrücker Bischof als Landesherrn  betroffen. Otto Grothaus kündigte 1557 allen Bewohnern von Osnabrück die Fehde an und begann nach gescheiterten Versuchen zur gütlichen Einigung damit, auch in Bramsche und danach auch in Hollage zu brennen und zu rauben. In Hollage war auch der Hof Witte betroffen. Von den Bewohnern erpresste Grothaus ein Lösegeld. Auch diese Geschichte wird von vielen Generationen nicht nur in Hollage beim abendlichen Beisammensein der Menschen erzählt worden sein.

Franz-Joseph Hawighorst

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert